Mit aller Kraft stemmst du dich in den Schild, doch die Masse der Dämonen schiebt dich Stück für Stück durch den Schnee nach hinten, egal, wie sehr du kämpfst. Du siehst zur Nebelziege. „Hilfe … bitte …“
Das große Tier tritt neben dich und lehnt seinen gehörnten Kopf von innen gegen den Schild. Gemeinsam könnt ihr standhalten, bis sich vor euch wieder Licht zeigt. Die Dämonen haben sich restlos in den Schild gestürzt! Nichts ist von ihnen geblieben.
Keuchend fällst du nach vorne, als die Sonnenfresser fort sind. „Haben … wir es geschafft?“
„Das haben wir“, bestätigt die Nebelziege. Wieder liegt die Bergspitze friedlich im Blau des Himmels. „Für dieses Jahr.“
„Aber … die Sonnenfresser sind weg! Sie sind alle vernichtet!“
„Sie sind in den Schild eingegangen“, widerspricht dir der Gott. „Sie sind ein Teil von mir. Solange ich lebe, werden auch die Sonnenfresser leben. Aber für dieses Jahr können sie diese Welt nicht betreten und weder Unglück noch Krankheit säen.“
„Sie sind ein Teil von dir?“
Der große Moschusochse neigt den Kopf. „Jedes Jahr in der finstersten Zeit brechen sie aus, und dann muss ich sie jagen, und sie jagen mich. Wer den Kampf gewinnt, der wird über das nächste Jahr herrschen.“
„Bis die Zeit der Nebelziege erneut beginnt“, murmelst du nachdenklich.
„So ist es.“ Das große Tier sieht in den Himmel. „Steige auf meinen Rücken, Kind.“ Sie beugt die Beine und kniet sich neben dich.
Erstaunt befolgst du den Befehl. Arto springt hinter dir auf den hohen Rücken der Nebelziege. Dann macht der große Moschusochse einen gewaltigen Satz und springt in den Himmel.
Im ersten Moment willst du schreien, doch dann merkst du, dass die Hufe der Göttin in der Luft unsichtbaren Halt finden. Mit weiten, schnellen Sätzen rennt sie immer höher, bis du mit einem Mal die Sterne über dir siehst, durchzogen von bunten Nebeln der Galaxien. Ungläubig siehst du auf das Farbenmeer, bis die Nebelziege sich plötzlich durch Wolken bewegt.
Das Licht einer untergehenden Sonne blendet dich, sodass du dein Dorf im Schnee unter dem blutroten Himmel erst erkennst, als die Nebelziege bereits auf dem Boden ist und sich den vordersten Hütten nähert. Hier hält sie an und lässt dich und Arto von ihrem Rücken steigen.
„Vielen Dank“, sagst du leise.
Die Nebelziege nickt dir zu, als du mit einem Mal Stimmen hörst, die deinen Namen rufen. Als du dich umdrehst, kommen deine Freunde gerade aus dem Dorf.
„Wo warst du denn bloß? Wir dachten schon, du wärst erfroren!“, ruft Virva.
„Du warst tagelang fort.“ Aimo umarmt dich fest.
„Geht es dir gut?“ Saana mustert dich.
Du willst erklären und deutest zur Nebelziege. Allerdings ist diese fort, als du dich umdrehst. Nur eine etwas dichtere Nebelschwade ist in der Ferne zu erkennen.
„Ist ja auch egal“, murmelst du. „Ich habe es wieder zurück geschafft.“
Virva legt den Arm um deine Schultern. „Du musst ganz durchgefroren sein! Wir bringen dich am besten erst einmal in die Sauna.“
„Und wir müssen allen Bescheid geben, dass du zurück bist!“, ruft Saana aus.
„Gerade noch rechtzeitig zum Fest“, erwähnt Aimo grinsend. „Das war Absicht, nicht wahr?“
Du lächelst. Sicherlich war das Absicht! Nur nicht unbedingt die deine …
⁂ ENDE ⁂
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Das ist natürlich kein Zwang und du solltest das nur tun, wenn du gerade etwas entbehren kannst.
So oder so bedanke ich mich vielmals für's Lesen!