„Nein! Bleib bei mir!“, ruft dir das Mammut nach.
Du schluckst, bevor du loseilst. Es fühlt sich nicht gut an, das Jungtier zurückzulassen. Aber alleine kannst du nicht viel ausrichten. Du brauchst Hilfe, starke Hilfe. Und die findest du wohl höchstens in der Herde.
Arto setzt sich leise auf deine Spur. „Such die Mammuts“, befiehlst du ihm mit leiser, angespannter Stimme. Gehorsam wittert dein Ettyr und du folgst ihm im Laufschritt durch die Wälder, am eisigen Fluss vorbei und schließlich auf eine weitere Lichtung zwischen großen Hügeln.
Ein lautes Trompeten verrät dir, dass ihr fündig geworden seid. Gleich darauf findest du dich einem Dutzend Mammuts gegenüber, die sich zusammendrängen und drohend die Stoßzähne präsentieren.
„Ich will euch nichts tun!“, sagst du, erstaunt, dass diese großen Tiere Angst vor dir haben. „Ich habe ein Jungtier gefunden, es braucht eure Hilfe.“
„Mein Kind …“, murmelt eine große Mammutkuh. Doch ihr Blick ist finster. „Was für ein Trick ist das, Zweibein?“
„Kein Trick!“, versprichst du. „Ich möchte nur helfen.“
„Helfen? Zweibeins helfen nicht. Sie kommen mit Feuer! Sie lassen das Gelände lügen. Sie töten und schneiden unsere Zähne ab.“
„Sie töten?“ Du verstehst. „Es gibt hier Wilderer, die euch jagen! Aber ich gehöre nicht zu ihnen, ich verspreche es euch.“
Das lügende Gelände bedeutet bestimmt, dass es hier Fallen gibt. Offenbar ist das junge Mammut nicht einfach in eine Erdhöhle gefallen, sondern in eine solche Falle.
„Wenn wir uns beeilen, können wir dein Kind befreien“, erklärst du der Leitkuh sanft. „Wir ziehen es heraus.“
„Das haben wir schon versucht.“ Die Mutter senkt den Kopf. „Ich bin nicht stark genug.“
„Weil der Rest der Herde mithelfen muss!“ Du beharrst auf deinem Plan. „Ihr müsst alle von den Seiten ziehen.“
Obwohl sie wenig Hoffnung haben, kommen die Mammuts mit dir. Ihr braucht nicht lange bis zur Grube, trotzdem machst du dir große Sorgen. Das Jungtier war bereits geschwächt. In dieser Kälte hält es nicht lange durch.
Doch es hebt den Kopf, als es dich mit der Herde kommen sieht, und begrüßt dich glücklich. Die Mammuts legen ihr Misstrauen dir gegenüber ab und stellen sich nach deiner Anleitung um die Grube herum auf. Du schluckst, als du mitten zwischen den Riesen stehst, die sich zusammendrängen und ziehen. Wenn jetzt eines der Mammuts einen falschen Schritt macht …
Aber du musst hier stehen. Mit knappen Worten zeigst du den Mammuts, wo sie das Jungtier packen müssen, und so schafft ihr es tatsächlich, das Kind aus der Grube zu ziehen.
Dankbar schlingt es den Rüssel um dich und du streichst durch sein dichtes Fell.
„Zu den Wilderern ...“ Du siehst das Muttertier an. „Wisst ihr, wo sie sind?“
Die Leitkuh der Herde nickt. „Sie verstecken sich im tiefsten Wald.“
„Natürlich“, brummst du. „Ich werde mich um sie kümmern.“ Dass man Tiere für den eigenen Fleischbedarf jagt, kannst du verstehen. Anders überlebt dein Stamm ja auch nicht. Aber Fallen sind ein unehrlicher Vorteil, der den Gesetzen widerspricht. Und wer die Gesetze bricht, der jagt auch heilige Tiere wie die Wollnashörner und tötet seine Opfer nur für ihre Hörner und Stoßzähne. Falls das hier der Fall ist, darfst du ein solches Verbrechen nicht dulden!
Weiter geht es in Kapitel 19.