Das viereckige Old Inverlochy Castle liegt am Südufer des River Lochy am strategisch wichtigen Südeingang zum Great Glen - dem Hauptdurchgang zu den schottischen Highlands. Die Burg scheint architektonisch verwandt zu sein mit Castle Sween im Westen, Coull Castle im Nordosten sowie Bothwell Castle und Dirleton Castle im Südosten.
Die Anlage wurde zwischen 1270 und 1280 von John the Black Comyn, dem Souverän über Badenoch und Lochaber, erbaut. Angeblich soll er dort im Jahr 1300 verstorben sein. Diese Behauptung beruht offensichtlich auf einem Irrtum, denn es gibt keine ähnliche Primärquelle, die seinen Tod an einem anderen Ort als auf Lochindorb Castle belegt.
Lochindorb ist im Übrigen wie Inverlochy eine viereckige Festung mit einem runden Turm an jedem Winkel.
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Lochindorb Castle
Die frühe Geschichte des Old Inverlochy Castle ist ziemlich nebulös.
Der 1303 verstorbene John Comyn war der Vater von John the Red Comyn, der im Jahr 1306 von Robert the Bruce in der Kathedrale von Dumfries ermordet wurde. Durch diese Tat scheint es wahrscheinlich, dass Inverlochy von Alexander of Lorne, der mit einer Tochter des älteren John Comyn (gestorben 1303) verheiratet war, an die Lords of the Isles überging.
Was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass Alexander Anfang Juni 1297 in der Nähe der Burg von John Comyn of Lochaber eine Schlacht gegen zwei große Galeeren ausfocht. Dies geschah, nachdem er im März von König Edward I. (zu jener Zeit König von England) gebeten worden war, Unzufriedene in der Gegend festzunehmen. Allem Anschein nach ging die Anlage bald darauf in Alexanders Hände über, der etwa 1290 die drittgeborene Tochter Johns geehelichte hatte.
Nach dem Tod Königs Edwards im Juli 1307 marschierte Robert the Bruce von Dumbarton aus durch das Great Glen und nahm die Burgen Inverlochy und Urquhart ein, da die dort stationierten Garnison nicht ausreichten, anschließend dann Inverness.
Die ganze Angelegenheit gipfelte letztlich darin , dass John Comyn of Buchan zu einem Waffenstillstand gezwungen wurde.
Bei besagtem John handelte es sich um einen Cousin zweiten Grades des von Bruce ermordeten John Comyn - die Vorstellung, dass er 1307 Inverlochy hielt, ist somit mehr als unwahrscheinlich.
Auf jeden Fall waren nach zwei Schlachten sowohl Earl John als auch sein Bruder Alexander im Dezember 1308 tot. Möglicherweise wurde das Gemäuer im Rahmen von Bruces Politik, keine Festungen in seinen Ländern zuzulassen, die gegen ihn verwendet werden könnten, zerstört. Das belegt natürlich nicht, wer die Burg seinerzeit innehatte. Es ist denkbar, dass sie bereits vorher in die Hände der Lords of the Isles übergegangen war, wie es in der späteren Korrespondenz zwischen Alexander MacDougall, dem Lord of the Isles, und König Edward II. (regierte von 1307 bis 1327) angedeutet wird.
Während der Verteidigung des Loch Linnhe im Frühjahr 1309 erklärte Alexander, dass er drei Burgen zur Verteidigung des Binnenmeeres besaß. Vermutlich waren dies Dunstaffnage, Inverlochy und Coeffin.
Dunstaffnage Castle wurde im Folgenden von Bruce belagert und fiel vor dem 16. Juni 1309. Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass Inverlochy zur gleichen Zeit niederging. Andererseits ist es nicht ausgeschlossen, dass die Vereinbarung, die mit der Garnison getroffen wurde, als Bruce im Great Glen einen Feldzug unternahm, zuvor zu ihrem Untergang führte. Unabhängig vom Schicksal der Burg sollten die Lords of the Isles in den folgenden hundert Jahren immer wieder um das Great Glen kämpfen.
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Great Glen
Wer auch immer die Festung an den Bruce verloren hatte, die Niederlage von König Edward II. und den überlebenden Comyns in der Schlacht von Bannockburn im Jahr 1314 besiegelte ihr Schicksal.
In Anbetracht der bekannten Politik von Bruce, Festungen zu vernachlässigen, könnte sie tatsächlich erst nach seinem Tod, er starb im Jahr 1329, wieder eingenommen worden sein. Auf jeden Fall hörte man nichts mehr von ihr, während Urquhart, nur 65 Kilometer weiter oben im Great Glen gelegen, im 14. Jahrhundert immer wieder Erwähnung fand. Mutmaßlich wurde die Burg in den 1350er Jahren von den MacDonalds abermals besetzt, als der Urenkel von Alexander das Gebiet zurückeroberte. Dieser Lord of the Isles starb zwischen 1371 und 1377, ohne einen legitimen Sohn zu hinterlassen. Dessen ungeachtet gingen unzählige seiner Ländereien zusammen mit der Herrschaft über Lorne an seinen Schwiegersohn John Stewart of Innermeath (gestorben 1421) über. Vermutlich verblieb die Region Lochaber, zusammen mit der Burg Inverlochy, durch die Schenkung von Robert Bruce an Angus Og in den Händen seiner entfernten Cousins, den MacDonalds von Islay.
Anscheinend machte Angus' Sohn John (vor 1315 bis 1386) seinem Sohn Reginald Zuwendungen innerhalb des Herrschaftsbereich Lochaber, die erkennen lassen, dass die Baronie und damit auch das Old Inverlochy Castle, ihm gehört haben müssen.
Inverlochy dürfte ein nützlicher Stützpunkt gewesen sein, von dem aus Johns Sohn, Lord Donald MacDonald of the Isles, in den späten 1390er Jahren seine Angriffe auf Urquhart und Inverness startete.
Am 25. September 1394 schloss Earl Thomas Dunbar of Moray einen Vertrag mit Alexander of the Isles, Lord of Lochaber. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um Alexander MacDonald, den jüngeren Bruder von Donald MacDonald of the Isles (gestorben 1423). Inverlochy wäre ein guter Ausgangspunkt für die anschließende Eroberung des Urquhart Castle im Jahr 1395 gewesen.
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Urquhart Castle
Old Inverlochy Castle wurde möglicherweise 1431 eingenommen, als Mitglieder des Clan MacDonald von Alexander MacDonald, Lord of the Isles (1390 bis 1449), in der ersten Schlacht von Inverlochy die größere Armee von König James I. unter dem Earl of Mar besiegten.
Der Graf hatte in den Hügeln oberhalb von Inverlochy Stellung bezogen, als er zu Lande und zu Wasser (vermutlich vom Loch Linnhe aus) angegriffen und zurückgeschlagen wurde.
Mehr als 70 Jahre später, im Jahr 1505, wurde die Burg an Alexander Gordon, den 3. Grafen von Huntly, übergeben, der von König James IV. damit beauftragt wurde, Inverlochy zu reparieren, damit sie als königliche Garnison für die Kontrolle der Highlands genutzt werden konnte.
Es ist gut möglich, dass die Zinnen sowie das nördliche Torhaus zu dieser Zeit errichtet wurden.
Im Jahr 1509 wurde Inverlochy zum Sitz der königlichen Gerichte in Lochaber bestimmt. Etwa zur gleichen Zeit avancierte Alexanders Bruder William Gordon, der Gutsherr von Gight, zum Herrn von Inverlochy. Er kam 1513 in der Schlacht von Flodden ums Leben.
Am 2. Februar 1645 fand hier die zweite Schlacht von Inverlochy statt, bei der die royalistische Armee unter James Graham, dem 1. Marquis of Montrose, eine aus der Festung stammende Armee der Campbells unter dem Earl of Argyll besiegte.
Im Anschluss an die Schlacht sollen ca. 1.300 Männer verschleppt und massakriert worden sein.
Zum Vergleich: Als man in Durham eine Grabgrube öffnete, fand man von den 1.700 Schotten, die dort nach der Schlacht von Dunbar umgekommen sein sollen, gerade einmal 28 Leichen. Das belegt einmal mehr, dass geschwätzige Geschichten über Massaker immer mit Vorsicht genossen werden sollten.
Bei der Renovierung der Westseite der Anlage im 19. Jahrhundert entdeckten die Arbeiter ein vollständiges Skelett, das im nördlichen Ende des Wehrgangs begraben lag. Vielleicht handelte es sich dabei um ein Opfer der Schlacht.
Gleichfalls sollen auch Kanonenkugeln in den Burgmauern gefunden worden sein.
Im Jahr 1654 wurde Burg Inverlochy zugunsten eines neues Gebäudes weiter unten am River Lochy, an dessen Einmündung in den Loch Linnhe, aufgegeben. Daraus entstand um 1690 das spätere Fort William.
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Blick auf den River Lochy vom hinteren Bereich des Old Inverlochy Castle
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