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Eine Burg in Edzell existierte bereits seit 1100, als die Familie Abbott eine Holzkonstruktion auf einer Motte (1) errichtete. Von ihnen ging der Besitz zunächst an die Stirlings of Glenesk und im Folgenden im Jahr 1358 durch Heirat an die Familie Lindsay über. Im Besitz der Lindsays verlieb Edzell Castle dann bis zum Jahr 1715.
In den 1400er Jahren wurden die Lindsays Earls of Crawford. Sie gaben in den frühen 1500er Jahren ihren ursprünglichen Wohnsitz auf und erbauten ein Tower House (Wohnturm) sowie einen Innenhof an einem geschützteren Ort, ebenda, wo sich die heutige Anlage befindet. Im Jahr 1553 wurde der Wohnturm um einen großen Anbau erweitert, in dem sich auch der Haupteingang befand.
Die meisten schottischen Burgen können entweder auf eine Reihe von Belagerungen oder auf einen Besuch von Maria Stuart verweisen, in einigen Fällen sogar auf beides. Edzell Castle hatte eine für schottische Verhältnisse relativ friedvolle Geschichte, kann aber dennoch einen Aufenthalt der schottischen Königin für sich beanspruchen. Sie verbrachte die Nächte vom 23. und 24. August 1562 hier. Am 25. August fand auf Edzell Castle eine Sitzung des Geheimen Rates statt, an der alle wichtigen Persönlichkeiten der damaligen Zeit teilnahmen. Diese wurde im Saal im ersten Stockwerk des Tower Houses abgehalten.
Marias Sohn James VI. besuchte Edzell gar zweimal, im Juni 1580 und im August 1589. Zu dieser Zeit erweiterte Sir David Lindsay gerade die Räumlichkeiten der Burg um einen großen Nordflügel mit Rundtürmen. Er wollte dadurch der Gesamtanlage einen interessanteren Anstrich verpassen.
Sir David Lindsay ist auch für die Entstehung von Edzells einzigartiger Besonderheit, den ummauerten Garten, verantwortlich. Dieser sollte einen Rückzugsort bieten, überdies die Gäste erfreuen und unterhalten.
Die Gartenmauern, von denen der überwiegende Teil noch heute erhalten ist, sind reich verziert. Diagonal angeordnete Fächer in den Mauern bieten Platz für Blumenkästen, zudem sind Nistplätze für Vögel vorhanden. Eine weitere Zierde bilden die Steinreliefs von Tugenden und Gottheiten.
Um die Anlage abzurunden, wurden an den entfernten Ecken des Gartens Gebäude errichtet. Eines dieser Gebäude, das noch weitgehend erhalten ist, ist ein zweigeschossiges Sommerhaus. Das andere war ein Badehaus. Die Stelle, an der sich das Badehaus befand, ist durch ein Tor in der Gartenmauer zugänglich, allerdings sind nur die Fundamente und einige Steinschichten erhalten geblieben.
Der Ausbau des Gartens wurde im Jahr 1604 begonnen, war aber bis zu Sir David Lindsays Tod im Jahr 1610 nicht beendet.
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der Garten von Edzell Castle
Sir Davids Traum vom Garten wurde nach seinem Tod verwirklicht. Doch die Schulden, die er für den Ausbau der Anlage gemacht hatte, waren so hoch, dass der Nordbereich niemals nach den ursprünglichen Plänen fertig gestellt werden konnte. Bis zum Jahr 1715 waren die geerbten Schulden derart stark angewachsen, dass die Lindsays gezwungen waren, Edzell Castle zu verkaufen. Es ging im Folgenden an den Earl of Panmure über. Der letzte David Lindsay zog weiter, um in den Ställen eines örtlichen Gasthauses zu arbeiten.
Dem Earl of Panmure erging es nicht viel besser, denn er unterstützte die Verliererseite während des Jakobitenaufstands von 1715. Seine Ländereien, darunter auch Edzell Castle, wurden infolgedessen beschlagnahmt. Die Burg ging hiernach in den Besitz der York Building Company über.
Während des Aufstandes von 1745 wurde Edzell Castle von den Besatzungstruppen der Regierung schwer beschädigt.
Im Jahr 1764 ging die York Building Company in Konkurs. Deren Gläubiger enteigneten ihr Vermögen, darunter befand sich auch ein Großteil der Struktur von Edzell, u. a. die zur Burg führende Buchenallee. Die dort befindlichen Bäume wurden wegen des Wertes ihres Holzes gerodet.
Das Anwesen ging später an die Familie Dalhousie über, die es noch immer besitzt. Im Jahr 1932 gelangte der ummauerte Garten in staatliche Obhut und 1935 folgte der Rest der Ländereien. Beides wird heute von Historic Environment Scotland verwaltet.
Die Auswirkungen des Scheiterns der York Stone Company sind am ruinösen Zustand des Nord- und Westteils von Edzell Castle deutlich zu erkennen. Dennoch gibt es für den Besucher viel zu sehen. Ob man nun ein Liebhaber von Burgen oder Gärten ist, den Höhepunkt eines Besuchs bildet mit Sicherheit das Tower House. Man wird es entweder als solches oder wegen der Aussicht auf den Garten genießen, die sich von einem oberen Fenster aus bietet, wo der Turm teilweise einen neuen Holzfußboden erhalten hat.
Für die meisten dürfte der Garten die eigentliche Attraktion von Edzell sein. Er ist einfach herrlich. Kaum bekannt ist, dass die festen Strukturen des Gartens bereits 1604 angelegt wurden, die heutige Bepflanzung aber erst in den 1930er Jahren entstand.
Der Garten beherbergt das Sommerhaus. Das Obergeschoss dieses Hauses wird bei einem Rundgang leicht übersehen. Hier befindet sich der am besten erhaltene Raum der Anlage mit einer beeindruckenden Eichentafel an der Wand.
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das Sommerhaus von Edzell Castle
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(1) Eine Motte oder Turmhügelburg ist ein vorwiegend in Holzbauweise errichteter Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem turmförmigen Gebäude ist.