Ballachulish ist ein vergleichsweise merkwürdiger Ort, und das nicht nur, weil er einen Namen trägt, der schwer richtig oder sogar durchweg falsch zu buchstabieren ist. Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass es Ortschaften gibt, die aus zwei Hälften bestehen, doch Ballachulish besteht aus zwei Teilen sowie einer zusätzlichen, größeren Ansiedlung, die etwa drei Kilometer weiter in Richtung Glencoe zu finden ist.
Der Name stammt aus dem Gälischen und bedeutet Dorf der Enge. Die erste Siedlung, die diesen Namen trug, lag genau dort, wo sich heute North Ballachulish befindet. Ihr Zwillingsdorf auf der Südseite des Sees folgte bald darauf. Der Loch Leven verengt sich hier dramatisch.
North Ballachulishn und South Ballachulish wuchsen um die Anlagen herum, die von den Fähren, welche den See einst überquerten, sehr früh genutzt wurden. Seit 1912 verkehrte eine Autofähre über die Engstelle, die allerdings im Jahr 1975 mit der Eröffnung der Brücke eingestellt wurde. Infolgedessen hatten die Autofahrer die Wahl zwischen den mitunter langen Warteschlangen der Fähre zu Stoßzeiten und dem 30 Kilometer langen Umweg über Kinlochleven.
Die Fähre gibt es schon lange nicht mehr, doch die Helling (1), die der Fähre diente, ist noch vorhanden, wenngleich sie keineswegs gegenüber liegt.
Die 1975 eröffnete Ballachuliish Bridge fügt sich gut in ihre Umgebung ein. Es ist in der Tat etwas überraschend, dass sie in diesem Teil der Highlands erst derart spät geschaffen wurde.
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Ballachulish Bridge
South Ballachulish besteht hauptsächlich aus der Helling (1) und dem nahe gelegenen Ballachulish Hotel. In der Nähe der Stufen, die von der Brücke zur Straße nach Oban hinunterführen, steht ein Denkmal für James Stewart, der hier im Jahr 1752 für den Appin-Mord gehängt wurde. Hierbei handelte es sich um die Ermordung von Colin Campbell, im Übrigen ein Ereignis, das die Grundlage für Robert Louis Stevensons Roman Kidnapped bildete. Die Hinrichtung Stewarts war das Ergebnis des größten Justizirrtums in der schottischen Rechtsgeschichte. Eine Reihe von Orten, die mit dem Appin-Mord in Verbindung stehen, sind durch den Last Clansman Trail (2) miteinander verbunden.
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South Ballachulish
North Ballachulish ist ein wenig weiter entwickelt als sein Zwilling. Der Ort beherbergt neben einer Kunstgalerie, ein Hotel am Seeufer sowie die Helling (1) der ehemaligen Fähre. Hier befindet sich außerdem das preisgekrönte Loch Leven Hotel, ein echtes Schmuckstück, das man ohne zu zögern an Familie und Freunde weiterempfehlen kann.
Am nördlichen Ende von North Ballachulish, das an dieser Stelle in das Dörfchen Onich übergeht, steht die attraktive St. Bride's Church, die man leicht übersieht, da die A82 just an dieser Stelle einen Knick macht. Offensichtlicher ist die St. John's Church am Südufer des Loch Leven östlich von South Ballachulish, die im Gegensatz zur St. Bride's Church meist nicht für Besucher geöffnet ist.
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der Loch Leven in North Ballachulish
Die größte Siedlung, die den Namen Ballachulish trägt, liegt an der Südseite des Loch Leven, etwa zwei Kilometer westlich des Dorfes Glencoe. Sie entstand um 1500 als die Weiler East und West Laroch, deren Namen noch heute auf detaillierten Ordnance Survey-Karten (das sind Wanderkarten) zu finden sind.
Im Jahr 1693 wurde hier in den Ballachulish Slate Quarries erstmals Schiefer abgebaut. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich daraus ein großer Schieferabbau entwickelt, der über 250 Jahre lang bis zur Schließung der Steinbrüche 1955 andauerte. Der Name Ballachulish scheint sich einfach an das größere Dorf angehängt zu haben, das aus den früheren Siedlungen hervorging, um die 300 Arbeiter und deren Familien unterzubringen.
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Ballachulish Slate Quarries
Wenn man von hier aus durch East Laroch in Richtung des östlichen Scheitelpunkts von Ballachulish fährt, kommt man an einer Bank, einem Geschäft, einem Pub sowie an der Arztpraxis von Ballachulish vorbei. Letztere steht auf dem Gelände des Bahnhofs, der die Endstation einer Nebenlinie bildete, die von Connel über Ballachulish Ferry führte. Dieser wurde 1903 eröffnet und 1966 geschlossen.
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die Überreste des einstigen Bahnhofs
Weiter geht es an einem Eisenwarengeschäft vorbei zum Ballachulish Visitor Centre, das über einen großen Parkplatz und öffentliche Toiletten verfügt. Ganz in der Nähe stehen die Ballachulish Village Hall und das Strathassynt Guest House. Auf der anderen Straßenseite des Besucherzentrums befinden sich die alten Schiefersteinbrüche von Ballachulish, die heute für beschauliche Spaziergänge genutzt werden können. Sie sind in jedem Fall einen Besuch wert. Zwar ist nach wie vor unübersehbar, was sie sind, doch hat die Natur in den 70 Jahren seit ihrer Schließung damit begonnen, sich zurückzuholen, was ihr einst genommen wurde.
Die Hauptsiedlung von Ballachulish wird heute weitgehend umfahren, da Fahrzeuge die A82, welche auf der Loch Leven-Seite des Dorfes verläuft, benutzen. Dennoch gibt es von der Hauptstraße aus einen direkten Zugang zu einer Reihe von Besuchereinrichtungen, einschließlich der Hotels am See.
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Ballachulish Bay
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(1) Eine Helling ist eine schräge Rampe oder geneigte Fläche, von dem der Stapellauf eine Schiffes erfolgt. Sie wird auch als Schiffbau- oder Slipanlage bezeichnet und ist ein wichtiger Bestandteil von Werften.
In der Regel ist die Helling so gebaut, dass sie ausreichend Platz für das Schiff bietet, das auf ihr aufgestellt wird. Sie ist oft mit einer Anti-Rutsch-Beschichtung versehen, um ein Verrutschen desselben zu verhindern. Die Neigung der Helling variiert je nach Größe des Schiffes und dem Gewicht, das auf ihr ruht. Zum Ablaufen hingegen muss die Bahn geschmiert werden und der Neigungswinkel wird so eingestellt, dass das Schiff das Wasser sicher und effizient erreicht.
(2) Der Last Clansman Trail identifiziert (unter Verwendung des Banners des Appin Regiments) Orte und Anwesen in der Region Argyll, die mit der Geschichte des Appin-Mordes in Verbindung stehen.