Ein weiterer Programmpunkt des heutigen Tages ist der Besuch des Wallace Monuments, das im Jahr 1869 auf einem kleinen Hügel namens Abbey Craig errichtet wurde. Zu Füßen desselben befindet sich neben der Touristeninformation ein Parkplatz. Da das Monument nur zu Fuß erreicht werden kann, machen wir uns nach einer kurzen Stippvisite in der Touristeninformation an die Besteigung des Hügels, dessen Gipfel wir nach einer knappen Viertelstunde erreichen.
Den Ausblick, den man vor hier oben auf die Stadt hat, ist wirklich phänomenal, zumal es auch am Wetter nichts auszusetzen gibt.
Bereits drei Jahre zuvor hatten wir uns den äußeren Bereich des Monumentes anschauen können. Allerdings war es uns damals aufgrund von Baumaßnahmen nicht möglich, das Innere der Anlage näher zu erkunden.
Mit großer Verwunderung müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich der Eintrittspreis der zu jener Zeit bei 3,95 Pfund lag, auf sage und schreibe 6,95 Pfund erhöht hat (heutzutage liegt er bei 11,30 Pfund).
In der in der ersten Etage befindlichen Ausstellung erfährt der Besucher viel Wissenswertes über das Leben von William Wallace und dessen Kampf gegen die englischen Invasoren in den Jahren von 1296 bis 1298. Weitere Informationen liefert eine audiovisuelle Vorführung, die mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen unterlegt ist - so auch in Deutsch.
Eine besondere Faszination übt auf uns, das Schwert von William Wallace aus, das mehr als 1,50 Meter in der Länge misst.
In der oberen Etage ist die Hall Of Heroes zu finden. Hier sind Büsten verschiedener schottischer Persönlichkeiten ausgestellt. Die Sammlung beinhaltet u. a. Robert The Bruce (König von Schottland in der Zeit von 1306 – 1327), Robert Burns (schottischer Poet [My Love in Like A Red, Red Rose und My Heart’s In The Highlands]), Walter Scott (schottischer Schriftsteller, [Ivanhoe‚ Das schöne Mädchen von Perth, Rob Roy]) und des schottischen Reformators John Knox.
Zum Abschluss unserer kleinen Tour geht es noch auf die Aussichtplattform hinauf. Dort genießen wir einen der schönsten Ausblicke, die Schottland zu bieten hat. In Richtung Westen können wir den Ben Lomond und die Landschaft der Trossachs erkennen, die im Übrigen die Heimat eines weiteren schottischen Nationalhelden ist, der da Rob Roy MacGregor heißt. Direkt unter uns liegt Stirling, und auf der gegenüberliegende Seite ist Stirling Castle zu erkennen, dessen hellgelbe Great Hall sich von allem anderen abhebt.
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Im Jahr 1297 rief William Wallace das schottische Volk zum Kampf gegen Edward I., genannt The Longshanks auf, der bereits seit geraumer Zeit die Herrschaft über Schottland anstrebte. Er hielt Schottland, das zu jenem Zeitpunkt ohne König war – der letzte, John de Balliol, war im Jahre 1296 zur Abdankung gezwungen worden – für eine leichte Beute und schickte seine Truppen daher in Richtung Stirling. Doch der Mann irrte, als er dachte, dass sich die Schotten so leicht in die Knie zwingen lassen würden. In der Schlacht an der Stirling Bridge gelang es Wallace und seinen Männern, den englischen Eindringlingen am 11.September 1297 eine vernichtende Niederlage beizubringen. William Wallace wurde infolgedessen zum Ritter und Lordprotektor von Schottland ernannt.
Die Uneinigkeit des schottischen Adels und die Niederlage der Schotten am 22. Juli 1298 in der Nähe von Falkirk führten letztlich dazu, das Longshanks Schottland doch noch unter seine Knute bringen konnte. Wallace musste flüchten und versteckte sich in den Folgejahren an den unterschiedlichsten Orten. Erst am 05. August 1305 gelang es seinen Häschern, ihn in Robroyston - einem kleinen Ort in der Nähe von Glasgow – zu fassen und gefangen zu nehmen. Verantwortlich für Wallace’ Gefangennahme war der schottische Edelmann Sir John de Menteith. Er verriet Wallace gegen Zahlung einer hohen Summe an den englischen König. Menteith - zum damaligen Zeitpunkt der Eigentümer von Dumbarton Castle – hielt Wallace vor dessen Auslieferung auf Dumbarton Castle einige Tage gefangen.
Vor einigen Jahren war es uns vergönnt gewesen, eben diese Anlage zu besichtigen. Dabei hatten wir auch die Möglichkeit, die Überreste des Wallace Tower in Augenschein zu nehmen, jenem klein Turm in dem der spätere schottische Nationalheld festgehalten worden war.
Nach seiner Auslieferung an die Engländer wurde Wallace nach London gebracht und von einem englischen Gericht wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Da er sich nach wie vor weigerte, Edward I. als seinen rechtmäßigen König anzuerkennen, wurde das Urteil ausgeweitet. Zu dem Tod durch Erhängen, kamen noch das Ausweiden und Vierteilen seines Körpers hinzu. Festgebunden an einem Pferd wurde er in beinahe unbekleidetem Zustand durch die Straßen von London geführt, wo er von den Einwohnern der Stadt gesteinigt wurde. An der Stätte seiner Hinrichtung angekommen, hängte man ihn solange, bis er besinnungslos war. Anschließend band man ihn an mehrere Pferde, die soweit auseinandergetrieben wurden, dass die Haut an seinem Körper zu reißen begann.
Doch selbst das genügte den Engländern nicht. Bei vollem Bewusstsein wurden ihm seine Genitalien abgetrennt, der Bauch aufgeschnitten und seine Gedärme sowie andere Innereien herausgezogen und mit einem heißem Eisen verbrannt. Abschließend zerstückelte man seinen Körper. Zur Abschreckung der Bevölkerung, und auch als Mahnung dafür, was mit Verrätern an der englischen Krone passiert, wurden seine Arme und Beine in die Städte Newcastle, Berwick, Sterling und Perth verschickt und dort öffentlich zur Schau gestellt. Seinen Kopf spießte man auf der London Bridge auf.
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Zu guter Letzt seien mir noch einige kleine Anmerkungen zur filmischen Umsetzung in Braveheart gestattet.
Nicht alles im Film entspricht den geschichtlichen Tatsachen und Gegebenheiten.
* Edward I. starb nicht wie im Film gezeigt während der Hinrichtung von Wallace, sondern erst einige Jahre später.
* William Wallace stammte aus einer Familie mit Landbesitz und nicht aus ärmlichen Verhältnissen.
* Die Liebesbeziehung zu der französischen Prinzessin und Ehefrau Edwards II. ist frei erfunden. Sie war zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch ein Kind und kann demzufolge nicht von Wallace schwanger gewesen sein.
* Geschichtlich belegt ist die Ehe mit Murron, die jedoch länger andauerte als im Film gezeigt und aus der eine Tochter hervorgegangen war.
Das alles ändert aber nichts an der Tatsache, das Braveheart noch immer zu einem meiner Lieblingsfilme gehört. Der Film ist abgesehen – von geschichtlichen Ungereimtheiten - wirklich hervorragend und eines des besten Historiendramas, die je gedreht wurden. Besonders die opulenten Schlachtenszenen kann man nur als gelungen und einfach genial bezeichnen.
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