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Zurück auf dem Parkplatz schauen wir auf die Uhr und stellen fest, dass wir gut im Rennen liegen. Wir beschließen daher, einen Abstecher zum Castle Tioram zu wagen, das etwa 50 Kilometer von Glenfinnan entfernt zu finden ist.
Entlang des Atlantiks durchfahren wir die atemberaubende Landschaft der Halbinsel Moidart. Schroffe, kahle, dennoch wunderschön anzusehende Berge und Felsen säumen den Weg. Sie vermitteln den Eindruck, allein auf der Welt zu sein. Die Kulisse ist wirklich traumhaft. Nirgendwo sind irgendwelche Zeichen der Zivilisation zu erkennen. Lediglich ein paar Schafe kreuzen unseren Weg. So plätschert die Fahrt geraume Weile dahin. Dies soll sich erst ändern, als wir den kleinen Ort Glenuig erreichen, der aus einigen, wenigen Häusern besteht.
Beim Vorbeifahren erkennen wir den Glenuig Inn. Für den Fall, das es jemanden geben sollte, der damit nichts anzufangen weiß: Der Gasthof war in Highlander – The Series in der Episode Zurück zu den Wurzeln (Homeland) zu sehen. Es ist das Gasthaus, das von Rachel geführt wird. Dort unter dem Namen Linue Inn bekannt, diente es Duncan MacLeod und Joe Dawson während ihres Aufenthaltes in Schottland als Domizil.
Zwischen Glenuig und Castle Tioram liegen noch weitere Orte – allesamt nur aus einer Handvoll Häusern bestehend. Und ich bin erstaunt über das Erinnerungsvermögen meines Mannes. Obgleich seit unserem letzten Besuch in dieser Ecke mehrere Jahre vergangen sind, weiß er noch genau, wo er entlang fahren muss. Umso erstaunlicher, da das braune Hinweisschild von Historic Scotland zwischenzeitlich demontiert wurde. Ich melde zwar Zweifel an, aber er ist sich hundertprozentig sicher, dass wir richtig sind, und er soll Recht behalten. Bereits kurz darauf finden wir uns auf einem bekannten Single Road wieder. Wir lassen das Auto auf dem an seinem Ende befindlichen Parkplatz stehen, um den Strand entlangzulaufen. Viel Betrieb ist hier nicht. Offenbar ist die Burg noch immer ein Geheimtipp für Leute mit Insiderwissen.
Ehe wir die Landzunge, die zum Castle hinführt, betreten, halten wir am Strand nach Muscheln und Steinen Ausschau. Obendrein genießen wird den Ausblick auf den Loch Moidart. Am Felsen, auf dem Castle Tioram errichtet wurde, angekommen, klettern wir umher und unterziehen das Terrain einer eingehenden Inspektion. Leider ist das Betreten der Anlage weiterhin nicht gestattet. An den äußeren Wällen sind Schilder angebracht, die auf die Instabilität des Gemäuers verweisen und ein Betreten untersagen.
Abschließend machen wir noch einen Abstecher zu dem auf der anderen Seite befindlichen kleinen Strand, blicken uns dort um und ergötzen uns an der schönen Landschaft. Hier fühlt man sich wie am Ende der Welt. Keine Menschenseele ist zu sehen. In der Ferne zwischen den Felsen ist der Atlantik zu erkennen. Wasser, Wasser und nochmals Wasser soweit das Auge reicht. Wir sind dermaßen fasziniert, dass wir gar nicht bemerken, wie schnell die Zeit verfliegt. Unterdessen ist es beinahe sieben geworden. Wir suchen schnell unsere Sachen zusammen und klettern wieder hinauf. Doch was erblicken unsere Augen da? Ein Stück der Landzunge ist überspült. Wir haben doch tatsächlich keinerlei Gedanken an die aufkommende Flut verschwendet! Nun aber flink! Schuhe und Strümpfe werden ausgezogen, die Hosenbeine hochgekrempelt. Auf geht's! Durch das knietiefe Wasser waten wir zurück. Angenehm überrascht, sind wir von der Temperatur des Wassers, welches tatsächlich lauwarm ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Grund im Einfluss des in der Nähe befindlichen Atlantiks und somit des Golfstroms zu finden.
Wohlbehalten am Ufer eingetrudelt, greifen wir zuallererst nach dem im Rucksack befindlichen Handtuch, das wir für den Fall der Fälle dabei haben.
Wir nehmen die ganze Angelegenheit von der humorvollen Seite. Eigentlich ist es doch amüsant, was uns gerade widerfahren ist. Ehrlich gesagt, hätte es weder meinem Mann noch mir etwas ausgemacht, eine Nacht auf dem kleinen Eiland zu verbringen, zumal ein Unterstand in Form einer kleinen Höhle vorhanden gewesen wäre. Darüber hinaus befindet sich im Auto das Kajak. Es hätte lediglich einer von uns rüber schwimmen müssen, um es zu holen.
Nach dem Erreichen des Festlandes bleibt nur noch festzuhalten, dass nunmehr alles überflutet ist.
Nach einem kurzen Zwischenstopp am Glenuig Inn geht es heimwärts nach Fort William…
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