Es gibt eine umfangreiche Sammlung, die Augenzeugenberichte von Sichtungen im Loch Ness enthalten. Der früheste schriftliche Bericht stammt aus dem Jahr 565, als der heilige Columba ein Tier ins Wasser zurückgetrieben haben soll. Es folgten weitere Sichtungen. 21 von ihnen zwischen dem Jahr 1500 und dem Jahr 1800. Diese wurden von Menschen aus der Umgebung von Loch Ness aufgezeichnet, zu einer Zeit, als Mythologie und Aberglaube eine große Rolle spielten. Ist es möglich, dass einige dieser historischen Sichtungen des Ungeheuers von Loch Ness auf lokaler Folklore beruhen?
Die schottischen Seen und Flüsse sollen die Heimat von Kelpies und Wasserpferden sein. In den Erzählungen über diese Fabelwesen werden wunderschöne Kreaturen beschrieben, die ihre Gestalt verändern und menschliche oder tierische Form annehmen können. Trotz ihrer Schönheit waren sie tödlich und lockten Männer, Frauen und Kinder in die Tiefen des Wassers.
Eine Legende aus den frühen 1800er Jahren erzählt von einem Kelpie, der an den Ufern und in den Wäldern von Loch Ness herumschlich. An Land war der Kelpie ein schneidiger Hengst, der einen schönen Sattel und ein gutes Zaumzeug trug. Als der Einheimische James MacGrigor auf ihn stieß, weigerte er sich, das Pferd für sich zu beanspruchen, da er die Geschichten über den Each-uisge kannte. Stattdessen überraschte er den Kelpie, hob sein großes Claymore (1) und schnitt diesem damit das Zaumzeug ab.
Der angeschlagene Kelpie flehte und bettelte nach seinem Zaumzeug, der Quelle seines Lebens sowie seiner Kräfte, doch James eilte in die Sicherheit seines Hauses, das magische Zaumzeug behielt er.
Dank MacGrigors Gewieftheit wurde an den Ufern des Loch Ness niemals wieder jemand vermisst.
https://up.picr.de/48766308ss.jpg
schottischer Kelpie
Die Zahl der aufgezeichneten Sichtungen von Ungeheuern stieg in den 1900er Jahren, als die Besucherzahlen in diesem Gebiet zunahmen, an. Gleichwohl wurden auch von Anwohnern überzeugende Sichtungen gemeldet. 1916 berichtete der Wildhüter eines örtlichen Anwesens von einem riesigen Tier, das neben seinem Boot aufgetaucht war, 1933 der Manager des Drumnadrochit Hotels, er habe ein Tier gesehen, das einem Wal ähnelte. Kurz darauf erblickte ein Ehepaar, das am Südufer des Loch Ness entlangfuhr, ein riesiges Tier, das wie ein Drache oder prähistorisches Monster aussah.
Diese Sichtungen aus dem Jahr 1933 wurden in den Zeitungen veröffentlicht und brachten die Legende vom Ungeheuer von Loch Ness in das Bewusstsein der Nation.
1934 wurde Nessie dann zu einer internationalen Sensation, als eines der berühmtesten Fotos gemacht wurde. Darauf sah man einen kleinen Kopf und einen langen Hals aus dem Wasser auftauchen. Dies bestärkte die Auffassung, dass ein prähistorisches Tier, etwa ein Plesiosaurier, in dem See lebte. Das Foto wurde im Jahr 1994 als Fälschung enttarnt. Es war nicht die erste Fälschung, und es sollte nicht die letzte bleiben. Bis heute wurden jedoch mehr als 1.100 Sichtungen registriert, darunter sechs im Jahr 2021 und vier im Jahr 2022.
Tatsächlich existiert ein solches Register. In diesem sind alle Ungeheuersichtungen vom Loch Ness verzeichnet. Es wurde von Gary Campbell erstellt. Als Einheimischer begann Garys Interesse an dem Ungeheuer erst 1996, als er am Nordende des Loch Ness etwas entdeckte. Und obgleich er es nur ein paar Sekunden lang beobachten konnte, erinnert sich Gary daran, dass er einen schwarzen, glänzenden Buckel sah, der zweimal aus dem Wasser kam. Nachdem er feststellen musste, dass es nirgendwo eine Möglichkeit gab, seine Sichtung zu dokumentieren, beschlossen er und seine Frau, ein offizielles Register zu erstellen. Er ist noch heute - mehr als 25 Jahre später - als Registerführer tätig.
Gary, der sich selbst als Hüter des Sichtungsregisters von Loch Ness bezeichnet, sagt, dass ihm sein Hobby sehr viel Spaß macht: „Es macht mir Spaß, mit Leuten über Nessie zu sprechen, und ich komme mit Menschen aus der ganzen Welt ins Gespräch. Mir gefällt, dass Nessie und das Mysterium für jeden offen sind, unabhängig von der Herkunft oder dem Glauben der Menschen. Ich bin schon seit langem für die Registrierung von Sichtungen zuständig, aber was mich immer noch antreibt, ist, dass ich eine Erklärung für das, was ich im See gesehen habe, haben möchte."
Trotz der riesigen Anzahl von Sichtungen im Register wird der überwiegende Teil nicht aufgenommen, da die meisten logisch erklärbar sind. So bleiben jedes Jahr zwischen 10 und 20 ungeklärte Sichtungen übrig.
*.*.*.*.*
≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛ ≛
(1) Claymore leitet sich vom gälischen Wort „claidheam-hmor“, was so viel wie „großes Schwert“ bedeutet, ab. Bei der Waffe handelt es sich um ein zweihändiges Schwert, das im schottischen Hochland und von schottischen Söldnern in Irland zwischen dem frühen 16. und dem 17. Jahrhundert verwendet wurde.