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Brechin Cathedral steht auf einer Anhöhe über dem Nordufer des Skinner's Burn, eines Nebenflusses des South Esk, im Herzen der äußerst attraktiven Stadt Brechin. In der Nähe gibt es kostenlose Parkplätze. Der übliche Weg dorthin führt von der Church Street den sanften Hügel der Church Lane hinunter. Wenn man den Fuß der Straße erreicht hat, kann man die Nordseite der Kathedrale entdecken. Bäume und andere Hindernisse sorgen allerdings dafür, dass man keinen wirklich guten Blick auf das Gebäude als Ganzes hat. Doch der Blick vom Kopfende der Church Lane vermittelt einen ziemlich guten Eindruck des Gotteshauses.
Brechin Cathedral ist Bestandteil der Church of Scotland, die presbyterianisch ist. Das bedeutet, dass es in der Church of Scotland keine Bischöfe gibt, und es besagt gleichfalls, dass es, zumindest technisch gesehen, keine Kathedralen gibt. Allerdings existieren eine Reihe von Gebäuden, die aufgrund ihrer Geschichte und ihres vorreformatorischen Statuses den Titel Kathedrale beibehalten durften, wenngleich sie nicht die Funktionen einer solchen erfüllen. Die Kathedrale von Brechin ist eines von ihnen.
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Bei einem Rundgang auf dem angegliederten Friedhof lassen sich die wichtigsten Bestandteile gut erkennen. Beim Näherkommen sind die offensichtlichsten Komponenten das Kirchenschiff mit dem an der Nordseite vorspringenden, breiten nördlichen Querschiff, dem so genannten Königsschiff, sowie eine Eingangsvorhalle mit einem schönen und kunstvoll geschnitzten Bogen. Am östlichen Ende des Kirchenschiffs befindet sich ein fünfjochiger Chor. Geht man auf der Südseite weiter, kommt das südliche Querschiff ins Blickfeld, das wesentlich schmaler ist als sein Gegenstück auf der Nordseite.
Viel auffälliger ist jedoch der hohe und extrem schlanke runde Turm, der an der Südwestecke der Kirche steht. Dies ist wirklich das einzigartigste Merkmal der Brechin Cathedral.
Das letzte wichtige Strukturelement ist der massive, quadratische Turm am nördlichen Ende des Westgiebels der Kathedrale, der einen interessanten Kontrastpunkt zum runden Turm bildet.
Ich habe immer geglaubt, dass man das meiste, was man über eine Kirche wissen muss, aus dem Gefühl herauslesen kann, das sie einem beim Betreten vermittelt. Wir hatten das Glück, die Kathedrale von Brechin für uns allein zu haben, als wir sie besuchten, und fanden uns in einer wunderschönen Oase der Ruhe wieder. Sie ist eine Einrichtung, die sich so anfühlt, wie man es sich von jeder Kirche wünschen würde. Unabhängig von irgendwelchen religiösen Überzeugungen verströmen einige Gebäude einfach ein Gefühl von Spiritualität, das einem sofort sagt, dass man sich an einem besonderen Ort befindet. Brechin Cathedral ist zweifelsfrei eines dieser Gemäuer.
Sieht man sich im Inneren der Kathedrale um, könnte man meinen, dass alles, was es zu sehen gibt, aus dem Mittelalter oder noch früherer Zeit stammt. In Wahrheit hat Brechin Cathedral zwar vorchristliche Ursprünge, von denen viele noch sichtbar sind, doch unzählige Abschnitte des Bauwerks sind das Ergebnis von Arbeiten, die in den Jahren von 1900 bis 1902 durchgeführt wurden. Ein Großteil davon diente dazu, die Auswirkungen einer äußerst zerstörerischen Renovierung rückgängig zu machen, die der Kathedrale 1806/07 zugefügt worden war. Sollte die Kathedrale von Brechin einen einheitlichen Stil haben, könnte man ihn am besten als edwardianisch-mittelalterlich bezeichnen.
Es wird angenommen, dass die Ursprünge der Kathedrale von Brechin auf die Gründung einer einst in der nähe gelegenen Kapelle durch den Heiligen Dubhoc (oder Duthoc) um 600 n. Chr. zurückgehen. In den späten 800er Jahren scheint ein religiöser Orden, die Céli Dé (oder Culdees), in Brechin eine Kirche errichtet zu haben, möglicherweise an der Stelle einer früheren piktischen Einrichtung. Eine erste urkundliche Erwähnung über ein Gotteshaus stammt aus dem Jahr 972, als König Kenneth II. der religiösen Gemeinschaft hier Ländereien und Eigentum vermachte.
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Das älteste noch erhaltene Bauwerk ist der Rundturm, der wahrscheinlich um 1100 errichtet wurde. In Irland gibt es viele freistehende Rundtürme - in Schottland nur noch zwei. Der andere ist der Abernethy Round Tower in Abernethy, zehn Kilometer südöstlich von Perth. Die einzige hohe und tief eingelassene Tür, zu der man ursprünglich nur über eine Leiter gelangte, zeigt, dass der Turm nicht nur eine spirituelle Funktion, sondern auch eine Verteidigungsfunktion hatte. Im Alltag wurde er wohl zum Läuten der Handglocken genutzt.
Dieser Text über den Besuch der Brechin Cathedral wurde von mir nach einem Besuch einige Jahr später verfasst. Bei unserer ersten Stippvisite war die Kathedrale verschlossen.
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