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Wenngleich nicht mehr viel erhalten ist und man nicht lange braucht, um sich umzusehen, ist das Maison Dieu (Haus Gottes) in Brechin auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man sich in der Gegend aufhält. Und da die Überreste der kleinen Kapelle nur ein paar Straßen von der Kathedrale und dem Rundturm von Brechin entfernt liegen, sollte die Chance ergriffen werden, um sich das Gemäuer anzuschauen.
Vor dem Jahr 1267 sorgte William de Brechin für die Gründung eines Hospitals in der Stadt, das der Heiligen Jungfrau Maria geweiht war und zu Ehren der Seelen seines Vaters und seiner Mutter sowie seiner verstorbenen Cousins König Alexander II. und John of Huntingdon und seines Großonkels William I. gegründet wurde.
Der Vater von William de Brechin war ein unehelicher Sohn von David, Earl of Huntingdon, gewesen und hatte vom Earl die Herrschaft über Brechin erhalten. Die männliche Linie der Familie Brechin scheint jedoch mit der Hinrichtung von Williams Sohn David de Brechin wegen seiner Beteiligung an der Soulis-Verschwörung im Jahr 1320 erloschen zu sein.
Das Hospital von William de Brechin - dessen Überbleibsel heute Maison Dieu genannt werden - überdauerte seine Linie. Als Zufluchtsort für Kranke, Arme, Reisende oder Pilger spielte es bis nach der Reformation im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Gemeinde.
Obwohl heute nur noch wenige Fragmente solcher Krankenhäuser in Schottland erhalten sind - das berühmteste ist das in Soutra Aisle - blühten diese im Mittelalter auf und haben ihre Spuren in der Landschaft hinterlassen, vor allem in Ortsnamen. Sollte jemandem ein Spital in einem Straßen- oder Gebietsnamen begegnen, deutet das darauf hin, dass in der Gegend einst ein Krankenhaus existierte. Das Maison Dieu muss also ein größeres Gebäude gewesen sein, mit Platz für einen Hausherrn und mindestens vier Kapläne sowie mit Räumen für diejenigen, die Schutz suchten oder zur Heilung hierher kamen. Heute sind allerdings nur noch die Mauern der alten Kapelle des Hospitals erhalten, die Elemente aus dem 13. bis 16. Jahrhundert enthält, darunter einige verwitterte geschnitzte Köpfe an den Fenstern und eine Piscina (1).
Die Reformation hat die alten religiösen Einrichtungen, darunter auch die Hospitäler, weitgehend beseitigt, obgleich in den 1580er Jahren in Maison Dieu noch Bettelmönche beheimatet waren. Trotz ihres katholischen Ursprungs wurden derlei Mönche, die für einen Schutzpatron beteten, noch bis ins 20. Jahrhundert hinein in ganz Schottland geduldet, insbesondere diejenigen, deren besondere Aufgabe es war, für die Seele des Königs zu beten.
Der Leiter des Maison Dieu war zeitgleich Leiter eines Gymnasiums, wenngleich es schwierig ist, festzustellen, ob der früheren Position noch die Bedeutung zukam, die sie vor der Reformation innehatte, vor allem in Bezug auf den religiösen Aspekt, und wie der Zustand des Krankenhauses zu dieser Zeit war.
Masion Dieu muss noch bis in das 20. Jahrhundert den Armen der Gemeinde als Zufluchtsort gedient haben, und dass trotzdem es bereits im 19. Jahrhundert weitgehend abgerissen worden war. Heute ist es ein kleines, aber seltenes Relikt der mittelalterlichen Vergangenheit Schottlands, das in seinem Überleben ungewöhnlich und daher sicherlich für jeden Geschichtsliebhaber interessant ist, egal ob er sich mit der lokalen Geschichte von Brechin oder dem Leben im Mittelalter im Allgemeinen beschäftigt.
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(1) Eine Piscina ist ein flaches Becken in der Nähe des Altars einer Kirche oder in der Sakristei, in dem die Kommuniongefäße gewaschen werden.