Die erste Nacht in der neuen Unterkunft haben wir gut verbracht. Darüber hinaus stellen wir beim Öffnen der Fenster fest, dass das Wetter hervorragend ist. Die Zeichnung des Himmels reicht von strahlendblau bis hin zu leicht bewölkt. Es wäre gut möglich, dass die Wetterfrösche tatsächlich einmal Recht behalten, denn sie haben für die kommende Woche gutes Wetter prognostiziert. Nach den ersten drei verregneten Tagen der zurückliegenden Woche freut uns das natürlich außerordentlich. Wir beschließen daher, in Richtung Brechin aufzubrechen, um das Edzell Castle aufsuchen. Die Anlage befindet sich in Trägerschaft von Historic Scotland, was bedeutet, dass uns für den Besuch keine weiteren Kosten entstehen, da wir ja im Besitz des Explorer-Passes sind.
Nachdem wir Getränke und ein paar kleine Snacks eingepackt haben, geht es los – zunächst nach Blairgowrie. Auf dem Weg dorthin schaue ich im Autoatlas nach, welcher Weg denn am geeignetsten wäre. Wir entscheiden uns letztlich für die Route in Richtung Aberdeen.
Es geht durch die wunderschöne Landschaft von Perthshire, die sich zwar nicht mit den Highlands vergleichen lässt, durch ihre beinahe vollständig vom Heidekraut bedeckten Hügel jedoch überaus reizvoll anzusehen ist und ihren eigen Charme vermittelt.
Nach einer etwa eine Stunde andauernden Fahrt, die uns zwischenzeitlich auf die Autobahn geführt hatte, sehen wir eine Abfahrt, die in Richtung Brechin verweist. Von hier aus sollen es nur noch zehn Kilometer sein.
Wenige Kilometer von Brechin entfernt, nehmen wir dann auch das braune Hinweisschild von Historic Scotland zur Kenntnis. Wir folgen diesem und sind total überrascht, geht es doch über einen schmalen Feldweg, der als B996 ausgezeichnet ist.
Zwischendurch eine kleine Information: Es gibt drei verschiedene Straßenarten in Schottland. Die Autobahnen (Motorways), die A-Straßen (Landstraßen erster Kategorie) und die B-Straßen (Landstraßen zweiter Kategorie). Wir befinden uns somit auf einer Straße der zweiten Kategorie.
Es geht durch Berg und Tal, zunächst einmal direkt durch ein größeres Anwesen. Nachdem wir selbiges hinter uns gelassen haben, können wir nach der nächsten Kurve den Turm des Edzell Castle erkennen.
Dem Parken des Autos folgt der Weg zu dem kleinen Shop von Historic Scotland. Da das Areal lediglich durch ein kleines Tor erreicht werden kann, ist es erforderlich, dass wir dieses öffnen. Wir besichtigen zuerst das kleine Türmchen, bei dem es sich - wie wir später erfahren - um ein Sommerhaus handelt. Dort mache ich flugs einige Aufnahmen. Zum wiederholten Male stelle ich fest, dass es wirklich ein Segen ist, dass Stativ dabei zu haben, denn ansonsten würde es überhaupt keinerlei Aufnahmen von uns beiden geben.
Besonders angetan sind wir von dem wunderschönen Garten, der sich The Pleasance nennt. Vom Turm der Burg aus war zu erkennen, dass die Hecken mit Schriftzügen versehen sind. Ich vermute, dass es sich dabei um das Motto des Clan Lindsay of Glenesk handeln könnte – den einstigen Eigentümern der Burg.
Edzell Castle - eigentlich berühmter aufgrund des Gartens und des Parks als wegen der Architektur - stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Bei der Einrichtung handelt es sich um eine wirklich wunderschöne Anlage, die aus der Renaissance-Zeit stammt. Der Garten, der quadratisch angelegt wurde, ist von einer Steinmauer umgeben. Er wurde im Jahr 1604 von Sir David Lindsay errichtet. Die Mauern sind mit Reliefs sowie dem Wappen der Lindsays verziert. In den Sommermonaten sind sie überdies in den Wappenfarben der Lindsays bepflanzt.
Im südlichen und hinteren Teil befand sich in früherer Zeit das Badehaus, von dem heute allerdings nur noch die Grundmauern erhalten sind.
Das Zentrum des Gartens geht von einem kleinen Hügel aus. Um diesen herum wurden in Mustern Beete und Hecken angelegt, die in ihrer Form als Ganzes gesehen, dass von mir bereits angesprochene Clanmotto ergeben.