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Das gute Wetter ist uns auch weiterhin hold. Einzig zu bemängeln ist der stark auffrischende Wind, der gerade dabei ist, sich zu einem Sturm auszuwachsen. Doch solange er nicht mit Regen oder einem Gewitter einhergeht, soll uns das egal sein.
Zwischenzeitlich befinden wir uns auf dem Weg nach Kinross, einer kleinen Ortschaft, an deren nördlichen Ende sich eine Landesteg für Boote befindet, von dem aus Besucher zum Loch Leven Castle übersetzen können.
Da es dort einen großen unbefestigten Platz gibt, ist es dieses Mal auch kein Problem, einen passenden Parkplatz zu finden. Und wie es der Zufall will, soll innerhalb der nächsten zwanzig Minuten eine weitere Überfahrt stattfinden. Diesen Hinweis konnte ich der auf dem Landungssteg befindlichen - und augenscheinlich vom Wind umgepusteten - Informationstafel entnehmen.
In der nächsten Viertelstunde erhöht sich die Zahl der Interessenten auf zehn. Allesamt warten wir nun brav auf das Herannahen des kleinen Motorbootes, auf dem maximal zwölf Personen Platz haben.
Der Kapitän teilt uns mit, dass aufgrund des Sturmes unsere Fahrt, die letzte des heutigen Tages sein wird. Ehe sich die kleine Nussschale in Bewegung setzt, nimmt er noch das Schild an sich.
Während der Überfahrt ist es sogar möglich, einen am Ufer des Sees befindlichen Friedhof samt seiner wunderschönen kleinen Kirche zu bewundern.
Fünfzehn Minuten später treffen wir auf jener kleinen Insel ein, auf der das Loch Leven Castle errichtet wurde. Mit dem Hinweis, in spätestens einer Stunde wieder an der Anlegestelle zu sein, werden wir entlassen.
Der erste Gang führt uns zum Shop von Historic Scotland. Nachdem wir dort einen weiteren Stempel für unser Büchlein erhalten haben, machen wir uns auf den Weg zum Eingang der Burg, in der die schottische Königin Maria Stuart für beinahe ein Jahr gefangen gehalten worden war.
Sowohl meinem Mann als auch mir gelingen einige beachtenswerte Aufnahmen, wobei mir auf der Suche nach geeigneten Motiven sogleich die Anlegestelle ins Auge springt: Der wunderschön gefärbte Himmel und der Wellengang, der das Boot leicht hin und herschaukeln lässt, bescheren mir einen wirklich tollen Schnappschuss.
Auf der Rückfahrt werden einige unserer Mitstreiter völlig vom Wasser durchnässt, was daran liegt, dass selbiges durch den Sturm in das Boot hineingespült wird. Wir beide bleiben trocken. In weiser Voraussicht hatten wir uns vor der Überfahrt noch die Regensachen übergezogen. 😄
Loch Leven Castle befindet sich auf einer kleinen Insel inmitten des Loch Leven. Die Anlage, von der heute nur noch Überreste vorhanden sind, besteht aus einem großen Turm, der im 14. Jahrhundert errichtet wurde und ist von einer massiven Mauer umgeben.
Im Loch Leven Castles wurde Maria Stuart in der Zeit vom Juni 1567 bis zum Mai 1568 gefangen gehalten. In jener Burg war es auch, wo sie am 23. Juli 1567 die erzwungene Abdankung zugunsten ihres Sohnes James unterzeichnen musste. Der wurde daraufhin umgehend als James VI. gekrönt, obwohl er zu diesem Zeitpunkt gerade ein Jahr alt war.
Schenkt man der Geschichtsschreibung Glauben, soll Maria Stuart während ihres Aufenthaltes im Loch Leven Castle eine Fehlgeburt erlitten haben.
Nur durch die Hilfe von George Douglas (dem Sohn ihrer Gefängniswärterin) gelang es ihr im Mai 1568 zu entkommen.
George’s Page hatte alle Burgbewohner während einer Messe eingeschlossen und den Schlüssel in den See geworfen. Anschließend ruderte er die Königin an das Ufer, wo sie bereits von Lord Seton, George Douglas und einem gewissen Sir Hamilton erwartet wurde. Von diesen wurde sie nach Niddry Castle geleitet.
Romantisch und total verklärt umgesetzt, wurde die dramatische Rettungsaktion in Sir Walter Scotts Roman Der Abt.
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