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Stirling Castle liegt auf einem vulkanischen Felsvorsprung oberhalb des River Forth, der die wichtigsten Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen durch Schottland schützt. Die erste Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1110, als König Alexander I. eine neue Kapelle an diesem Ort einweihte. 1124 starb er auf der Burg. Ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 1174, wurde die Burg zusammen mit fünf anderen an Henry II. von England übergeben, um die Freilassung von König William the Lion zu sichern, der in der Schlacht von Alnwick gefangen genommen worden war. Im Jahr 1189 gab König Richard I. die Burg an König Wilhelm zurück, der fünfundzwanzig Jahre später auf der Burg verstarb.
Im Jahr 1291 nahm Edward I. von England Stirling Castle und alle anderen königlichen Burgen in Schottland in Verwahrung, um den rechtmäßigen König von Schottland zu ermitteln. In den folgenden fünfzig Jahren stand die Burg im Mittelpunkt des Kampfes um die schottische Unabhängigkeit und der Besetzung durch rivalisierende Thronanwärter.
Am 11. September 1297 besiegte das Heer von William Wallace und Andrew Moray die Engländer in der berühmten Schlacht an der Stirling Bridge und nahm die Burg zeitweise in Besitz. Diese Besatzung war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Engländer im folgenden Jahr nach dem Sieg in der Schlacht von Falkirk die Kontrolle über die Burg zurückgewannen.
Stirling Castle wurde mindestens achtmal belagert. Die bemerkenswerteste Belagerung fand im Jahr 1304 statt, als sie die einzige Anlage war, die den schottischen Patrioten geblieben war. Edward I. griff die Festung erfolgreich an, wobei er Feuerwurfgeräte und mindestens siebzehn Belagerungsmaschinen einsetzte, darunter eine, die als Warwolf bekannt ist und als das größte jemals gebaute Trébuchet (1) gilt.
Die Schotten versammelten sich daraufhin unterhalb von Stirling Castle und übergaben den Engländer die Anlage. Doch Edward befahl der schottischen Garnison, in der Burg zu bleiben, weil er den Warwolf einsetzen wollte. Er zerstörte das Torhaus der Burg und akzeptierte dann die Kapitulation.
Bis 1313 blieb Stirling Castle eine von nur vier Burgen, die noch unter englischer Kontrolle standen. Edward Bruce, der Bruder von Robert the Bruce, belagerte die von Sir Philip Mowbray gehaltene Anlage, der die Übergabe der Burg an Schottland in Erwägung zog, falls keine Hilfe käme. Im Juni 1314 zogen Edward II. und sein englisches Heer in den Norden nach Stirling, um sie vor der schottischen Herrschaft zu retten. Die Truppen von Robert the Bruce trafen in der Schlacht von Bannockburn in Sichtweite der Burgmauern auf die Engländer. Die schottische Armee besiegte die Engländer, während Edward II. gezwungen war, in der Burg Zuflucht zu suchen. Die englischen Bewohner mussten jedoch fliehen, nachdem Mowbray sie aufgegeben hatte. The Bruce befahl daraufhin, Stirling Castle teilweise zu zerstören, damit die Anlage nicht mehr zu Verteidigungszwecken genutzt werden konnte.
Die Unruhen in Schottland hielten noch lange nach der Herrschaft von Robert Bruce an und erforderten eine erneute strategische Nutzung der Burg. Unter der Herrschaft der frühen Stuart-Könige Robert II. und Robert III. wurde Stirling Castle so umgebaut, dass die ältesten, heute noch erhaltenen Teile aus den 1380er Jahren stammen. Überdies wurde das heutige Nordtor auf denselben Fundamenten aus dem 14. Jahrhundert errichtet.
Es kam erneut zu turbulenten Aktivitäten auf der Burg, als James II. William, den 8. Earl of Douglas, ermordete und seinen verstümmelten Körper im Jahr 1452 aus einem Burgfenster werfen ließ.
Das 15. Jahrhundert brachte eine neue Bauphase für die Burg mit sich, darunter die Great Hall, das Vorwerk über dem Hauptzugang und der königliche Hof, der heute als Inner Close bekannt ist.
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Great Hall
Im 16. Jahrhundert war Stirling Castle Schauplatz für die Krönung von Maria Stuart, die 1561 dem Feuertod entkam, sowie für die Taufe ihres Sohnes James VI. im Jahr 1566, der später König von England und Schottland werden sollte. Im Jahr 1603 zog der gen Süden, um die englische Krone anzunehmen. Die Rolle von Stirling Castle als königliche Residenz nahm nach dem Weggang von James rapide ab.
Die letzte Belagerung fand im Jahr 1746 statt, als Charles Edward Stuart, besser bekannt als Bonnie Prince Charlie, erfolglos versuchte, die Burg einzunehmen.
Im Laufe der Jahre wurden mehrere Versuche unternommen, die Burg zu auszubessern und zu verhindern, dass sie verfiel, zumal sie bis 1964 als Militärkaserne herhalten musste.
Stirling Castle ist weithin sichtbar und bietet einen malerischen Blick auf das umliegende Tal, das Schlachtfeld von Bannockburn und das Wallace Monument auf einer nahe gelegenen Hügelkuppe.
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Wallace Monument
Ein Spaziergang an der Nord- und Ostseite der Burg offeriert überdies herrliche Ausblicke auf die umliegenden Gebiete sowie auf die Grand Battery of Cannon.
Nachdem man an den äußeren Verteidigungsanlagen der Burg vorbeigelaufen und eine Rampe hinaufgegangen ist, gelangt man zum Vorwerk mit seinen zinnenbewehrten Trommeltürmen auf beiden Seiten des Torhauses. Hinter dem Vorwerk befindet sich der Äußere Ringschluss mit dem Palast und der Great Hall.
Die innere Umfriedung ist von vier Gebäuden umschlossen. Diese sind: der Palast, die Great Hall, die Königliche Kapelle und das alte Gebäude des Königs. Dieser Bereich gilt als das Herz von Stirling Castle und ist mit dem Crown Square in Edinburgh Castle vergleichbar.
Die Besichtigung von Stirling Castle kann mehrere Stunden bis einen kompletten Tag in Anspruch nehmen, je nachdem, wie viel man erkunden möchte. Wenn ihr mehr Zeit für Besichtigungen in der Umgebung habt, solltet ihr unbedingt das in der Nähe gelegene Wallace Monument besuchen, ebenso wie Doune Castle, das etwa fünfzehn Kilometer von Stirling entfernt liegt.
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(1) Ein Trébuchet ist eine mittelalterliche Belagerungsmaschine. Anders als ein traditionelles Katapult basiert ein Trébuchet auf einer Reihe Gegengewichte und Scharniere. Es gewinnt an Kraft, wenn es nach unten schwingt und den Arm an der anderen Seite nach oben treibt, wodurch der Gegenstand in die Luft geschleudert wird.