Glen Coe ist ein wirklich stimmungsvolles Tal zum Wandern, Radfahren oder Autofahren. Darüber hinaus ist es auch der Schauplatz einer großen Tragödie. Oftmals als ausschließliche Clanfehde zwischen den Campbells und den MacDonalds bezeichnet, ist die wahre Geschichte, ein staatlich gefördertes Gemetzel, welches alleinig aufgrund politischen Ehrgeizes entstand.
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The Massacre of Glencoe Monument
Wer befahl das Massaker von Glencoe?
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Das Foto zeigt das Original des Befehls (ist in der National Library of Scotland in Edinburgh ausgestellt), welches das Regiment am Vorabend des Massakers erreichte. Dieser wurde von Major Robert Duncanson in Ballachulish, westlich von Glencoe gelegen, unterzeichnet.
Der ursprüngliche Armeebefehl soll besagt haben, dass alle Männer unter 70 Jahren getötet werden sollten. Doch der damalige Staatssekretär John Dalrymple änderte das Dokument dahingehend ab, dass es den Wortlaut ausrotten, also alle töten, enthielt.
Es heißt, König William III. habe alle Befehle gebilligt, und als sie die Soldaten erreichten, lauteten diese, sämtliche MacDonalds von Glencoe unter 70 Jahren auszurotten und dafür zu sorgen, dass niemand entkam, insbesondere nicht der Clanchief MacIain und dessen Söhne.
Es wird angenommen, dass Campbell of Glenlyon mit den Söhnen des Oberhauptes trank und Karten spielte, als der Befehl eintraf. Er entschuldigte sich, und jeder Offizier wurde aus dem Haus seines Gastgebers abgezogen, um für den nächsten Morgen bereitzustehen. Die Uhrzeit um fünf Uhr am Morgen war so gewählt, dass sie mit den unterstützenden Truppen aus dem Norden und Süden koordiniert werden konnte, um mögliche Fluchtwege zu blockieren.
In der Folgezeit gab es Geschichten über Versuche, die MacDonalds in dieser Nacht zu warnen, über einen Dudelsackspieler der Campbells, der ein Klagelied spielte, sowie über einen Soldaten, der einen Hund warnte, nicht in der Nähe des Hauses im Heidekraut zu schlafen. Möglicherweise setzten einige Soldaten ihr Leben aufs Spiel, um ihre Gastgeber zu warnen. Vermutlich war ihnen gleichfalls bekannt, dass zwei Offiziere aus den Regimentern in Fort William bereits nach Glasgow vor ein Kriegsgericht gestellt worden waren, nachdem sie sich geweigert hatten, diesem Kommando Folge zu leisten.
Wann war das Massaker von Glencoe?
Das Massaker von Glencoe ereignete sich am 13. Februar 1692 um fünf Uhr morgens. Die allgemein akzeptierte Version besagt, dass die Regierungstruppen achtunddreißig Männer, Frauen und Kinder des Clans MacDonald of Glencoe massakrierten. Weitere vierzig starben, als sie versuchten, im Schneetreiben zu entfliehen.
Soldaten des Regiments des Earl of Argyll waren bei den MacDonalds einquartiert worden, angeblich, um unbezahlte Steuern einzutreiben, eine damals übliche Praxis. Die 120 Soldaten wurden in den Häusern des Clans willkommen geheißen, wie es die Kultur der Gastfreundschaft gebot.
Hauptmann Robert Campbell aus Glenlyon war für das Regiment verantwortlich, doch nur Hauptmann Thomas Drummond, der einzige Offizier des Regiments, kannte den wahren Grund für die Anwesenheit in Glencoe, als sie ein paar Wochen zuvor einzogen waren. Der Rest der Männer erfuhr erst in der Nacht vor dem Massaker davon.
Was geschah beim Massaker von Glencoe?
Das Massaker fand in den Townships (Gruppen von kleinen Bauernhöfen) entlang des Glen Coe statt. Die 120 Soldaten unter dem Kommando von Campbell of Glenlyon teilten sich in kleinere Gruppen auf.
Es heißt, dass der MacIain in den Kopf geschossen wurde, während er sich anzog, und seine Frau brutal angegriffen und vergewaltigt wurde, bevor sie in die Berge floh, um später im Schneetreiben ums Leben zu kommen. In einem anderen Schriftstück wird von der herzlosen Tötung eines Kleinkindes sowie eines alten Mannes berichtet, überdies von einem Mann, den man beinahe zu Tode prügelte, ehe das Haus, in das er sich auf der Flucht verkrochen hatte, in Brand gesteckt wurde.
Der Schnee behinderte das Eintreffen weitere Truppen, und somit den Plan, die Flucht aus dem Tal in Richtung Norden und Südosten zu verhindern. Dadurch gelang es den verbliebenen MacDonalds zu fliehen, wenngleich einige später an den Folgen der Flucht verstarben. Unzählige, darunter die Söhne des Clanoberhaupts, entkamen auf die Ländereien der Stuarts in Appin, während sich andere in Coire Gabhail , dem Lost Valley, versteckten.
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Lost Valley
Als die Truppen schließlich von Fort William aus über die Devil's Staircase eintrafen, war das Massaker vollbracht. MacIain wurde auf dem Friedhof des Clans auf der Insel Eilean Munde im Loch Leven begraben.
Obwohl zu dieser Zeit etwa 200 Familien im Glen Coe lebten, ist von den damaligen Behausungen abgesehen von wenigen Grundmauern, nichts mehr erhalten.
Einige der MacDonalds kehrten in das Tal zurück. Allerdings wurden die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert im Rahmen der Highland Clearances aus dem Glen Coe vertrieben. Die Überreste der verlassenen Gebäude wurden im Laufe der Jahrzehnte für den Bau von Mauern und Schafsgehegen verwendet.
Die nordöstlich von Loch Achtriochtan gelegenen Überreste wurden vor einigen Jahren vom National Trust for Scotland freigelegt. Hier wurde ein damaliges Wohnhaus, ein sog. Turf House, wieder originalgetreu hergerichtet.
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The Glencoe Turf House
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