"Hast du wieder Kopfschmerzen?" Mila hielt sich die Schläfen. "Nicht so laut, Jack", flüsterte sie und kniff die Augen zu. Mila saß mit ihrem besten Freund auf einer Bank im Park. "Es ist so, als würden tausende von Menschen auf einmal in meinem Kopf reden." "Und was sagen sie?", fragte Jack sarkastisch und grinste dabei. Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Du bist so witzig, Jack." "Komm, wir gehen zum Arzt, das ist doch nicht normal." Er wollte schon aufstehen aber sie hielt ihn am Ärmel fest. "Es geht wieder." "Mila, das bereitet mir Sorgen, wenn du innerhalb Sekunden keine Kopfschmerzen mehr hast!" "Mach dir keine Sorgen, das ist bestimmt nur wegen dem ganzen Stress um die Prüfungen." "Hast du mit deinen Eltern darüber gesprochen?" Er hatte wieder neben ihr Platz genommen. Seine warmen, braunen Augen sahen sie besorgt an. "Nein." "Nein?", wiederholte er überrascht. Als sie nickte fuhr er fort. "Du willst dich nicht rausreden oder das Thema wechseln?" Das tat sie immer, wenn es um ihre Eltern ging. "Ich habe beschlossen, dich nicht anzulügen und rausreden gehört eben dazu." Jack bewunderte seine beste Freundin. Sie war gerade mal siebzehn und war Sozial sehr engagiert. Sie war Mitglied in einer Hilfsorganisation und spendete regelmäßig ein Teil ihres Taschengeldes. In den Ferien jobbte sie mal da und mal dort, obwohl sie es nicht nötig hatte. Ihre Eltern waren wohlhabend. In der Schule war sie Jahrgangs-beste und Schulsprecherin. In ihrer Freizeit gab sie Nachhilfestunden. Zu ihren Hobbys gehörten reiten (was sie seit zehn Jahren tat), Bogenschießen und lesen. Mit dem Bogenschießen hatte sie angefangen, als sie elf war und sie hatte versucht ihn ebenfalls dazu zu überreden aber er hatte sich stattdessen fürs Fechten entschieden. Aber vor zwei Jahren hatte er damit aufgehört, weil er keine Zeit mehr hatte. Trotzdem nahm er immer noch am Kick-Box Training mit Mila teil. Jack wusste einfach nicht, wie Mila das alles schaffte. "Wieso starrst du mich so an?" Ihre Frage holte ihn aus seinen Gedanken. "Ich habe dich nur bewundert." "Ach halt die Klappe!" Sie schlug ihm freundschaftlich auf den Oberarm. Er rieb sich die besagte Stelle. "Ich mache dir einen Kompliment und du schlägst mich? Also wirklich, woher hast du deine Benehmen?", fragte er mit gespieltem Tadel. "Von einem Oberarzt und einer Staatsanwältin. Hast du Probleme damit?", fragte sie und unterdrückte dabei ein Grinsen. Er merkte aber sofort, dass sie ihn auf den Arm nahm. Jacks Vater war ein Architekt in einem großen Unternehmen. Seine Mutter hatte er nie kennengelernt, da sie nämlich bei seiner Geburt gestorben war. Er war wie Mila Einzelkind.