Am späten Nachmittag blieben sie vor einer Felsspalte stehen. „Das ist merkwürdig. Wir hätten längst einem Druiden begegnen müssen“, murmelte Caitlin. „Ist das der Eingang zum Druidendorf?“, fragte Mila und trat neben Jack. „Ja“, antwortete Coilin anstelle von Jack. „Lasst uns gehen.“ Coilin lief voraus, da die Spalte immer nur eine Person durchließ. Also liefen sie im Entenmarsch. Erst Coilin, Jack, Mila, Ayla, Flanna, Freyja, Caitlin und zum Schluss Niall. „Oh mein Gott!“ Mila schlug die Hand vor ihr Mund. Das ganze Dorf war zerstört und mit ihnen die Druiden. Viele lagen auf den Straßen und ihre schlichten Hütten, die an Zelte ähnelten, waren niedergebrannt. Als hätte ein Blitz überall eingeschlagen. „Um Himmels Willen“, entfuhr es Freyja. „Der Mistkerl war also auch hier!“ Flannas Stimme triefte nur vor Hass. Dann lief sie den schmalen Pfad runter. „Flanna, wo gehst du hin? Bleib hier!“, rief ihre Schwester. „Ich werde schauen, ob es Überlebende gibt“, sagte sie ohne stehen zu bleiben. Mila hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt. „Mila, bleib hier!“, rief auch Coilin. „Nein, Flanna hat recht, wir müssen schauen, ob es noch Überlebende gibt und ihnen helfen.“ Da den anderen keine Wahl blieb, folgten sie ihnen. „Ihr wisst schon, dass Antons Männer noch hier sein könnten“, warf Coilin ein aber das interessierte weder Flanna noch Mila. Aber jeder der Druiden, an denen sie vorbei liefen, waren bereits tot. „Mila, es hat keinen Sinn. Sie sind alle…“ „Sei still“, unterbrach Mila Coilin. Sie hörte ein Schluchzen aus einer Hütte. Vorsichtig ging sie rein. Flanna folgte ihr. Die wenigen Möbel waren entweder zertrümmert oder umgeschmissen. Hinter einem umgefallenen Schrank, saß ein kleines Mädchen. Sie musste ungefähr fünf oder sechs sein. Mila hob die Hand, damit Flanna stehen blieb. Flanna folgte mit den Augen auf die Stelle, wo Mila lächelnd hinschaute. Flanna konnte noch nie gut mit Kindern umgehen, deshalb blieb sie schweigend hinter Mila stehen. „Hallo Süße. Mein Name ist Mila und das ist meine Freundin Flanna.“ Flanna sah Mila überrascht an. Freunde? „Willst du mir deinen Namen auch verraten?“, fragte Mila mit sanfter Stimme. Tränen kullerten ihr die Wangen runter. „Du brauchst nicht mehr zu weinen. Wir tun dir nichts.“ Das kleine Mädchen zitterte am ganzen Körper. Sie hatte schreckliche Angst. „Darf ich zu dir kommen?“, fragte Mila sanft. Es vergingen Minuten, bis das Mädchen schließlich nickte. Lächelnd und langsam trat Mila zu dem Mädchen und kniete sich zu ihr. Vorsichtig nahm sie die Hand der kleinen und strich mit dem Daumen darüber. Das Mädchen sah Mila aus ihren großen blauen Augen an, dann schlang sie ihre kleinen Ärmchen um Milas Hals. Langsam hob Mila das Mädchen hoch und sie vergrub ihr Gesicht in Milas Halsbeuge. Ihre blonden Locken kitzelten an Milas Wange. Sie spürte heiße Tränen. Sie drückte das Kind fest an sich und spendete ihr Trost. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. „Pscht, alles ist gut. Du bist jetzt in Sicherheit“, flüsterte Mila am blonden Schopf des Mädchens. Ihre Tränen versiegten und sie hörte auf zu zittern aber Mila ließ sie dennoch nicht runter. Alle drei verließen die Hütte. „Sie ist verletzt“, sagte Ayla. „Frag sie, wann sie angegriffen wurden“, sagte Coilin und erntete dafür einen Schlag auf sein Kopf. Er sah Niall wütend an. „Das werde ich ganz sicher nicht tun. Siehst du nicht, wie verängstigt sie ist?“ Mila drückte das Mädchen an sich. „Von mir aus.“ „Wir sind nicht alleine“, flüsterte Freyja und jeder sah sie an.