Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als sich die erste Truppe verabschiedete. Caitlin umarmte erst ihre Schwester. „Pass bitte auf dich auf, Schwesterchen“, sagte Caitlin. „Du auch auf dich.“ Dann umarmte Caitlin Niall. Er drückte sie fest an sich. „Ich habe dich erst jetzt wieder gefunden und ich will dich nicht noch einmal verlieren, also pass auf dich gut auf“, sagte Niall und küsste Caitlin. „Passt auf euch auf und kommt mit dem Stein zurück!“, rief Jack und winkte der Truppe zu. Emeraude hatte die kleine Aurora mitgenommen.
Als die Sonne dann aufging, machte sich die zweite Truppe bereit. Dann trat Jack zu Coilin. „Komm mal mit.“ Er zog Coilin ein Stück beiseite. „Wenn Mila etwas zustößt, mache ich dich dafür verantwortlich und glaub mir, dann lernst du diesen Erdling erst recht kennen.“ Jacks Stimme und Miene war ernst. „Ich würde niemals zulassen, dass ihr etwas zustößt“, erwiderte Coilin ebenfalls mit ernster Stimme. „Gut.“ Dann klopfte Jack Coilin auf die Schulter und lächelte wieder. Er trat zu den anderen aus der Truppe. „Bis bald.“ Dann machten auch sie sich auf den Weg. Niall führte die Truppe an, da nur er wusste, wie man nach Arthane kam. Jack lief neben Flanna. „Mach dir keine Sorgen um sie. Mila ist stark, außerdem ist Coilin in ihrer Nähe.“ Jack sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Wann bist du denn mit Mila so dicke geworden?“ „Ich schätze, wir sind auf der gleichen Wellenlänge.“ Flanna zuckte mit den Schultern. „Das freut mich.“ Als sie ihn von der Seite ansah, fügte er hinzu: „Es freut mich wirklich.“ „Okay.“ Sie liefen zügig weiter.
Emeraude, führte ihre Truppe an. Sie mussten einen Berg hochklettern und dabei liefen sie auf einem sehr engen Pfad. „Aurora, pass gut auf!“, wiederholte sie inzwischen zum zehnten Mal. „Ja“, antwortete Aurora. Die Höhe machte ihr wohl nicht besonders fiel aus dafür aber Caitlin umso mehr. Sie kam nur langsam voran. „Caitlin, beeil dich ein wenig“, rief Emeraude. „Dir macht die Höhe vielleicht nichts aus aber mir schon“, rief Caitlin zurück. „Egal was du tust, schau einfach nicht runter“, sagte Amon mit sanfter Stimme. Aber es war bereits zu spät, Caitlin hatte nach unten geschaut. Sie erstarrte. Ihr wurde schwindelig und sie fing an zu zittern. „Ich kann nicht weiter“, sagte sie mit bebender Stimme. Sie presste sich an die Wand und krallte sich fest. „Ich schaffe das nicht!“, sie schloss die Augen. „Caitlin, sieh mich an“, verlangte Amon. Sie öffnete langsam die Augen. „Und jetzt setzt du einen Fuß vor den anderen und lässt mich nicht aus den Augen, verstanden?“ Sie nickte. Ihr Blut rauschte ihr in den Ohren und ihr Herz pochte wie wild. Aber sie tat, was Amon gesagt hatte. Als sie in seiner Reichweite war, nahm er ihre Hand in seine. „Bis wir oben angelangt sind, halte ich dich fest, in Ordnung?“ Caitlin nickte, im Moment traute sie ihrer eigenen Stimme nicht. Also liefen sie weiter. Je höher sie kamen, wurde der Pfad breiter, bis sie auf einer ebenen Stelle standen. Amon ließ Caitlins Hand los. „Danke Amon.“ „Gern geschehen.“ Caitlin trat zu Emeraude. „Wo sind wir hier?“ „Am Eingang zum Feenreich.“ Caitlins Augen weiteten sich. „Man kann sie so leicht erreichen?“, fragte sie verblüfft. „Leicht?“, wiederholte Emeraude. „Ja okay, für mich war es schwer aber für euch nicht.“ „Caitlin, wir sind nur am Eingang. Ob uns Zugang gewährt wird, weiß ich nicht.“ „Moment, du sagtest, du kannst uns zum Stein bringen“, sagte Lydia. „Das stimmt auch. Der Stein ist dahinter. Tut das was ich tue.“ Emeraude ging auf die Knie und legte die rechte Hand über ihr Herz. „Im Namen der Königin, der Geist des Mondes, der Sonne und des Luftes, erbitte ich, Königin Emeraude um Einlass.“ Die drei anderen sahen sich kurz an, dann ging auch Caitlin auf die Knie. „Im Namen der Königin, der Geist des Mondes, der Sonne und des Luftes, erbitte ich, Caitlin aus Ephesos um Einlass.“ Amon kniete sich neben Caitlin, legte die rechte Hand über sein Herz und sprach dieselben Worte. „Im Namen der Königin, der Geist des Mondes, der Sonne und des Luftes, erbitte ich, Amon, Thronfolger von Lavandia, um Einlass.“ „Im Namen der Königin, der Geist des Mondes, der Sonne und des Luftes, erbitte ich, Prinzessin Lydia von Lavandia um Einlass.“ Auch Aurora tat dasselbe. Eine Ewigkeit verstrich, als sich eine Tür vor ihnen öffnete. Eine anmutige junge Frau kam zum Vorschein. Sie hatte goldblondes, lockiges Haar, welches ihr bis über den Po reichte. Darin trug sie einen goldenen, glitzernden Haarreif. Sie trug ein weißes Kleid. Das Oberteil und die Ärmel, die ihr bis zu den Handgelenken reichten, waren mit Spitze besetzt. Sie hatte dunkelblaue Augen, eine helle Haut und rosa Lippen. Aber das atemberaubendste an ihr, waren ihre langen, schimmernden Flügel. Sie war barfuß und landete vor den anderen. Sie sah jeden genau an.