Die Blitze krachten dagegen und die Mauer zerbrach. Brocken fielen auf den Boden. Mila sah Freyja an. Sie ließ langsam die Arme sinken. „Das ist ja interessant. Eine Bändigerin.“ Freyja schoss die Brocken auf die Frau aber diese wich jedem Einzelnen geschickt aus. Sie war sehr beweglich. „Es ist so, als würde ich tanzen“, sagte sie lachend. Aber als sie versuchte einem großen Brocken auszuweichen, traf sie eine kleinere unvorbereitet mitten in die Magengrube. Sie wurde einige Meter nach hinten geschleudert und schnappte nach Luft. Sie sprang auf die Beine und ihr Blick war tödlich. „Das war’s ihr Miststücke.“ Sie hob beide Arme in die Höhe und schleuderte die Blitze auf sie zu. Eine Mauer würde sie diesmal nicht schützen können. Mila schloss die Augen und betete auf ein Wunder. Als die Blitze sie nicht trafen öffnete sie die Augen. Um sie herum glitzerte alles. Es sah wunderschön aus. Es war ein Schutzschild. „Was war das?“, fragte Ayla. „Schaut mal dort.“ Jeder folgte Caitlins Blick. Ebenfalls auf der Mauer stand ein alter Mann, mit einem langen grauen Bart. Er stand gebückt und stützte sich auf einem Gehstock. Er trug einen blauen Mantel, welches bis zum Boden reichte. „Ein alter Mann rettet uns. Der Tag kann nicht besser werden“, stöhnte Coilin und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Besser als gegrillt zu werden“, warf Ayla ein. „Wieso mischt du dich ein, alter Mann?“ Die Frau funkelte ihn an. „Senna, Erzeugerin der Blitze, rufe sofort deine Männer zurück. Du hast diesem Dorf schon genug Leid angetan.“ Senna kniff die Augen zusammen. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Von mir aus. Ich habe meine Mission bereits erledigt.“ Sie und ihre Männer verschwanden. Der alte Mann löste den Schutzschild und kam langsam auf die Truppe zu. „Verschwinden wir von hier“, sagte er mit rauer aber fester Stimme. „Wieso sollten wir dir vertrauen?“, fragte Coilin argwöhnisch. „Weil ich euren Arsch gerettet habe“, erwiderte der alte Mann. Sein Gesicht war voller Falten und sein Blick war grimmig. Aber diese whiskeyfarbenen Augen kamen Mila sehr vertraut vor. Er lief vor und alle folgten ihm. Coilin ließ ihn keinen Moment aus den Augen. „Wenn du mich so attraktiv findest, junger Prinz, kannst du das ruhig zugeben“, sagte der Alte nach einer Weile. „Woher wusstest du, dass ich dich nicht aus den Augen lasse?“, fragte Coilin. „Ich sehe und weiß so einiges. So, hier sind wir sicher.“ Sie blieben vor einer herunter gekommenen Hütte stehen. „Du lebst in einer verfallenen Hütte?“, fragte Niall. Der alte Mann streckte seinen Stock aus. Dabei rutschte sein Ärmel hoch. Mila erkannte eine Narbe an seinem Daumen. Sie runzelte die Stirn. Die Augen, die Narbe. Könnte es wirklich sein? Der Glanz verschwand um die verfallene Hütte und zum Vorschein kam ein kleines Haus. „Du bist ein Hexenmeister“, stellte Ayla ehrfürchtig fest. Sie schaute ihn mit ihren großen blauen Augen an. „Ja. Ein mächtiger sogar. Aber jetzt gehen wir rein. Noch einmal rette ich euren Arsch nicht. Das könnt ihr knicken.“ Dieser Satz. Genau dieser. Sie konnte es nicht fassen. Das konnte doch nicht wahr sein.