Als Jack das Haus verließ, sah er Flanna auf dem Boden, an einen Baum gelehnt sitzen. „Dein Gesicht war vorhin genauso rot wie deine Haare. Sah echt komisch aus“, sagte er und sah hoch zum Himmel. Der Himmel färbte sich schon rosa und langsam wurde es kälter. „Was willst du?“ „Ich kann auch wieder gehen. Aber dann kommt Freyja, du hast also die Wahl.“ „Dann bleib eben“, sagte sie zähneknirschend. „Sollen wir ein wenig trainieren?“, fragte er aus heiterem Himmel und sah sie an. „Was?“ Ihre verblüffte Miene war schon lustig aber er lachte nicht. „Nahkampf. Ich schätze, du musst ein wenig Dampf ablassen.“ Sie sah ihn entgeistert an. „Bist du lebensmüde?“ Jack sah sie belustigt an und reichte ihr die Hand. „Du weißt ganz genau, dass ich nicht schlecht bin. Ich habe gesehen, wie du mich angeschaut hast, als die Männer uns angegriffen haben.“ Flanna räusperte sich und ergriff seine Hand und ließ sich hochziehen. „Bring mich aber nicht um“, sagte er scherzend und zog seine Lederjacke aus. Darunter trug er ein dunkelblaues Shirt. Dazu eine zerschlissene, schwarze Jeans und Boots. „Das muss ich mir noch überlegen.“ Dann griff sie an. Jack blockte ihren Schlag mit seinem Unterarm ab, packte mit der anderen Hand ihren Arm und wirbelte sie herum, sodass sie zwischen seinem Arm und seiner Brust gefangen war. „Ich dachte, du hättest mehr drauf“, sagte er nah an ihrem Ohr. Seine schwarzen Locken kitzelten sie an der Schläfe. „Das war noch gar nichts.“ Sie befreite sich geschickt aus seinem Griff und sprang zurück. Flanna sprang hoch und wollte ihn mit dem Fuß in die Seite treten aber Jack wich ihr aus und ihr tritt ging ins Leere. „Verdammt“, murmelte sie. Sie holte aus, Jack wich ihr aus. Das machte sie richtig wütend. Als sie ihn noch einmal treten wollte, bekam er ihren Bein in die Hände und sie hätte beinahe ihr Gleichgewicht verloren, aber er zog sie an sich und warf sie über die Schulter. „Was zum Teufel soll das?! Lass mich runter!“ Sie trommelte mit den Fäusten auf seinen Rücken aber es schien ihm nichts auszumachen. Er fing an zu lachen. „Das hätte ich früher machen sollen.“ Dachte er laut nach. „Jack!“ Als sie seinen Namen sagte, hörte er auf zu lachen. „Na gut.“ Er stellte sie wieder auf die Beine. Flanna sah ihn wütend an. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie ihn beim Namen genannt hatte. Er war noch in Gedanken, bis sie ihn zu Boden brachte. Flanna grinste ihn von oben herab an. „Das heißt wohl, dass ich ge…“, weiter kam sie nicht, denn Jack brachte sie mit einer Beinschere zu Boden, rollte sich auf sie, hielt sie an den Handgelenken über ihrem Kopf fest und grinste sie an. „Ich gewinne.“ Schwer atmend sah sie ihm in die braunen Augen. Er war größer und breiter gebaut als sie, also war ein entkommen unmöglich. Seine Haare hingen ihm in die Stirn und es juckte in ihren Fingern, sie zurück zu streichen. Was zum Teufel war los mit ihr? Dass ihr Herz sich immer noch nicht beruhigte, lag auch nicht am Training. „Ich bin nicht schwach, Flanna. Genauso wenig wie du oder die anderen.“ Sein Blick wanderte von ihren giftgrünen Augen zu ihren vollen Lippen, dann wieder zu ihren Augen. Anschließend ließ er sie los und stand auf. Er klopfte sich den Dreck von den Klamotten und half ihr auf. Jack zupfte ihr einen Grashalm aus der wilden Lockenmähne. „Wenn du eine Revanche willst, musst du es nur sagen“, sagte er grinsend, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, damit sie ihm nicht in die Stirn fielen. Vergeblich. Er hob seine Lederjacke auf und ging auf das Haus zu. „Wo gehst du hin?“ „Ich bin durstig, kommst du?“ „Wenn du jemandem sagst, dass ich verloren habe, werde ich dir weh tun“, warnte sie ihn. „Pfadfinderehrenwort“, er machte noch die passende Geste und öffnete die Tür. Sobald sie das Haus betraten sagte er laut: „Ich habe sie im Kampf besiegt, deshalb sehen wir so dreckig aus.“