„Wir müssen weiter“, sagte Mika am nächsten Morgen, als sie alle gemeinsam am Tisch saßen. „Ich dachte, wir bleiben noch eine Weile.“ Ayla sah ihn fragend an. „Es kann kein Zufall sein, dass Antons Handlanger hier in der Nähe sind. Wenn Anton weiß, dass der älteste Hexenmeister, den Stein des Feuers beschützt, werden sie ihn suchen.“ „Er hat recht. Macht euch zum Aufbruch bereit. In einer halben Stunde gehen wir weiter.“ Damit stand Coilin auf und verließ den großen Saal. Mila ignorierte ihn. Flanna warf ihm vernichtende Blicke zu und Jack? Jack war wieder Jack. Er scherzte, war wieder der Optimist. Aber in seinen Augen hatte sich etwas verändert und daran war Coilin schuld. „Ich pack dann meine Sachen zusammen.“ Mila stand auf und ging in ihr Zimmer. Sie zog sich wieder die schwarzen Klamotten an aber diesmal ließ sie ihre braunen Locken offen. Mika hatte ihr ein wenig Make-up besorgt und sie sah wieder einigermaßen, wie sie selbst aus. Seufzend packte sie es ein. Als letztes schnürte sie ihre Stiefel zu. Es klopfte an ihrer Tür. „Ja?“ Die Tür ging auf und Coilin trat ein. „Verschwinde.“ Mila zog sich ihre Jacke über. „Es tut mir leid.“ „Ich will nicht mit dir reden. Um ehrlich zu sein, will ich dich im Moment nicht einmal sehen.“ Sie drehte ihm den Rücken zu. „Mila, ich konnte doch nicht wissen…“ „Du musst auch nicht alles wissen. Das Einzige, was ich von dir je wollte, war zu akzeptieren, dass auch wir von der Erde, unser Päckchen zu tragen haben. Wir sind nicht perfekt aber das wolltest du nie glauben. Du hast mir nur weiß gemacht, dass du mich inzwischen verstehst. Tust du aber nicht. Das ist okay, das verlange ich nicht. Wieso sollte ich auch?“ Sie wollte an ihm vorbei laufen, aber er packte sie am Handgelenk. „Ich…“ „Lass mich los Coilin. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Sobald wir die vier Steine haben, kehre ich mit Jack zurück auf die Erde. Ihr seid alle stärker als Jack und ich. Und mit den Steinen besiegt ihr Anton ganz sicher. Sobald ihr das erledigt habt, kann Caitlin kommen und mir sagen, dass alles vorbei ist und ich öffne dann das letzte Mal ein Portal für euch, um Rosalie und die anderen zurück zu holen.“ „Du kehrst zurück?“ „Was hast du denn gedacht? Das ist nicht mein Zuhause.“ Sie entzog sich ihm ihr Handgelenk. Das nächste was sie sagte, fiel ihr sehr schwer. „Außerdem gibt es hier niemanden, der mich hier halten könnte.“ Dann ließ sie ihn stehen und ging. Nach kurzer Zeit folgte auch Coilin ihr. „Jack“, rief Coilin und ging auf ihn zu. „Coilin…“ Weiter kam Flanna nicht, denn Jack legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Hey Mann, Sorry wegen gestern, ich wollte nicht ausrasten.“ Flanna und Mila konnten Jack nur entgeistert anschauen. Jack entschuldigte sich bei Coilin? Flannas Blick wurde mörderisch. „Eigentlich sollte ich mich entschuldigen. Außerdem, an deiner Stelle hätte ich mir eine runtergehauen. Du hast dich echt gut im Griff.“ Er. Coilin. Reichte ihm die Hand. Mila klappte der Kiefer runter. Flannas Blick wanderte auf Coilins Hand. Auch sie sah verblüfft aus. „Jemanden wie dich brauchen wir in unserer Gruppe, also was sagst du?“ Stille. Keiner sagte etwas. Doch dann brach Jack in Gelächter aus. „Du Softie.“ Dennoch ergriff er Coilins Hand. „Von Anfang an war es mir scheiß egal, was du über mich dachtest. Aber schön zu wissen, dass du mich im Schlaf nicht umbringen wirst.“ Immer noch lachend ließ er Coilins Hand los und wandte sich an Flanna und Mila. „Ihr könnt den Mund wieder schließen. Niemand kann mir wiederstehen“, sagte er lachend und sah alle amüsiert an. Coilin stand völlig perplex da. „Das war gerade sehr schräg aber können wir jetzt los?“, fragte Niall und legte einen Arm um Caitlin. „Von mir aus.“ Mika lief voraus. Neben ihm lief Jack. Mila zog Flanna zu sich und flüsterte ihr zu: „Was war gestern?“ „Das könnte ich dich genauso fragen. Was hast du mit Coilin angestellt?“ „Ich habe ihn, schätze ich abblitzen lassen. Jetzt du“, forderte Mila sie auf. „Wir haben geredet.“ „Über was denn?“ „Naja, seine Kindheit.“ Mila blieb stehen. „Was ist?“ „Oh. Mein. Gott. Er hat dir davon erzählt? Alles?“ „Ja, wieso?“ Mila konnte sie bloß anstarren. Okay, jetzt war sie sich absolut sicher. Jack hatte sich in Flanna verliebt. „Äh…“ „Wieso überrascht dich das so sehr?“ „Weil Jack das niemandem je erzählt hat. Nicht einmal ich, weiß alle Einzelheiten.“ „Wieso hat er es dann mir erzählt?“, fragte Flanna verblüfft. Irgendwie fühlte sie sich aber auch stolz, dass nur sie, soviel über ihn wusste. Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf Milas Gesicht aus. „Keine Ahnung. Sag mal Flanna, du nennst Jack nicht mehr Erdling an. Was hat sich geändert?“ Nein, Mila täuschte sich nicht. Flanna lief rot an. „Wehe du sagst jemandem was“, warnte sie Mila. „Was sollte ich denn sagen?“ „Ich mag ihn.“ Wow, so direkt hatte Mila das nicht erwartet. „Wie sehr denn?“ „Halt die Klappe.“ „So sehr also.“ Mila fing an zu lachen. Die anderen drehten sich zu ihr um. „Was ist los?“, fragte Freyja. „Flanna hat ein Witz erzählt“, log Mila und hakte sich bei ihr unter. „Ich glaube ich seh nicht richtig“, murmelte Ayla. „Die zwei laufen nebeneinander und bringen sich nicht um“, sagte Mika. Auch Jack zog eine Augenbraue in die Höhe. Flanna und Mila sahen sich kurz an und brachen dann in Gelächter aus.