Sixty Minutes Challenge
12.05.2021
Augenstern
„Du bist mein Augenstern! Das Licht in meinem Herzen, doch ich genieße es nur von fern.
Zu sehr brennt die Sehnsucht in mir, dir zu sagen, von der Liebe, die ich fühl.
Doch all des Spottes getrotzt, will ich es offenbaren. Mein Herz und Seele gehören nur dir. Drum will ich dich lieben, von dort bis hier.“
Mike blinzelte.
Er war vollkommen sprachlos und starrte den Spanier nur verständnislos an.
„Augenstern?“, wiederholte er dann, was der junge Mann ihm gesagt hatte.
„Ja, Augenstern“, gab der selbstsicher zurück. „Hast du ein Problem mit diesem Wort?“
Nun musste Mike überlegen. Nein, eigentlich hatte er das nicht, aber es fühlte sich schon komisch an. Sicher regte sich da ein leichtes Gefühl von geehrt sein, aber alles in allem, war es leider – nun ja – zu viel.
„Ich – ähm“, druckste er herum und versuchte die richtigen Worte zu finden. Er wollte Juan ja nicht wehtun. Nein, im Gegenteil. Was er getan hatte war total mutig und noch mutiger war es, wenn er seinen Plan in die Tat umsetzte. Doch wollte Mike auch verhindern, dass es ein Desaster für ihn werden würde.
Und leider – bei aller Hingabe – das konnte der Fall sein.
„Nein. Nein, Juan, das kannst du so nicht lassen“, meinte er dann entschieden. „Es tut mir leid. Ich weiß, du hast dir große Mühe gegeben, aber glaub mir, ein Gedicht ist nicht der richtige Weg.“ Das er es auch nicht sonderlich gut fand, verschwieg Mike Juan lieber.
„Was soll ich dann tun?“, fragte der Spanier laut seufzend und ergriff Mikes Hände. „Bitte, du musst mir helfen. Kannst du nicht …?“
„Nein, kommt nicht in Frage“, wehrte Mike ab, er konnte nicht permanent die Probleme andere lösen. Dann seufzte er ebenfalls, drückte Juan kurz und klopfte ihm auf die Schulter. „Du solltest Serena ganz altmodisch sagen, was du fühlst. Im Ernst, sie ist nicht der Typ, der sich für Gedichte erwärmen kann und für 'Augenstern' wird sie dich höchstwahrscheinlich erschlagen.“