Sie verbrachten zusammen einen außergewöhnlich schönen Abend. Mit Rita und Georg an ihrer Seite fühlte sich Moni rundum zufrieden. Rita bewunderte Monis neues Kleid. „Meine Güte, siehst du wieder bezaubernd schön aus.“ Moni bedankte sich lächelnd. Tatsächlich war sie selber erstaunt, wie gut ihr dieses einfache aber raffiniert geschnittene, olivfarbene Kleid stand. In einem hauruck-Verfahren hatten sie es nachmittags beim Einwaller gekauft. Uwe hatte das Outfit im Schaufenster entdeckt und mit viel Glück fand die freundliche Mitarbeiterin dieses Kleid in Monis Größe. In der gleichen Farbe kaufte sich Uwe ein Hemd zu seinem grauen Anzug.
Der Chef des Hauses versprach ihnen beides frisch gewaschen und aufgebügelt eine Stunde vor Beginn des Kongresses zu liefern. Moni schickte ein Foto an Irina und diese brachte passendes Schminkzeug mit. Mit dem bemerkenswerten Schmuck, den Uwe ihr geschenkt hatte, sah sie perfekt aus. Irina hatte ihr zwei dünne Zöpfe geflochten, die sie am Hinterkopf geschickt mit einer großen goldenen Haarspange zusammen gesteckt hatte. Ansonsten trug Moni die Haare dieses Mal offen. Sie spürte die anerkennenden Blicke der anderen, fühlte sich sehr wohl.
Gespannt lauschten die Gäste der Präsentation von Uwe. Zu seinen Erzählungen wurden interessante Fotos oder kurze, passende Videos an die große Leinwand gestrahlt. Uwe wählte seine Worte kompetent aber dennoch so einfach, dass selbst Moni die Zusammenhänge verstand. Er beendete seine Rede und Moni hatte das Gefühl, sie wäre ab jetzt ein Teil des Operation-Teams. Nicht nur sie war völlig überwältigt, denn Uwe erhielt tosenden Applaus. Alle Teilnehmer erhoben sich und klatschten minutenlang. Uwe stand selbstbewusst auf der Bühne und strahlte, dabei verneigte er sich immer wieder. Er wirkte frisch und ausgeschlafen. „Danke, vielen Dank. Es freut mich wirklich sehr.“ Seine sanfte, aber gleichzeitig männliche Stimme klang durch das Mikrofon noch angenehmer. Im Licht der grellen Scheinwerfer sah er blendend aus.
Der erfolgreiche Hirnchirurg fasste seine Herzdame unter den Arm und spazierte mit ihr durch die Aula. Hier versammelten sich die Gäste und Kollegen und warteten auf ihn. Uwe nahm sich für jede Frage Zeit, begrüßte geduldig jeden Interessenten. Fotografen knieten sich nieder, knipsten, bedankten sich und liefen weiter. Endlich kamen sie an den Tisch, an dem Rita und sein Vater in ein Gespräch vertieft waren. Eine freundliche Bedienung reichte ihnen ein Tablett mit Sekt, Wasser und kleine Häppchen. Uwe suchte Monis Blick. Anstatt viel zu reden, nahm sie der Dame zwei Sektgläser ab und gab ihm eines davon. „Auf dich, du Supermann. Du warst einfach fantastisch!“ Sie küsste ihn vornehm auf die rechte Wange, indem sie den Kuss nur andeutete. So hatte ihr es Nicole damals beigebracht. Schließlich schaute die halbe Welt zu. Dankbar kippte er den Inhalt in einem Zug hinunter und nahm sich ein zweites, an dem er sich festhielt und lächelnd Rede und Antwort stand.
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Moni drehte sich gähnend auf die andere Seite, da bemerkte sie, dass sie alleine im Bett lag. Der Wecker zeigte 10:45. Sie fand eine Notiz auf dem Nachttisch. Mein Engel, bin schon in der Klinik, bringe uns ein Frühstück mit. Ich liebe dich! Lächelnd schloss sie die Augen, zog die Decke über den Kopf und döste weiter.
Später überredete Moni ihren Schatz dazu, wieder zurück auf den Hof zu fahren. „Ich würde so gerne das Wochenende über in Montan bleiben.“
„Ja das machen wir, aber ich hab vorher auf Station etwas zu erledigen. Gehst du bitte kurz mit? Es dauert auch nicht lange.“ Moni legte ihren Kopf auf die rechte Schulter und guckte ihn aus unschuldigen Augen an. „Von mir aus, ich sollte allerdings vorher dringend duschen.“
Uwe antwortete ihr und grinste frech, „Ach duschen?“ Dabei hob er seine Arme und roch abwechselnd unter die Achseln, dann rümpfte er die Nase. „Hab ich ja total vergessen heute.“ Moni nahm seine Hand und zog ihn kichernd mit sich ins Badezimmer.
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Sie verlebten einen weiteren angenehmen Nachmittag auf dem Hof. Zuerst besuchten sie die Tiere. Moni liebte die Kühe und war vor allem bei Franz im Stall beschäftigt. Uwe, der Pferdenarr unternahm mit Rondo einen kleinen Ausritt.
Gemeinsam mit den Stallburschen tranken sie Bier aus der Flasche. Anschließend saßen sie mit Olga, Stefan, Rita und Georg bei Kaffee und Kuchen in der großen Küche. Olga hörte gespannt zu, was die Frauen von dem vergangenen Abend berichteten. Georg breitete Unterlagen sowie Reiseprospekte auf dem Tisch aus und zeigte seinem Sohn die Route, die er mit dem gemieteten Wohnmobil in den U.S.A. fahren wollte.
Zum Abendessen waren sie bei Tina und Max eingeladen. Die beiden waren mit Freunden verabredet, daher spielten Moni und Uwe gleich die Babysitter. Um dem Puppenspiel und etwaigem Streit aus dem Weg zu gehen, hatte Uwe mit den Kindern vereinbart, mit verschiedenen Gesellschaftsspielen den Abend zu gestalten. Linus würde zwar noch ein klein wenig Unterstützung von Moni benötigen, doch Lara war inzwischen groß genug für traditionelle Spiele, wie zum Beispiel Mensch ärgere dich nicht, Memory oder Halma.
Moni freute sich wieder darüber, diesen leuchteten Glanz in Uwes Augen zu sehen. Den hatte er immer mit Linus und Lara an seiner Seite. Er wirkte dadurch so jung. Irgendwie süß. Es war wirkliche eine traurige Tatsache, dass gerade er, der Kinder so sehr liebte, keine eigenen zeugen konnte. Tina und Max kamen erst gegen Mitternacht zurück und mussten die Babysitter wecken. Sie waren zusammen mit den Kindern auf der gemütlichen Couch eingeschlafen.
Sonntags fuhren sie nach Südtirol. Hier trafen sie sich endlich wieder in ihrem Lieblingsrestaurant mit Uwes Freund Thommy und seiner Frau Resi. Das letzte Treffen lag schon einige Monate zurück, dementsprechend war die Wiedersehensfreude riesengroß. „Moni, wie schön, dich zu sehen“, freute sich Resi. „So schade, dass du damals nicht mit uns auf die Insel geflogen bist. Ich würde liebend gerne mit dir zusammen Urlaub machen.“
„Das holen wir auf jeden Fall nach. Jetzt müsst ihr erst einmal zu mir nach Stuttgart kommen. Ich möchte euch gerne meine Heimat zeigen.“ Resi nickte aufgeregt und lächelte ihr zu. Es gab von beiden Seiten einiges zu erzählen, daher ging die gemeinsame Zeit ruckzuck vorbei.
Auf der Rückfahrt telefonierte Uwe mit der Klinik. Es gab wohl einen unerfreulichen Zwischenfall, daher war eine kurzfristige Besprechung vor Ort nötig. Moni hob den Daumen und lächelte ihm zu. „Geht in Ordnung.“ Sie hob ihre Stricktasche in die Höhe. Für sie war es überhaupt kein Problem, sich ein paar Stunden zu beschäftigen. Uwe beendete das Gespräch und wählte gleich darauf die Nummer von seinem Chauffeur Jan Riedel. Nach zwei Wochen Urlaub sollte er ab jetzt wieder zur Verfügung stehen.
„Bis du zurückkommst, habe ich uns einen leckeren Obstsalat gemacht. Wie findest du diese Idee?“ Uwe warf seiner Herzdame einen Handkuss zu. „Au ja, super! Und dann entführe ich dich in unsere Wellness-Wanne.“