Triggerwarnung:
Im Absatz nach diesen *** drei Sternchen: Thema Kindesmissbrauch mit einschlägigen Details – Gedanken des Täters, nichts für schwache Nerven!
Auf der langen Fahrt nach Stuttgart telefonierte Uwe mit seinem Vater, der wegen Ritas Gesundheitszustand sehr besorgt war. „Weißt du, ich glaube, sie sagt mir nicht die Wahrheit,“ Georgs traurige Stimme belastete auch Uwe.
„Das tut mir so leid! Wahrscheinlich will sie nicht zugeben, dass sie Schmerzen hat,“ entgegnete Uwe resigniert.
„Vermutlich, aber ich seh es ihr doch an! Ich würde gerne mit ihr noch einmal in das Linzer Spital fahren. Zu den Ärzten dort hatte Rita gleich Vertrauen gefasst. Aber ich kann sie ja nicht mal dazu bringen, dass sie zu uns nach Innsbruck kommt. Wenigstens die Labor- und Vitalwerte würde ich gerne checken.“ „Pa, ich weiß, dass sie sich so sehr auf die Reise in die Staaten freut. Vielleicht ist das der Grund und sie hat Angst, dass du die ganze Sache abbläst.“
„Das müssten wir ja auch, wenn sich meine Vermutung bestätigt.“
Im Moment schien es eine schwierige Zeit für alle Ortners zu sein. Uwe sah grübelnd aus dem Fenster. Schon am Montag würde die Stellenanzeige in den ersten Fachmagazinen sowie in einem Ärzte-Forum erscheinen. Beide Verlage schalteten die Anzeigen auch online. Auf der klinikeigenen Homepage hatten sie die Suche nach dem Oberarzt dick und fett auf der Startseite hervorgehoben.
Jetzt entdeckte er den Stuttgarter Fernsehturm, es dauerte nicht mehr lange, bis er endlich bei seiner Liebsten war. Nervös kratzte er sich an seinem Bart. Würde sie ihm verzeihen?
Moni erwartete ihn lächelnd an der Wohnungstür. Sie sahen einander nur an, dann lagen sie sich auch schon in den Armen. Sie vergrub ihr Gesicht an Uwes Brust, liebevoll streichelte er ihre Haare, atmete ihren weiblichen Duft ein. Dabei spürte er eine Woge der Zufriedenheit durch seinen Körper ziehen. Er drückte sie zärtlich an sich. Tränen der Freude lösten sich aus seinen blauen Augen, er küsste vorsichtig ihre Stirn.
„Mein Engel, du tust mir so gut!“, mit seiner sanften Stimme eroberte er ihr Herz zurück. „Schatz, du hast mir sehr gefehlt. Mach so einen Blödsinn nie wieder, hörst du!“
„Auf keinen Fall,“ beteuerte er.
Sie löste sich aus seiner Umarmung, „Komm rein, da wartet noch jemand auf dich.“ Bruno begrüßte den Neuankömmling überschwänglich. Schwanzwedelnd legte er seine Vorderbeine auf Uwes Schulter und leckte ihm übers Gesicht. „Igitt Bruno, hör auf!“ Uwe lachte, doch er schien überglücklich, denn endlich war er wieder bei seiner kleinen Familie. Zu dritt machten sie es sich im Wohnzimmer gemütlich. „Möchtest du Tee oder Kaffee?“, fragte Moni beiläufig. Uwe hob staunend die Augenbrauen, dabei huschte sein Blick auf die Uhr. „Ist das eine ernste Frage?“
„Ja!“ Monis Blick blieb gelassen.
Uwe presste die Lippen aufeinander und gab nach. „Gut, dann nehme ich einen Kaffee. Hast du auch Orangensaft da?“
Moni stellte beides auf den Tisch, zündete eine Kerze an und kuschelte sich an ihren Liebsten, indem sie ihren Kopf auf seinen Bauch legte. Anstatt über das Vorgefallene zu reden, streichelten und küssten sie sich lange und ausgiebig. Von ihren Gefühlen überwältigt erkundeten sie zärtlich ihre Körper, solange bis sie sich ihrer Lust hingaben. Beim Einschlafen hatte Moni nur noch den einen Gedanken, warum liebte sie diesen verrückten Kerl so sehr.
Das Schicksal hatte sie zusammen geführt. Sie waren für einander bestimmt. Basta. Die innige Liebe, diese Gefühle zu diesem einzigartigen Mann, waren weit mehr, wie nur die Lust auf Sex. Dessen war sie sich sicher.
Achtung *** Achtung
Gebückt schlurfte Otto den langen, kahlen Flur entlang. Seine Nase war dick und verkrustet, die ausdruckslosen Augen lagen in tiefen Höhlen. Seine blasse Haut schien ungepflegt. Insgesamt wirkte er krank und um viele Jahre gealtert. Die mit Spinnweben geschmückten Neonröhren flimmerten unangenehm an den hohen Decken, doch das war noch das Erträglichste hier. Die letzten Monate waren für Otto der pure Horror gewesen. Dass er überhaupt noch am Leben war, grenzte an ein Wunder. Obwohl es ihm inzwischen sogar unwichtig war. Das Leben hatte für ihn sowieso keinen Sinn mehr. Er hatte alles verloren, Familie, Freunde und Arbeit. Natürlich war er selber schuld daran. Schon längst hatte er es eingesehen.
Er wusste, dass er Dinge gemacht hatte, die nicht in Ordnung waren. Sogar verboten. Deswegen saß er hier im Knast. Für ihn allerdings waren die Vorkommnisse von damals nur kleine Spielereien. Denn keines der Kinder hatte jemals geweint oder geschrien. Er hatte ihnen doch nicht weh getan. Kaum vorstellbar, dass sie dabei Schmerzen hatten.
Jetzt im Nachhinein hasste er sich dafür. Natürlich.
Diese Gedanken und diese gierige Lust, kleine Mädchen an ihrer Muschi zu berühren, das war in seinem Verborgenen gelegen. Er hatte sich das nicht ausgesucht. Konnte man da wirklich von schuld sprechen?
Sein dunkler Trieb erwachte spontan. An diesem heißen Sommerabend, an dem seine Frau Uta ihn gebeten hatte, mit den Kindern zu spielen, solange sie das Essen vorbereitete. Seine süßen Nichten saßen nur mit ihren Unterhöschen begleitet auf dem Spielteppich. Ganz zufällig verrutschen die Höschen bei ihren Bewegungen und gewährten ihm intime Einblicke auf ihre nackte, glatte Unschuld. Was er sah, brannte sich tief in sein Gehirn und löste eine ungewöhnlich starke Erregung in ihm aus. An diesem Abend war er von sich und den mächtigen Gefühlen geschockt. Nachts fand er keine Ruhe. Für ihn gab es nur das eine Ziel. Er wollte diese Unschuld berühren. Unbedingt.
Im Nachhinein wusste er, was er hätte tun müssen. In Gesprächen mit dem Gefängnis Psychologen gab er zu, dass er sich gleich am nächsten Tag überlegt hatte, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen. Aber das alles war neu, unangenehm und trotzdem richtig geil. Gleichzeitig auch sehr peinlich. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn die anderen davon erfahren hätten. Heute wusste er, dass er großen Mist gebaut hatte. Es war scheiße von ihm und er bereute es.
Doch das nützte ihm und den Mädels jetzt nichts mehr. Auch das war im bewusst. Leider konnte er die Zeit nicht zurückdrehen und alles ungeschehen machen.
Jeden Morgen bekam er zum Frühstück einen Kaffee, ein Croissant und an den Wochenenden sogar die Tageszeitung. So hatte er sich entschieden. Da er einsichtig war, sich an alle Regeln hielt mit einem sehr guten Benehmen und seine Taten gestanden hatte, erfüllte man ihm diese Wünsche. Tagsüber musste er in der Wäscherei malochen. Das Wort traf es genau. Er schuftete hart und erhielt dafür eine lachhafte Entlohnung. Noch dazu war das Essen eine Frechheit. Mit den anderen Insassen gab es viele Probleme und unangenehme Zwischenfälle. Kinderschänder, wie sie ihn nannten, mochte man nicht. Um nicht zu sagen, solche Typen wie er wurden gehasst und regelmäßig bestraft. Wie oft war er schmerzerfüllt und blutend in der Krankenstation aufgewacht. Er hatte es inzwischen akzeptiert. Er war ein asoziales Arschloch, den die Welt nicht braucht.
Er nahm vorsichtig einen Schluck von seinem heißen Kaffee, dessen bitteren Geschmack beinahe die Grenze des Unerträglichen erreichte, biss gedankenlos in das fettige Gebäck und schlug die Zeitung auf. Interessiert las er die Berichte und Reportagen, schmunzelte über die Witze der Unterhaltungsseite und löste das Schwedenrätsel. Der Becher war leer, das Croissant in seinem Bauch. Langsam drehte er die letzte Seite um und legte die Zeitung zurück auf den Tisch. Beim Aufstehen fiel sein Blick auf die Anzeigen der Familiennachrichten.
Schnell rieb sich Otto die Augen. War er jetzt tatsächlich verrückt geworden? Spielte sein Verstand ihm einen Streich?