Durch diese Entscheidung änderte sich Monis Leben erneut. Mit ihrem Uwe Schatz hatte sie vereinbart, dass sie ab nächsten Montag offiziell in der Klinik arbeiten würde. Vorher gab es für sie einiges zu erledigen.
Uwe kümmerte sich intensiv um die Einarbeitung von Jo Baker. Victor und Eva genossen ihre freien Tage.
Georg meldete sich immer seltener bei seinen Kindern, so dass zumindest Tina Verdacht schöpfte. Sie wählte die Nummer ihres Bruders, um ihn vorzuwarnen.
„Hey hallo, liebes Schwesterlein, du rufst mich an?“, fragte Uwe interessiert. „Ja, ich wollte dir nur sagen, was ich über unseren Vater denke.“
„Ich höre.“
„Wir müssen davon ausgehen, dass er sich erneut verliebt hat. Er meldet sich kaum noch, weicht meinen Fragen aus. Von seinem Freund habe ich durch Zufall erfahren, dass er nicht mit ihnen auf Reisen ist, sondern in einem Wohnmobil irgendwo in New York haust.“
Uwe schmunzelte, „Mhm, lass ihn doch. Er hatte auch kein einfaches Leben. Soll er doch in Ruhe sein Rentendasein genießen. Wie gehts denn deiner Ehe? Mit Max wieder alles soweit im grünen Bereich?“ Uwe fragte deswegen nach, weil er mitbekommen hatte, dass sich Max öfters beschwerte, da seine Tina kaum noch für ihn und die Kinder Zeit hatte. Scheinbar war sie viel lieber auf ihrem Gnadenhof.
„Du Uwe, da muss er jetzt durch. Wir hatten eine Absprache und lieben uns immer noch, falls du das meinst.“
Uwe beruhigte seine Schwester abschließend. „Wenn wir im Juli an den Achensee fahren, dann kommt Georg nach Innsbruck, um mich in der Klinik zu vertreten. So kannst du ihn ganz offen darauf ansprechen!“
***
Käthe erlebte mit Lina und den Kleinen eine unbeschwerte Zeit in München. Jeden Abend übte sie im Kinderzimmer ihre aktuellen Stücke ein. Gerhard und Irene waren das beste Publikum. Sie tanzten und klatschen Beifall, auch wenn Käthe versehentlich die falschen Töne traf. Die Kids waren eine positive Energiequelle für sie. Lina genoss die freie Zeit und lag auf der faulen Haut. Simon hatte das Gästezimmer in ein neues Kinderzimmer verwandelt. Alles war bereit für den Nachwuchs.
Simon freute sich so sehr darauf, Vater zu werden, dass es Lina manchmal unheimlich vorkam. „Moinsch der isch no ganz knuschper?“, fragte sie ihre Schwester.
Käthe schüttelte den Kopf, „Weißt du, anstatt dich einfach zu freuen, was für einen tollen Freund du hast, hast du so verrückte Gedanken.“
Lina hatte eine plötzlich eine ganz andere Idee: „Lass uns heid Obed mid em neie Audo uff de Verkehrsübungsblatz fahre. I kann dr gude Tipps gebbe für dei nächsschte Brüfung.“ Käthe freute sich sehr. Wie gerne würde sie ihre Mama damit überraschen, heimlich den Führerschein gemacht zu haben. Den Kleinwagen hatte sie bereits mit Uwe zusammen gekauft, er stand versteckt in der Tiefgarage der Klinik.
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Moni erstellte einen Plan. Wieder einmal schrieb sie alle zu erledigenden Dinge sorgfältig auf. Sie liebte es, solche To-do-Listen zu gestalten und darüber nachzudenken, auch ja nichts zu vergessen.
Sie freute sich ehrlich darauf, Uwes Sekretärin zu werden. Ihre größten Sorgen im Moment waren Bruno und das Strickcafé. Sie spazierte mit ihrem Hund die große Runde durch den Park bis in die Innenstadt. Gleich würde sie den ersten Punkt ihrer Liste abhaken können. Neue Kleidung für die neue Arbeitsstelle kaufen. Uwe hatte ihr nahe gelegt, ebenfalls weiße oder zumindest helle Kleidungsstücke zu nehmen, die bei mindestens 60 Grad waschbar waren, damit Keime keine Chance hatten. Eventuell würde sie auch mal mit Blut oder anderen Flüssigkeiten in Kontakt kommen.
Bruno durfte im Foyer des noblen Geschäftes warten. Die Verkäuferin kannte ihn bereits und versorgte ihn mit frischem Wasser und einer Hand voll Leckerlis.
Moni kaufte 10 Paar weiße Sneakerssocken, 10 weiße Slips und drei weiße BHs. Derzeit hatten sie im Laden keine modischen weißen Jeanshosen, so dass sie diese bestellten. Sie fand einige hübsche Blusen aus Leinenstoff in Pastelltönen, die man bei hohen Temperaturen waschen konnte. Uwe würde zufrieden sein mit ihrer Auswahl. Wie immer orderte sie die Kleidungsstücke gewaschen und aufbereitet. „Ich benötige alles bis zum kommenden Samstag. Bitte liefern Sie an die bekannte Adresse. Den fälligen Betrag buchen Sie von unserem Kundenkonto ab.“ Moni lächelte, bedankte sich und nahm Brunos Leine. „Wiederschauen, ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag.“
In einem Schuhgeschäft kaufte sie zwei Paar bequeme Sneakers in den Farben weiß und smaragdgrün. Sie kosteten ein kleines Vermögen, doch sie würden ausgezeichnet zu den neuen Blusen passen. Zufrieden stattete sie Robert in seinem Büro einen Besuch ab.
Überrascht erhob sich der bärtige Finanzberater, um Moni freundlich zu begrüßen. „Was verschafft mir die Ehre, werte Dame?“ Robert grinste frech.
„Grüß Gott, ich habe es mir überlegt. Ich möchte nun doch mein eigenes Konto haben. Wie lange dauert es, eines anzulegen? Ab nächster Woche bin ich berufstätig und werde hoffentlich gut verdienen.“
Moni konnte sich das Kichern nicht verkneifen. Zu lustig war Roberts Gesichtsausdruck. Dann schlug er sich mit der Hand auf den Schenkel. „Ha, das ist gut. Weiß er Bescheid, dass du hier bist?“ Moni zuckte mit den Schultern. „Nö, noch nicht, aber das wirst du ja bestimmt gleich ändern. Ähm, noch eine Frage. Wie hoch ist mein Limit bei der aktuellen Partner Mastercard?“ Robert breitete die Arme aus, „Es gibt keines, hast du das vergessen? Einen kleinen Moment.“
Robert öffnete eine der vielen Schubladen und hielt einen Schlüssel in der Hand. Er ging damit in ein Nebenzimmer. Moni hörte es klicken und piepsen. Bruno kläffte, er hasste solche Geräusche, di er nicht zuordnen konnte.
Schon stand Uwes Finanzgenie wieder im Raum und übergab ihr einen Umschlag. „Wir haben alles für dich hinterlegt. Die Karte und dein Konto gibt es seit über einem Jahr. Da hat sich einiges angesammelt. Viel Spaß damit.“ Robert zwinkerte und verkniff sich einen weiteren Kommentar.
Moni rümpfte die Nase, „Ach ja, stimmt, vielen herzlichen Dank!“, dann winkte sie zum Abschied und verließ beschwingt das Büro.
Vor einem Juweliergeschäft blieb sie stehen. Interessiert betrachtete sie die Eheringe im Schaufenster und überlegte, ob und wann Uwe ihr noch einmal einen Heiratsantrag machen würde. Es war damals definitiv der falsche Zeitpunkt. Jetzt aber wäre sie bereit dafür. Vorsichtig öffnete sie die Ladentür und fragte freundlich nach, ob auch Hunde willkommen waren. Der zuvorkommende Verkäufer sprang ihr entgegen, hielt die Tür auf, nickte freundlich und bat sie hereinzukommen. „Selbstverständlich. Mit was kann ich Ihnen dienen?“ Moni ließ sich aktuelle Männerarmbänder zeigen. Ihr Favorit war ein modernes Armband aus hochwertigem schwarzen Leder von der Marke Montblanc. Der silberne Verschluss war breit genug, um hier eine Gravur einzuarbeiten.
„Ich interessiere mich für das da. Mit dem Finger zeigte sie auf ihre Auswahl. „Gerne hätte ich ein M und ein U ineinander verschlungen, darunter sollte das Wort Love forever stehen. Können Sie das bitte eingravieren? So auf die Schnelle?“
„Aber gerne, natürlich. Leider müssten sie aber bis morgen warten. Im Moment haben wir sehr viele Aufträge.“ Doch Moni gab nicht so schnell auf. „Gut, dann werde ich mich woanders umschauen müssen. Ich benötige das Geschenk heute noch!“ Der Verkäufer schluckte hart und rang nach Worten. „Ein kleines Momentchen,“ er verschwand hinter einer Tür.
Mit einem Lächeln kehrte er zurück. „Wir werden das Armband gegen 18 Uhr fertig gestellt haben.“ Moni lächelte zufrieden. „Super, kann ich es gleich bezahlen?“ Der nette Herr nickte und tippte den Betrag in die Kasse. „Mit Gravur macht es 395,00 €.“ Moni hielt sich die Hand vor den Mund. „Was? Das bissle Leder?“ Sie biss sich auf die Lippen.
„Es tut mir leid, das ist ein sehr hochwertig angefertigtes Armband. Und die Gravur...“ „Schon gut, hier meine Karte.“
Auf dem Heimweg rief Uwe sie an und fragte nach, ob sie zum Essen in die Kantine kommen würde. „Schatz ich bin noch in der Stadt, ein wenig shoppen.“ Uwe freute sich über solche Worte. „Ah wie schön, einer muss ja das viele Geld ausgeben, gell! Sehen wir uns auf einen Kaffee, so gegen 16 Uhr?“
„Ja mein Schatz, bis später.“
Bestimmt hatte bis dahin Robert bei ihm angerufen. Sie war gespannt, wie Uwe darauf reagieren würde.
Zuhause widmete sich Moni einem weiteren wichtigen Punkt und wählte die Nummer vom Strickcafé. Andy hatte heute Dienst. Sie vereinbarten einen Termin für eine Videokonferenz, an der auch Uta und Conny teilnehmen sollten. Bei dieser Gelegenheit würde Moni ihren Freundinnen die aktuelle Lage erklären. Monis Idee, das Strickcafé an ihre Schwester zu übergeben, würde hoffentlich bei allen Teilnehmerinnen gut ankommen.