Moni arbeitete jeden Tag bis zu zehn Stunden in der Klinik. Inzwischen wurde sie von den Mitarbeitern akzeptiert und geschätzt. Uwe war sehr stolz darauf. Er selber arbeitete noch intensiver als je zuvor. Ohne Alkohol, dafür mit Moni an seiner Seite wuchs der Chefarzt über sich hinaus.
Abends trafen sie sich oft mit Iris und Jo Baker oder waren bei Viktor und Irina eingeladen. Nur selten schafften es Moni und Uwe, nach Montan zu fahren. Olga genoss die Zeit, wenn Moni sich ein paar Stunden freischaufelte, um sie zu besuchen.
Moni freute sich riesig, dass aus dem schüchternen Mädchen eine so selbstbewusste Frau geworden war. Spätestens nächstes Jahr wollten Olga und Stefan ebenfalls heiraten.
Neben all dem Stress, gab es jede Menge wichtige Termine einzuhalten. Denn die Hochzeit rückte immer näher. Nachdem die zweite Anprobe ihrer Hochzeitskleidung, die natürlich getrennt stattfand, vorbei war, lagen Moni und Uwe auf den gemütlichen Liegen und genossen die letzten Sonnenstrahlen auf ihrer Terrasse in Innsbruck.
„Mein Engel, ich hab da eine Idee!“ Moni hatte die Augen geschlossen und antwortete: „Soso, was denn?“ „Ich würde gerne ein Hotel kaufen, beziehungsweise bauen.“ Moni atmete laut, ließ ihre Augen jedoch geschlossen. „Echt ? Ein Hotel? Sag bloß.“
Uwe ignorierte ihren Sarkasmus und fuhr fort. „Robert hat eine interessante Immobilie am Rande von Innsbruck entdeckt. Die Überlegung wäre, daraus ein exklusives Wellness Suiten-Hotel, so ähnlich wie das am Gardasee, bauen zu lassen. Für Gäste, die Wert auf Ruhe und Abgeschiedenheit legen, so wie ich, ähm wir. Mit einem kleinen aber feinen Restaurant, in dem man abends gemütlich sitzen kann, nur für die Hotelgäste. Frühstück wird direkt aufs Zimmer gebracht, oder eben am typischen Buffet.“
Moni blinzelte und drückte die Lehne nach oben, so dass sie aufrecht saß und sah ihrem Schatz in die Augen. „Seit wann besprichst du solche Details mit mir?"
„Mhm,“ Uwe grinste. „Weil ich da noch eine weitere Idee habe. Die oberste Etage, von der man einen sagenhaften Ausblick auf den Berg Patscherkofel und über einen großen Teil der Stadt hat, könnte unsere Penthouse Wohnung werden. Mit Pool oder Naturbadeteich, ganz nach deinem Wunsch. Sehr gerne darfst du dich bei allen Planungen beteiligen. Wenn wir dort wohnen würden, hätten wir eine gewisse Distanz zur Klinik und wären trotzdem nicht weit weg. Und natürlich könnten wir den Rundum-Hotel-Service genießen. Ein Taxi Richtung Klinik stünde am Parkplatz immer für uns bereit. Zusätzlich zu unserem Jan Rudel.“
Moni breitete ihre Arme aus. „Anstatt diese Wohnung hier?“ Uwe nickte schnell. „Genau!“ „Ok, dann nur zu. Hast du es schon gekauft? Oder hast du dieses Mal auf meine Antwort gewartet?“
Uwe wartete einige Sekunden bis er schließlich zugab: „Ja, es tut mir leid, ich habe das Gebäude schon gekauft. Robert hat es...“ Geräuschvoll schob Moni ihren Liegestuhl weg, stand auf und rief nach Bruno. Dann stürmte sie mit dem Hund nach draußen in den Park. Uwe blieb sitzen und starrte geradeaus. Er hatte mal wieder Mist gebaut. Warum nur vergaß er ständig, gemeinsame Absprachen zu treffen? Er meinte es doch nicht böse. Warum reagierte seine Moni so heftig. Er biss sich auf die Lippen.
***
Käthe, Kim und Lina trafen sich nun schon zum zweiten Mal mit Frau Schön, der Hochzeitsplanerin. Die vielen Ideen, vor allem auch musikalisch gesehen, galt es noch zu optimieren. Bei einem der Hauptprogrammpunkte saß Moni mit im Boot, denn sie war ein Teil der großen Überraschung für Uwe. Daher kam auch sie extra nach Montan, da das Treffen bei Olga auf dem Hof stattfand.
Für die schwangeren Frauen war der Zeitpunkt der Hochzeit nicht günstig gewählt, denn ein festliches Kleid zu finden, war schwierig. Lina hatte sich sowieso mal wieder beschwert, aber Käthe beruhigte ihre Schwester: „Du wirst für deinen großen Auftritt oben in der Kanzel stehen. Der Bauch wird nicht zu sehen sein. Also kannst du dich beruhigen.“ Für die Kleinsten hatte Frau Schön zwei erfahrene Erzieherinnen engagiert, sowie ein extra Spielezelt. Die Planerin hob die Hände hoch und verkündigte feierlich: „Das hier wird eine einzigartige Hochzeitsfeier werden, die schönste und originellste weit und breit. Wir schaffen es überhaupt nicht, alle Ideen und Möglichkeiten auszuschöpfen. Es ist wichtig, dass wir kühle Köpfe behalten.“
Nach einer ersten Probe und vielen Telefonaten löste sich die kleine Versammlung auf. Frau Schön spazierte hinüber zu Tina und Max, die ebenfalls einige Ideen zum Fest beitragen wollten. Auf Uwes Wunsch sollten sie im Biohotel das Abend Menü auswählen. Dieses Festessen war nur für die Ehrengäste, wie Familienangehörige und engste Freunde, geplant. Hier galt es, den zeitlichen Ablauf perfekt mit den anderen Terminen im Festzelt abzustimmen.
Während Kim mit Käthe zurück nach Innsbruck fuhren, blieb Lina mit den Kindern das Wochenende bei Olga auf dem Hof. Stefan hatte noch einen weiteren Umbau in den Kinderzimmern geplant, so dass er die Zeit mit den Handwerkern in München zu Gange war. Moni nutzte den restlichen Tag, um eine kleine Runde mit dem Mountain-Bike zu radeln. Die frische, saubere Luft hier oben in den Bergen war eine Wohltat. Immer wieder stieg sie vom Rad und genoss die herrlichen Aussichten. Sie ärgerte sich einmal mehr darüber, wie wenig Zeit sie in dieser wundervollen Gegend verbrachten.
Moni entschied sich für eine Tour durch die Wälder im südlichen Montan. So konnte sie auf dem Heimweg an der Kapelle halten. Der Pfarrer wartete auf eine Rückmeldung, wo genau der Blumenschmuck angebracht werden sollte.
Sie entdeckte die auffällige, orangefarbene Maschine auf dem Gehweg direkt neben der Kapelle. Sofort war ihr klar, wem sie gehörte. Im gleichen Augenblick setzte ihr Herz für einen kleinen Moment aus. Denn aus dem Haus kam Theo gesprungen, nur mit einer kurzen, sehr engen Jeans bekleidet. In der Hand hielt er ein Eis am Stiel, an welchem er genussvoll lutschte. Als er Moni entdeckte, stutzte er, reagierte aber blitzschnell. „Hey, hallo hübsche Frau. Kennen wir uns nicht?“
Moni lächelte ihn an. „Das ist ja schön, dich hier zu treffen. Gehts dir gut?“ Theo nickte und bot ihr ebenfalls ein Eis an, doch Moni lehnte ab. „Ich würde lieber einen Kaffee trinken.“ Theo zwinkerte frech, dabei zeigte er mit dem Finger auf sein Motorrad. „Lust auf eine Spritztour?“ Moni hob beide Hände vors Gesicht. „Oh mein Gott, nein! Ist das dein Ernst?“ Theo schenkte ihr ein so liebes Lächeln, dass sie nickend zustimmte. „Gut, wenn du meinst. Aber ich glaube, ich hab Angst.“
„Komm mit!“, Theo führte sie in die Scheune. An der Wand hingen Motorradjacken und Helme in verschiedenen Größen. Es dauerte nicht lange, bis Moni neben der Maschine stand und Theo dabei beobachtete, wie er sich ebenfalls die Schutzkleidung überzog. Jede Bewegung von ihm erschien ihr unheimlich männlich. Ihn ihrem Körper kribbelte es, als hätten tausende von Ameisen Besitz von ihr genommen. Theo gab ihr einige Instruktionen, wohin sie ihre Füße stellen sollte und was es zu beachten gab, wenn sie in eine Kurve hineinfuhren. Dabei kam er ihr gefährlich nahe. Moni schwitzte unter dem Helm nicht nur wegen der Hitze. „Am besten du hältst dich hier fest!“ Er nahm ihre Arme und deutete damit an, wie sie ihn von hinten umklammern sollte. Moni spürte ihren rasenden Puls an der Schläfe. Sie erkannte das Teufelchen von damals, welches nun wieder auf ihrer Schulter saß und freundlich an ihren Verstand anklopfte: „Hallo! Spinnst du? Was machst du denn da? Hör auf mit dem Scheiß!“ Doch mit einem beherzten Schwung setzte sie sich auf den Motorradsitz, strahlte Theo an und nickte ihm zu, zu allen verrückten Taten bereit.
Unterdessen saß Uwe bei Robert, der zusätzlich einen neutralen Notar hinzugezogen hatte. Gemeinsam setzten sie einen Ehevertrag auf. Außerdem mussten die Papiere für Uwes Hochzeitgeschenk an Moni fertig gestellt und unterschrieben werden. Zwanzig Millionen US Dollar konnte man schließlich nicht einfach am Geldautomat abheben. „Ist es nicht eher unüblich, dass sich das Brautpaar ein Geschenk macht?“ Grölend schlug Robert mit der Hand auf seinen Oberschenkel. Uwe zwinkerte, „Du kennst die Morgengabe nicht?“
Robert winkte ab. „Hab schon mal was davon gehört. Geht es da nicht eher um eine kleine Aufmerksamkeit, welche der Bräutigam nach der Hochzeitsnacht an seine Frau überreicht?“
Uwe hob seine Augenbrauen und verkündete wissend: „Früher diente die Morgengabe als wirtschaftliche Absicherung der Frau. In Adelskreisen wurden sogar Burgen und ganze Ländereien verschenkt. Also was spricht dagegen?“ Robert blätterte in dem Prospekt. „Naja“...