Nur wenige Tage nach ihrem entspannenden, wunderschönen Kurzurlaub waren Moni und Uwe wieder in ihrem Alltagstrott gefangen. Während Moni in ihrer Arbeit im Strickcafé aufblühte, war die Zeit ohne sie für den Chefarzt nach wie vor ein großes Problem. Spätestens am dritten einsamen Abend griff er zur Flasche. Meistens schaffte er es, bei Wein oder Bier zu bleiben, doch ab und zu übertrieb er es. Dann, wenn Uwe in seiner Verzweiflung eine Whiskeyflasche öffnete. Er behielt diese Tatsache wie ein Geheimnis für sich, nur Thommy erkannte das ganze Ausmaß, denn regelmäßig wurde er von Uwe angerufen, wenn dieser sturzbesoffen war. Fast jedes Mal stritten sich die Freunde darüber. „Mensch Uwe, hör endlich auf mit dem Scheiß! Du kannst doch so unmöglich auf deiner Station arbeiten.“ Thommy rastete beinahe aus. Nach solchen Streitereien legte Uwe wütend auf, fühlte sich einsam und allein.
Moni kannte zwar sein Problem, drängte ihren Schatz aber nicht. Täglich telefonierten die beiden miteinander. „Mein Engel, wann lässt du dir eigentlich deine Metalle heraus operieren? Gibts schon einen Termin?“, fragte Uwe ganz beiläufig eines Abends. Daraufhin überlegte Moni lange und antwortete frech: „Hast du etwa einen Plan bezüglich deines Entzugs?“ Solche Gespräche hinterließen auf beiden Seiten ein ungutes Gefühl.
Bedingt durch einen Feiertag, stand ein verlängertes Wochenende im Wonnemonat Mai an, welches Uwe bei seiner Liebsten verbringen würde. Georg hatte sich bereit erklärt, seinen Dienst zu übernehmen. Für Oberschwester Maria hatte man inzwischen einen guten Ersatz gefunden. Erste Gespräche am Telefon mit dem in Frage kommenden Dr. Jo Baker für die Oberarzt-Stelle waren vielversprechend verlaufen. Auf der langen Fahrt nach Stuttgart blätterte Uwe in einschlägigen Fachmagazinen. Er entdeckte einige Veröffentlichungen in englischer Sprache von Dr. Baker, die allesamt sehr kompetent klangen. Er war nicht nur Spezialist für Kopf- und Gehirn-Neurochirurgie, sondern auch in der Wirbelsäulenchirurgie ein wahrer Experte. Mit ihm konnte er sich eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen.
Jetzt erkannte Uwe von weitem den Stuttgarter Flughafen sowie den berühmten Fernsehturm, was ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Gleich würde er sein geliebtes Herzblatt in den Armen halten. Nur noch wenige Minuten.
Bei herrlichstem Sonnenschein hatte Moni im Garten eine Kleinigkeit vorbereitet. Den Tisch hatte sie mit viel Aufwand und Liebe hübsch dekoriert. Alles unter Brunos wachsamen Augen. Auch der Hund vermisste sein Herrchen, dessen war sich Moni sicher. Sie hörte den Wagen vorfahren, gleichzeitig Uwes Stimme, wie er sich von seinem Chauffeur verabschiedete. Voller Freude und mit leichtem Herzklopfen öffnete sie ihrem Schatz die Tür. Sie kamen nicht weit, denn Uwe küsste sie direkt am Eingang lange und leidenschaftlich. Dabei spielte er mit einer Haarsträhne, zog sachte daran. Dann fasste er frech an Monis Po und raunte ihr zu: „Mein Engel, ich habe solche Sehnsucht nach dir.“ Sie nickte und zog ihn kichernd mit sich in Richtung Garten. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Allem Anschein nach kam es aus dem Gästezimmer. Er hielt in seiner Bewegung inne und fragte erstaunt: „Hast du Besuch?“
„Ja, ähm nein,“ druckste Moni herum, „Also es ist Chrissy meine Zugehfrau, sie ist wohl noch am Bügeln.“ Moni beobachtete, wie langsam sämtliche Farbe aus Uwes Gesicht entwich. Schnell fügte sie hinzu: „Aber sie wird bald fertig sein, dann sind wir alleine,“ jetzt zwang sie sich zu einem Lächeln. Uwe wich einen Schritt zurück. „Deine was?“, fragte er ungläubig. Moni hob ihre Augenbrauen und schluckte. „Du hast schon richtig gehört.“
„Du hast eine Zugehfrau? Willst du mich veräppeln?“
„Schatz, es hat sich so ergeben, weißt du. Da ich doch so oft im Laden bin. Alleine schaffte ich es nicht mehr hier,“ sie verstummte. Beleidigt schritt er hinaus in den Garten, wo Bruno ihn schwanzwedelnd empfing. Er streichelte den Hund geistesabwesend. Leise hörte er die zwei Frauen sprechen, dann verabschiedete sich Moni. „Danke und bis nächste Woche. Tschüss!“
Moni setzte sich neben ihren Schatz und nahm seine Hand. „Sei nicht sauer, manchmal ändert man eben seine Meinung, ok?“ Uwe kratzte sich nervös am Kinn.
„Ich fass es nicht!“ Er dachte an die vielen kleinen Streitereien, die sie in der Vergangenheit immer wieder aus diesem Grund hatten. Wie lange hatte er sich schon eine Hilfe in der Innsbrucker Wohnung gewünscht. Warum selber einkaufen, putzen, waschen und den ganzen Haushaltskram erledigen, wenn doch kaum Zeit übrig war. Immer hatte Moni es abgelehnt, und jetzt das.
Uwe holte tief Luft und orderte ein gutes Fläschchen. „Komm, lass uns darüber reden.“ Moni nickte, brachte ihm eine Flasche Secco, den sie von Klara geschenkt bekommen hatte, dabei lächelte sie liebevoll. Sie gab ihrem Uwe einen Kuss auf die Stirn und fragte vorsichtig nach, ob er denn seinen Alkoholgenuss im Griff hatte.
Uwe nickte. „Na klar, ich trinke im Moment nicht viel,“ log er.
Sie vereinbarten, dass Moni das Sagen in der Wohnung in Montan hatte und sie dort keine Haushaltshilfe einstellten. „Wir benötigen schließlich eine Privatsphäre.“ Uwe dagegen war ab jetzt der Bestimmer der Innsbrucker Wohnung. Für diese würden sie nach einer geeigneten Person Ausschau halten. Eine Putzperle wurde gesucht.
„Wie wäre es mit einem Pärchen?“, es war Monis Idee, doch sie sah sofort an Uwes Gesichtsausdruck, dass er sich wieder weiß Gott was, dabei dachte. „Pärchen? Niemals! Nein, vergiss es!“
Dann aßen sie die vorbereiteten Köstlichkeiten, tranken langsam ihre Gläser leer und erzählten sich von den letzten Tagen. Danach lotste Moni ihn ins Schlafzimmer. Hier nahmen sie sich unendlich viel Zeit, um die Nähe zu genießen, auf die sie unter der Woche leider verzichten mussten. „Ich kann nicht aufhören, dich zu berühren,“ keuchte Uwe. Moni kicherte und zupfte frech an seinen Härchen am Po. Trotz des verkorksten Beginns wurde es ein wunderbares Wochenende, welches sie tagsüber gemeinsam mit ihren Freunden verbrachten.
An seinem letzten Abend vor der Rückreise verkündete Uwe, der jetzt schon traurig dreinblickte: „Mein Engel, hier bitte. Ich habe ein Geschenk für dich.“ Er überreichte ihr einen dicken Briefumschlag. Überrascht nahm ihn Moni lächelnd entgegen. „Oh ein Geschenk? Da bin ich jetzt aber gespannt.“ Vorsichtig zog sie einen Flyer aus dem Umschlag, auf dem ein schickes Holzhaus zu sehen war. In einer mächtigen Überschrift las Moni: Ihr Traumchalet in den Sextner Dolomiten.
Moni hob erstaunt die Augenbrauen, „Wow, hast du Urlaub gebucht? Mit Thommy und Resi?“ Uwe schüttelte den Kopf, „Nö!“, inzwischen grinste er verschmitzt, dabei zwinkerte er Moni zu. „Es ist deins! Habe es für dich gekauft. Du wolltest doch einmal wieder in die Dolomiten, das kannst du ab jetzt jederzeit. Wann immer du willst!“
„Wie bitte?“ Moni überflog den Text, der unter dem Foto stand. Dann sprang sie auf und kniff ihren Schatz zum Spaß in die Seite. „Du bist so ein verrückter Kerl.“ Schnell gab sie ihm einen dicken Kuss auf die Stirn.
„Mein Engel, ich liebe dich!“
„Danke mein Schatz, ich liebe dich auch.“
Nach einer weiteren heißen Liebesnacht war die Zeit des Abschiedes gekommen. Uwe wirkte extrem traurig. „Mein Engel, wann sehen wir uns wieder? Ich hasse diese Trennung unter der Woche.“ „Ich komme spätestens am Freitag, wie vereinbart.“ Moni lächelte liebevoll, doch Uwes Augen füllten sich mit Tränen.