„Bitte, versuche es zu genießen, wenn es dir doch gefällt, denke nicht negativ. Das hier“, er machte eine ausladende Armbewegung „Gehört ab jetzt auch alles dir.“
Vor Schreck flog Monis Gewissen von der Schulter direkt auf den harten Granitboden.
Sie aßen und erzählten sich dabei kurze Geschichten von früher. Sie lachten und neckten sich wie kleine Kinder. Uwe öffnete die mitgebrachte Rotweinflasche, sie prosteten sich zu. Moni hatte eine Idee: „Ach du, wegen Peter, diesem Monk. Stell den doch wieder ein. Dann hast du mehr Zeit für deine Möbel, die Wohnung in Montan, dann kannst du mir dort alles zeigen.“ Das Gewissen rappelte sich wieder auf, es traute seinen Ohren kaum. Deine Kopfverletzung hat wohl deutliche Spuren hinterlassen! Du spinnst gewaltig, uuuuuund Hände weg vom Alkohol!“
„Was meinst du mit Monk?“ „Naja ein Monk ist für mich ein hässlicher, unsympathischer Mensch“.
Nach dem Essen half Uwe ihr wieder zurück auf die Couch. „Den Tisch räumt mein Butler James ab, der kommt gleich.“ Moni zwickte ihn heftig in die Rippen.
„Magst du Indianer?“ Uwe lies den letzten Mohikaner laufen, schon alleine wegen der wunderbaren Musik. Sie lagen eng aneinander gekuschelt auf der Couch. Uwe streichelte ihre Hand. Moni schaute auf ihre neue Uhr, „Sollte ich nicht langsam zurück gehen?“ Entsetzt starrte Uwe sie an, „Waaaaas?“ Er rückte näher, drückte sie an sich, nahm ihren Kopf vorsichtig in die Hände. „Auf keinen Fall“, es war nur ein Flüstern, sie spürte seinen Atem, sah seine leicht geöffneten Lippen. Moni versuchte das auf der Schulter sitzende Gewissen zu ignorieren, welches aufgeregt um sein Leben schrie nein nein nein!!!
Doch der Zauber hatte sie eingewickelt. Es war zu spät. Sie öffnete ebenfalls ihre Lippen, nahm seine sanft drängende Zunge in Empfang und gab sich den Spielereien hin. Er stöhnte ungehalten auf, drängte sich noch näher an sie heran. Plötzlich waren seine zärtlichen Hände überall. Moni streichelte genüsslich seinen Nacken und fuhr ihm mit der Hand über seinen kräftigen, breiten Rücken bis zum Po. Uwe keuchte laut, dann befreite er sich schnell von Hemd und Jeans. Ganz langsam knöpfte er Monis Bluse auf und küsste jeden Zentimeter ihrer wunderschönen Brüste.
Schwärme von Schmetterlingen flogen lautlos, der ganze Raum glitzerte, bunte Lichter tanzten überall. Liebevoll, sanft und rücksichtsvoll liebten sie sich. Schon die erste große Welle trug die beiden schnell ins Paradies. Leise schnaufend lag er neben ihr, streichelte ihre Hand. Dann richtete er sich auf und sah ihr ins Gesicht. Es war tränenüberströmt, er hatte den salzigen Geschmack auf der Zunge schon länger bemerkt.
„Nein, mein Engel, bitte nicht weinen“. Doch Moni schluchzte laut, konnte nicht aufhören zu weinen. Er streichelte sie ununterbrochen, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Das Ding auf der Schulter war stinkesauer und stemmte die Hände in die Hüften, laut schrillte es in ihren Ohren du dumme, blöde Kuh! Selber schuld!
Er schenkte die Gläser ein, suchte nach dem kleinen Holzkästchen, legte vorsichtig die Kuscheldecke über Moni und öffnete die Terrassentür. Draußen schneite es wie wild. Uwe zündete zwei dicke Zigarren an, reichte eine an sie weiter, „Hier bitte, das hilft“, mit Tränen im Gesicht lachte sie laut auf, dann paffte sie die erste Zigarre in ihrem Leben. Dazu trank sie ihr Glas in einem Zug leer.
Uwe wandte sich zu ihr, auf seine sanfte Art und Weise brachte er ihr ein „Ich liebe Dich!“, entgegen.
Moni schloss die Augen, schwieg, stellte ihr leeres Glas auf den Tisch. Nun tranken sie abwechselnd direkt aus der Sektflasche. Uwe stöpselte den Musikstick ein, suchte den Song von In Extremo, laut schallte es durch das ganze Haus: Küss mich“!
Engumschlungen lagen sie kuschelnd unter der gemütlichen Decke. Ihre Hände streichelten und erkundeten sich, bis eine zweite Welle von ihnen Besitz nahm und sie davontrug. Jetzt waren sie in der Unendlichkeit angekommen. Irgendwann schliefen sie erschöpft ein. Doch es war nur ein Luftholen, ein Anlaufnehmen, um auf einer weiteren Welle hinweg zu schweben. Schließlich war es Uwes Telefon, welches diese Nacht beendete. Er küsste Moni, sanft rüttelte er sie wach. „Mein Engel, ich muss auf Station. Bitte geh noch nicht, ich komme in spätestens zwei Stunden zurück“. Verschlafen murmelte Moni ein „Mhmm“, drehte sich auf die andere Seite und schlief gleich wieder ein.
Wer an diesem Morgen nach draußen schaute, sah einen verrückt gewordenen Chefarzt laut pfeifend durch den Schnee tanzen.
Moni wurde wach, weil sie dringend zur Toilette musste. Beim Aufstehen wurde ihr schwindelig, schnell bemerkte sie ihren dicken Kopf. Das Gewissen saß stinkesauer auf ihrer Schulter, Wie konntest du nur! Hoffentlich tuts richtig weh, das geschieht dir ganz recht, du spinnst doch! Wie willst du das deinem Herbert klar machen? Mann Mann Mann Mann
Ja, sie musste dringend überprüfen, ob ihr Herz groß genug war für beide Männer.
In der Küche suchte sie nach Kaffee, sah die leeren Flaschen, da kam ihr spontan die Wanne in den Sinn. Sie wählte Uwes Nummer, „Ja, mein Engel?“
„Ähm, ich hab da ne Idee, kannst du Aquapflaster mitbringen?“
Keine zehn Minuten später saßen die Turteltäubchen in der Wanne, ausgestattet mit einem weiteren Glas Sekt und einer Zigarre. Nur Monis Fuß ragte heraus, dieser sollte noch nicht nass werden. Wegen ihres Körpers schämte sie sich inzwischen kein bisschen, schließlich war das ihr Arzt, er hatte eh schon alles von ihr gesehen. Wie kleine Kinder bewarfen sie sich mit Schaum, kitzelten sich an den unmöglichsten Stellen, der Boden stand bereits unter Wasser. Moni rief fröhlich: „Die Putzfrauen machen das alles wieder sauber, gell?“
Das kleine Gewissen überlegte sich in diesem Moment ob es sich besaufen oder lieber ersaufen sollte...
***
Auf der gemütlichen Couch gaben sie sich noch einmal ihrer neu entdeckten Lust hin, dann wurde es Zeit für das wahre Leben. Uwe half ihr liebevoll beim Anziehen, räumte das Geschirr in die Küche, leerte den Rest der Sektflasche in den Abfluss. Anschließend schob er Moni zurück auf Station. Zum Abschied meinte er beiläufig, „Ich hole dich spätestens um sieben heute Abend ab, mein Engel.“ Er küsste sie in aller Öffentlichkeit direkt vor dem Schwesternzimmer.
Zusammen mit Victor beendete Uwe die kleine Visite, er nahm den Oberarzt mit in sein Arztzimmer. Seinen Vater konnte er nicht erreichen, dieser war vermutlich schon mit seinem ersten Patienten beschäftigt. „Victor, du kannst Peter anrufen, ich möchte ein gemeinsames Gespräch so gegen“, er schaute auf seine sündhafte teure Uhr, „Ca.16:00 Uhr“. „Ja Chef, das ist eine gute Idee.“ Er schlug ihm dabei auf die Schulter.
Zum Schluss rief er in Salzburg an, „Hey Steffi, ich brauche die kleine Suite und den hellen Anzug morgen“, „Hallo Uwe, alles klar, warte kurz. So, hab dich eingecheckt.“
Während er durch seine E-Mails scrollte, wählte er Thommys Nummer. Doch nur seine Frau ging ran, er hatte einen Einsatz. „Richte ihm einen lieben Gruß aus. Sag ihm ich bin glücklich, dann weiß er Beschied“. „Ach Uwe, das freut mich sehr, komm doch demnächst mit ihr vorbei. Ich würde sie so gerne kennenlernen.“
***
„Hi Mama, alles ok bei dir? Ist es sehr schlimm für dich, dass ich am Wochenende nicht kommen kann?“ Käthe machte sich Sorgen, doch Moni erzählte nichts von ihrem Abenteuer mit dem Chefarzt. Mehrmals beteuerte sie, „Es ist kein Problem für mich. Ich habe hier alles, was ich brauche. Wir sehen uns ja nächste Woche wieder.“
Ständig klingelte heute das Telefon.
„Mensch Moni, ich habe schon so oft angerufen. Ich habe mir ernsthafte Sorgen gemacht. Ist was passiert?“ „Nein, nein, mein liebes Schwesterlein. Es war nur, ach weißt du, mein Handy hat gesponnen, der Akku war kaputt.“ „Achso, mhmm. Du, leider können wir dieses Wochenende nicht schon wieder kommen. Wir haben so viel zu tun hier. Der Weihnachtsmarkt in unserem kleinen Dorf ist dieses Wochenende. Verrückt, wie schnell die Adventszeit gekommen ist!“ „Ja ups, da hast du recht. Stell dir vor, hier hats geschneit. Es sieht wundervoll aus, draußen.“ Moni freute sich insgeheim, dass sie dieses Wochenende alleine ohne die bucklige Verwandtschaft war.
Die Physiotherapeutin kam zu Moni mit neuen, schwierigeren Übungen im Gepäck. Von Victor hatte sie das Röntgenbild erhalten, er war sehr zufrieden mit der Heilung. Langsam sollte sie den rechten Fuß mit mehr Gewicht belasten, aber dennoch ganz vorsichtig. Die Ellenbogen-Übungen fand Moni sehr schmerzhaft, doch Uwe hatte ihr ausdrücklich verboten, Schmerzmittel zu nehmen. So musste sie sich eben durchbeißen. Den Rest des Mittags verbrachte sie schlafend.