Erst im Auto hatte sie wieder Empfang. Auf dem Display ihres Smartphones erschien eine Nachricht von Lina: Mama, kommst du morgen zur Geburtstagsfeier? Um 15 Uhr gibts Kaffee und Kuchen. Du bist ja eh nicht mehr im Krankenhaus!!!
„Morgen ist Sonntag, endlich ausschlafen“, freute sich Uwe im gleichen Moment. Moni atmete tief durch.
„Danke mein Engel, für diesen einzigartig wunderschönen Abend“, Uwe knabberte spielerisch an Monis Ohr. „Was haben wir denn noch Schönes vor wir zwei Hübschen?“ Moni kraulte zärtlich seinen nackten, muskulösen Po, zupfte dabei an den lockigen Härchen auf seinem muskulösen Oberkörper. Er stöhnte lustvoll auf. Dann vergrub er sein Gesicht zwischen Monis Brüste. Langsam und zärtlich, sachte und rücksichtsvoll, auf die sanfteste Art und Weise, schwebten sie Richtung Paradies.
Mit mörderischen Kopfschmerzen wachte sie schweißgebadet auf. Sie hatte schon wieder einen dieser furchtbaren Alpträume hinter sich: Ihre Familie saß in einem Bus, Herbert war der Busfahrer. Der Bus stürzte einen Felsen hinab, prallte aber nie auf. Doch dieses Mal wurde nicht nur aus Herberts Gesicht eine dunkle Blutlache, sondern auch aus Gerhards kleinem süßen Antlitz. Der wollte eigentlich seinen Geburtstag feiern und freute sich so...
Moni humpelte ins Bad. Mit kaltem Wasser versuchte sie das Geträumte zu verscheuchen. Oh nein, wie furchtbar.... ich kann nicht mehr, hoffentlich hört das bald auf, murmelte sie ihrem Spiegelbild zu.
Es war erst kurz vor halb sechs. Sie betrachte Uwe, der breit ausgestreckt im Bett lag. Sie hörte sein leises Schnarcheln. Wenn er sie wirklich liebte dann...
Vorsichtig legte sie sich neben ihn, streichelte über seinen Bauch. Sofort reagierte sein Körper, was ihr ein verliebtes Schmunzeln entlockte. Ja, sie musste es zugeben. Sie war tatsächlich in ihn verliebt. Wahrscheinlich hatte sie einen Dachschaden, durch den Sturz auf den Schädel, wer wusste das schon. Er küsste sie leidenschaftlich, noch halb schlafend zeigte er ihr sein Interesse an einer weiteren Reise zu den Sternen. „Uwe, wach auf, wir müssen gehen!“ „Hä?“ Er kratzte sich am Kopf, rieb sich die verschlafenen Augen. „Was ist denn los?“ „Steh auf, wir müssen uns beeilen“, Moni humpelte Richtung Badezimmer. „Komm schon!“
Halbnackt schlich er ihr hinterher. „Aber warum denn?“ „Hilfst du mir bitte, ich muss nach Hause. Dringend. Kannst du mich bitte mit deinem Wagen fahren?“ Ungläubig starrte er seine Herzdame an. „Es ist kein Spaß, oder“, gähnend half er ihr beim Waschen und Anziehen.
Max steckte seinen Kopf herein, genau in dem Moment, als er Argan-Öl in Monis Haare knetete. „Was um alles in der Welt macht ihr da?“ „Nach was sieht es denn aus? Wir machen uns frisch, weil wir jetzt nach Deutschland fahren werden“. Max wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht, „Verrückt seid ihr auf jeden Fall. Tina hat sich ein wenig geärgert, weil ihr heute Nacht ziemlich laut wart“. Beschämt blickte Moni auf den Boden, doch Uwe grinste. „Echt? Entschuldigung“, dann prustete er laut los. „Machst du uns bitte eine Kanne Kaffee zum Mitnehmen. Und hast du vielleicht ein paar Äpfel oder so? Bitte!“
In Windeseile packten sie zusammen, zum ade sagen blieb leider keine Zeit. Den Rollstuhl mussten sie zurücklassen, er passte nicht in Monis Kleinwagen. In Innsbruck tauschten sie lediglich das Fahrzeug und brausten auf die Autobahn. Moni hatte in der komfortablen Limousine sehr viel Platz für ihr Bein, die Sitze waren saubequem. Natürlich war dieser Wagen der Luxusklasse mit jedem erdenklichen elektronischen Schnickschnack ausgestattet. Plötzlich aber gefiel ihr der Luxus ganz gut.
„Uwe Schatz, ich muss dir was sagen“. „Oh nein, was?“
„Du bist der rücksichtsvollste, zärtlichste und beste Loverboy, den ich je hatte!“ Es kam so unverhofft, dass Uwes Kinnladen nach unten fiel. „Aha, da spricht die Erfahrung“. Moni schenkte Kaffee in den Deckel der Thermoskanne ein und reichte ihm grinsend das Heißgetränk. „Ja, irgendwie schon. Schließlich bin ich ja auch die Ältere“.
„Es haben schon viele Menschen viele Worte zu mir gesagt, aber Loverboy war noch nicht dabei.“ Es freute ihn, vergnügt zwickte er sie in den Oberschenkel. Gleich darauf erklang klassische Musik, es war das Telefon, welches mit dem Mercedes verbunden war. Victor fragte nach, bis wann die Übergabe stattfinden würde. „Mein lieber Victor, wer arbeitet heute? Kannst du dich mit Peter und Eva absprechen? Leider kann ich aus persönlichen Gründen erst morgen früh den Dienst übernehmen.“ In der Leitung blieb es still. „Ales klar Chef, ich kläre das ab. Melde mich gleich wieder“. Moni blickte nach draußen, die Landschaft flog leise und schwebend an ihr vorbei. Uwe und Moni grinsten sich an. Er streichelte Monis Schenkel, „Sagst mir was du vor hast?“
Da meldete sich Victor zurück. Peter und Eva würden die Schicht übernehmen. Die Ärzte sprachen über Untersuchungen der Patienten. Am Ende gab Victor verschiedenen Werte durch. Uwe beendete das Gespräch, im gleichen Moment klingelte es wieder. Es war Georg.
„Uwe, wo bist du?“ Kurz und knapp erklärte er seinem Vater die aktuelle Sachlage. Scheinbar war er nicht begeistert. „Hört sie mich?“ „Aber ja natürlich, sie sitzt ja neben mir.“ „Wir reden später. Viel Spaß in der Heimat, Moni. Bitte komm wieder zurück, ja? Du solltest noch ein wenig in der Klinik bleiben!“ Moni hörte ihr eigenes Telefon immer wieder mal brummen.
„Also warum fahren wir zu dir?“
„Gerhard wird heute vier Jahre alt“, Uwe nickte, schaute sie aber weiter fragend an. „Und ich möchte zum Grab, ich muss es sehen, ich muss seinen Namen lesen, vielleicht kann ich es dann glauben. Ich erinnere mich an keinen einzigen Tag dieses Urlaubes. Nicht mal an die Fahrt nach Toblach!“ Wieder nickte Uwe, „Das glaube ich dir, aber vermutlich kommen die Erinnerungen nach ein paar Monaten Stück für Stück zurück. Du kannst es allerdings nicht erzwingen.“
Moni nahm endlich den Anruf von Käthe entgegen. „Mama? Wir suchen euch!“ „Süße, wir sind unterwegs, ich musste dringend nach Hause, zu Gerhards Geburtstag und so“. „Ohne mich zu fragen ob ich mit möchte?“ Käthe war sauer.
Da platzte Moni der Kragen. „DU? Aber warum nur? DU magst doch keine Kinder, DU kannst deine Schwester nicht leiden, DU hast die letzten Wochen kein einziges Mal Lust verspürt in die Heimat zu fahren. DU hast deine Freundschaft mit Tamara per Handy beendet. Warum also hätte ich dich fragen sollen?“
Uwe hörte interessiert zu. Skeptisch blickte er zum Beifahrersitz, dabei er nickte er zur Bestätigung. Moni drückte auf den Lautsprecher, es war ein Schluchzen zu hören. „Mama, warum bist du jetzt so gemein?“ „Das bin ich gar nicht. Ich bin nur ehrlich. Vielleicht solltest du nicht immer nur davon laufen, sondern dich deinen Problemen stellen?“ Käthe legte erbost auf.
Sie schnappte sich ihren Klarinettenkoffer, nahm Aaron an die Leine und rannte tränenüberströmt in den Wald. Georg beobachtete nervös die Szene durch das Fenster. Gerne wäre er dem Mädel hinterher und hätte sie getröstet. Rita sah es an seinem Blick, sie legte ihre Hand auf seine Schulter. „Mein Lieber, du und die Frauen!“
Käthe warf sich mit voller Wucht in den Schnee. Mit weit geöffnetem Mund schrie sie um ihr Leben. Aaron sprang um den Koffer, welcher achtlos hinter einen Baum lag und kläffte laut. Das Schreien wich einem Schluchzen. Der Schäferhund leckte Käthe übers Gesicht, dann wälzte er sich ebenfalls im Schnee. Vermutlich war es hier ein Spaß. Denn Käthe lachte inzwischen laut, „Frei! Ja, ich bin frei! Ich mache ab jetzt was ICH will!
***
„Uwe Schatz, ich muss zur Toilette“.
„Ist gut, dann kannst du auch gleich tanken.“
„Ich?“
„Ja, denn ICH werde sicherlich nicht in einem Trainingsanzug an einem Sonntagmorgen meinen Wagen tanken. „Auf keinen Fall!“ Er lachte laut.
„Ach der Herr etepetete ist heute schnöselig unterwegs? Normale Menschen machen das aber auch. Du musst so oder so aussteigen, denn ich brauche deine Hilfe. Wir haben doch den Rollstuhl nicht dabei.“
Sie deckten sich mit weiteren Getränken ein, kauften Süßigkeiten für unterwegs und zwei total überteuerte Spielzeug Autos für Gerhard. Die beiden obligatorischen Ü-Eier nicht zu vergessen. „Kindern bringe ich grundsätzlich diese Dinger mit!“ „Ich finde Männer mit festen Grundsätzen auch sehr erotisch.“
Die Autobahn war frei und sie kamen gut voran. „Also ich muss zugeben, dass hier ist ein echt geiler Schlitten!“ „Stimmt, mein Engel. Du, sag mir, wenn Geld und vor allem Zeit keine Rolle spielen würden. Wo würdest du gerne mit mir Urlaub machen?“
„Auf keinen Fall in einem deiner Hotels.“
Und hier die nächste Frage: Mein Liebling, wo würdest du gerne mit mir Urlaub machen wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden?“ „Tut es ja auch nicht oder?“ „Leider doch, du weißt, ich habe wenig Zeit.“ Der Ernst in seiner Stimme war nicht mehr zu überhören. „Also tatsächlich habe ich mir darüber Gedanken gemacht. In meinem Schreibtisch liegen aktuelle Prospekte, welche ich erst vor kurzem aus dem Reisebüro mitgenommen hatte. Die holen wir, dann zeig ichs dir.“ „Eine einfache Antwort hätte meinen aktuellen Wissensdurst gestillt. Aber es ist ok.“
„Und wie ist das bei dir? Gibt es einen Ort an dem du noch nicht warst?“ „Ja, solche Orte gibt es genug. Ich habe nur leider keine Prospekte davon. In der schwäbischen Provinz am Neckar war ich übrigens auch noch nie.“ Mit ihren Fäusten schlug sie feste auf seinen Oberarm ein.