Als es noch keine Handys gab, existierte bereits die phantastische Erfindung der schnurlosen Telefone, die sich erstaunlicherweise weiterhin großer Beliebtheit erfreut. So besitzt unser Haushalt auch ein eben solches Gerät. Meine Mitbewohnerin, ihres Zeichens Akademikerin, nutzt meist ihr Handy zum Telefonieren, doch manchmal, in ganz speziellen Ausnahmen, greift sie zum schnurlosen Telefon des Festnetzanschlusses. Diese Tatsache an sich ist natürlich keine besondere Erwähnung wert, wenn es nicht zu Komplikationen gekommen wäre. So passierte es, dass der gewünschte Teilnehmer auf der Gegenseite das initialisierte Gespräch mangels Anwesenheit nicht annehmen konnte. Das geschah im letzten Jahrtausend des Öfteren und so rief man halt etwas später noch Mals an, in der Hoffnung das gewünschte Gespräch führen zu können. So wollte es auch meine Mitbewohnerin. Die Betonung liegt auf wollte, denn als sie sich entschloss, das Gespräch erneut zu suchen, begann das Suchen. Schnurlose Telefone hatten und haben noch heute die Angewohnheit, dass, wenn man sie einmal erfolglos benutzt hatte, sie sich nicht wieder auf der ihnen zugehörigen Ladestation einfinden. Eingedenk dieser Tatsache wurde vom Hersteller eine Ruffunktion eingebaut, so man diese betätigt, gibt das Gerät laut, egal wo es sich versteckt. Vermutlich hat es den Sinn des Versteckens noch nicht eruiert. So betätigte meine Mitbewohnerin den Rufknopf und das Gerät gab laut. Sie lauschte und irgendwie war der Ton immer gleich laut. Wie konnte das nur sein? Der Ton musste sich doch verändern, wenn man die Entfernung zum Objekt der Begierde veränderte. Sie lief ins Wohnzimmer, da sie dort erfolglos telefoniert hatte. Sie warf die Kissen, und wir haben viele davon, von links nach rechts und von rechts nach links. Schob sie zusammen und schüttelte sie. Nahm Bücher und Zeitschriften zur Hand, in der Erwartung das Gerät zu finden. In ihrer Verzweiflung rief sie nach dem Gerät. Dann war plötzlich Stille. Normalerweise wäre das Gerät nun gefunden. Aber nicht jetzt. Also drückte sie wieder den Knopf.
„Menno, geh ans Telefon“, rief ich.
„Ich suche es doch schon“, antwortete sie genervt.
Also beteiligte ich mich an der Suche. Ich hörte es tuten, na ja eigentlich Tüdelüt sagen und folgte dem Ton. Neben ihr war es sehr laut. Ich griff nach Kissen.
„Da ist es nicht“, gab sie ungehalten zur Auskunft.
Sie lief weiter. Das Tüdelüt entfernte sich. Verdammt. Das Ding konnte sich doch nicht bewegen. Es war auch zu groß, als dass die Kätzchen es hätten forttragen können. Der Ton verstummte erneut. Ich gab meiner Mitbewohnerin zu verstehen, dass ich erneut die Suche drücken wollte. Das Tüdelüt erklang von neuem. Es war verdächtig leise. Je näher ich meiner Mitbewohnerin kam, umso lauter wurde es. Langsam begann ich mich zu wundern. Ich betrachtete sie genauer. Dann hatte ich eine Idee.
„Dreh dich bitte einmal“, bat ich sie.
Sie rollte mit den Augen, tat aber wie ihr geheißen. Als sie mir ihren Rücken zuwandte, stoppte ich ihre Bewegung und griff ihr zielsicher an den Po. Nicht was ihr jetzt denkt. In der Gesäßtasche, da wo jedes Handy gerne zu sein pflegte, hatte sich das Mobilteil unseres Festnetzes versteckt und randalierte mit wohlklingendem Tüdelüt.
Es wäre vielleicht eine Innovation, wenn die Suchfunktion neben einem Tonsignal auch noch über Vibration verfügte, dann hätte es sich nicht solange erfolgreich verstecken und einer Findung widersetzen können.