Meine Mitbewohnerin ist wahrlich von der Kultur beleckt, sie erzählt von Künstlern und Kunstschaffenden wie von lieben Freunden, wo ich dann manchmal in meinem Gedächtnis kramen muss, um festzustellen, ob es nun Maler, Bildhauer, vielleicht Musiker oder gar Literaten sind. Sie kennt die Epochen mit genauen Jahreszahlen, dafür erkenne ich den Unterschied, wenn dieser nicht so offensichtlich ist. Ich bin da eher praktischer unterwegs. Aber eines haben wir gemeinsam, wir mögen Bauhaus. Die klaren Strukturen, die sich an der Funktionalität orientieren.
So fieberte ich natürlich mit ihr, als sie gen Madrid zog, um La Señora und selbstverständlich auch die vielen Museen und kulturellen Einrichtungen der Stadt zu besuchen. Jeden Tag schickte sie mir ein Update der Attraktionen. Madrid ist schließlich weder Much noch Sternenfels, so hoffte ich auf vortreffliche Bilder und noch bessere Geschichten.
So saß ich denn an einem sonnigen Freitagabend bei meinem Nachbarn, der zur Bierprobe der eigens hergestellten Produkte geladen hatte, auf der Terrasse unter einem Sonnensegel. Das Bier mit wohltönenden Namen perlte lustig im Glase, als mein Handy eine neue Nachricht meiner Mitbewohnerin signalisierte. Ihr wisst schon, bestimmte Personen haben einen personalisierten Klingelton, der ihren Charakter in einzigartigerweise beschreibt. Und tatsächlich schickte sie mir Photos nebst Standort ihres Programms.
„Und? Was macht sie heute?“ Interessierte es meinen Nachbarn.
„Heute ist Bauhaus dran“, antwortete ich ihm mit breitem Grinsen.
„Das gibt es in Madrid?“ Wunderte er sich.
„Klar, sogar mit deutschen Artikelbezeichnungen“, gab ich ihm bereitwillig Auskunft. Er stutzte. Still lächelnd drehte ich das Display mit der Standortmeldung zu ihm herum, dass er es selber sehen konnte.
„Wie jetzt?“ Er blickte entsetzt. „Sie ist im Baumarkt?“
„Nein, mein Lieber“, korrigierte ich ihn, „sie ist im Bauhaus.“