Ja, unglaublich aber wahr. Von Zeit zu Zeit besuche ich eine Ausstellung, gerne mit Freunden, dann habe ich den direkten Austausch. So waren wir in einer hiesigen Ausstellung... und wunderten uns. Schrankartiges Mobiliar war in absurden Positionen aufgestellt. Naja. Wem es gefällt: Dann bemerkten wir, vermutlich am ersten Objekt dieser Reihe, ein Schild. Begierig lasen wir, um zu ergründen, was sich der Künstler gedacht haben mochten. Wir entnahmen dem Schriftstück quasi eine Gebrauchsanweisung für die kunstvollen Installationen. Jedes dieser Möbel ließe sich öffnen und die Besucher waren aufgefordert, den Mechanismus zu ergründen. Sobald dies geschehen sei, wäre dann der Blick frei auf ein Barfach. Dort sei dann das eine oder andere alkoholische Getränk, das zum Probieren freigegeben sei. Das gesamte Kunstwerk sei erst dann vollendet, wenn der Respizient trunken, zumindest aber angeheitert sei. Wir schauten zuerst uns und dann das erste Möbel an. Das, was aussah wie eine Tür, war keine. Die Scharniere waren nur Tarnung. Doch dann hatten wir es. Die obere Platte ließ sich wegschieben und wir fanden unseren Schatz. Eine Flasche französischen Rotweins und einige Pappbecher. Aber welch Enttäuschung, die Flasche war leer. Als wir uns kichernd über die Ebbe in der Flasche ausließen, kam ein Museumsbediensteter angelaufen, griff nach der leeren Flasche und verschwand mit den Worten: „Ich hole mal ne neue.“ Und wirklich kurze Zeit später kam er mit einer neuen Flasche, die er uns aushändigte.
„Oh, kein Schraubverschluss“, stellten wir traurig fest.
Besagter Bediensteter griff in seine Tasche und brachte das gewünschte Werkzeug zu Tage und entkorkte den edlen Tropfen. So konnten wir das erste Kunstwerk mit allen Sinnen genießen. Wir verstauten die Flasche im Barfach und wünschten den neuen Besuchern viel Erfolg beim Öffnen, während wir dem nächsten Objekt zustrebten.
Hier entpuppten sich die Schubladen als Türen und gaben den Blick auf Gin frei. Natürlich probierten wir. „Jede nor einen wenzigen Schlock...“
Wie soll ich sagen, es waren so einige Schränke. Und es machte von Schrank zu Schrank mehr Spaß. Es konnte natürlich daran liegen, dass wir nach Whisky, Rum, Wodka, Weißwein, Baccardi, Remy Martin, Genever und diversen Likörchen auch nicht mehr ganz so nüchtern waren. Selbstverständlich probierten auch die anderen Besucher, so dass es im Museum eigentlich immer lauter und lustiger wurde. Es konnte nun daran liegen, dass es an Nachschub auch nicht mangelte, denn leere Flaschen wurden sofort durch volle ersetzt. Fremde Menschen kamen mit einander ins Gespräch, prosteten sich zu und diskutierten darüber, wie denn die beste Methode sein, die Barfächer zu öffnen.
Als wir Stunden später das Museum, nicht mehr ganz so fahrtüchtig, verließen, waren wir fest davon überzeugt, den Wunsch des Künstlers optimal umgesetzt zu haben.