Vor einigen Jahren, es mag im letzten Jahrtausend gewesen sein, war ich mit einer lieben Freundin auf der Insel Djerba, die ja bekanntlich nach Tunesien gehört. Es war noch lange vor den Schüssen an Stränden oder in Synagogen. Unsere Welt schien irgendwie noch in Ordnung. Aber das ist, wie soll es anders sein, eine andere Geschichte.
Im Ausland passiert es bei weilen, dass man sich ein Zipperlein zuzieht. Ob es nun am Wetter, am Klima oder am Essen liegen mag, obliegt ganz der Phantasie der geneigten Leser. Wichtig für diese Geschichte ist lediglich, dass wir eine Apotheke suchten. Selbstverständlich fragten wir vorher im Hotel nach und hatten so eine ungefähre Richtung. So liefen wir durch die orientalischen Straßen, doch das Gewünschte kam nicht in Sicht. Dann wollten wir einfach fragen. Doch dann tut sich immer die Erde auf und niemand ist mehr da, den wir hätten ansprechen können. Seltsam? Nicht wahr?
Während wir so standen und uns suchend umblickten, wurden wir einer Person auf einem Fahrrad gewahr. Sie trug ein langes Gewand und einen Fez auf dem Kopf. Als das radelnde Geschöpf näher kam, entpuppte es sich als Mann unbestimmten Alters. Seine Gesichtsfarbe war äußerst dunkel und uns blitzten nur helle Augen an.
Eingedenk der Tatsache, dass Tunesien vormals französische Kolonie oder so ähnlich war, kramten wir unser Französisch zusammen.
„Excusez-moi monsieur“, stotterte ich, „où est une pharmacie.“ Und hoffte, dass es korrekt wäre. Aus dem dunklen Gesicht blinkten nun weiße Zähne hervor, als der Radler zu lachen begann.
„Ja, moi. Wenns a Apothekn suacht, müast ihr da naufi gehn.“ Sprach er uns in herrlichsten bayrischen Dialekt an und wies in eine Richtung. Vermutlich hatte er an meinem Akzent erkannt, dass wir Deutsche waren. Wir quatschten noch etwas miteinander und erfuhren so, dass wir anscheinend den einzigen Berber getroffen hatten, der einige Jahre in der Nähe von München gearbeitet hatte.