Samstags haben wir eine allwöchentliche Routine. Zuerst zum Bäcker und dann auf der anderen Seite des Marktes in den Supermarkt, um die Wocheneinkäufe zu erledigen. Normalerweise kein Hexenwerk und es dauert, wenn es schlecht läuft, eine Stunde. Meist ist es schneller und gegen 10 Uhr sitzen wir beim gemütlichen Frühstück mit frischem Backwerk. So weit so gut oder eben auch so schlecht.
An besagtem Samstag, es war der erste Samstag nach meiner Rückkehr aus der Reha und ich mit zwei Gehilfen, oder sind es Gehhilfen, gab es noch einen weiteren Halt, die Apotheke, um mich mit den nötigen Medikamenten zu versorgen, dafür sind Apotheken ja auch da.
Aber wo war ich? Ach ja. Wir machten uns auf den Weg. Der erste Halt war, wie schon erwähnt, die Apotheke. Kaum stand ich dort herinnen und nannte meinen Wunsch und die Abholungsnummer, da ich mein Rezept immer über die App an die Apotheke übermittelte, als es mich heiß und kalt überkam. Herrje, ich hatte das Rezept souverän zuhause auf meinem Schreibtisch liegengelassen. Aber in unseren modernen Zeiten zückte ich mein Handy und bat meine Mitbewohnerin, das Rezept von zuhause zu holen. Gesagt, getan und sie fuhr zurück, um das Gewünschte zu holen. So merkte ich ziemlich schnell, dass es dann doch etwas länger dauerte. Aber ich bin jung, ich kann warten. Schließlich war meine Mitbewohnerin mit dem rosa Zettel zurück und ich konnte meine Medikamente in Empfang nehmen. Was soll ich sagen, ich nutzte natürlich meine Wartezeit und fügte noch einmal Schlumpfeis, also ein Kühlpack meiner Bestellung bei.
Hernach ging es zum Bäcker, wo wir unsere bestellten Backwaren bezahlten und ausgehändigt bekamen. Es war schon erfrischend, wie zügig wir dies bewerkstelligten. Wir verbrachten unsere Schätze ins Auto und machten uns auf zum Supermarkt. Und auch hier füllten wir zügig unseren Einkaufswagen, dass wir die verlorene Zeit für die zusätzliche Fahrt eingeholt hatten. Auch wenn dies nur gefühlt so war. Endlich stand das Wägelchen an unserem Auto und meine Mitbewohnerin verräumte unsere Einkäufe in die Taschen, während ich meinen Astralkörper auf dem Beifahrersitz platzierte. Die Stöcke lehnte ich ans Auto, da meine Mitbewohnerin zuvörderst die Waren verstauen wollte und obenauf eben die Gehilfen. Schließlich war der Kofferraum verschlossen und der Einkaufswagen zurückgegeben. Auch die Marke für den Einkaufswagen hatte sie mir ausgehändigt.
Das Fahrzeug wurde gestartet und dem Weg nach Hause stand nichts mehr im Wege. Nun ja, es waren so einige Ampeln und ein Kreiselverkehr, aber wir liebten eben unseren Bäcker und dafür nahmen wir den etwas längeren Weg gerne in Kauf. Wir waren schon fast zu Hause und konnte schon unsere Wohnstraße erkennen, als meine Mitbewohnerin mitten auf der Hauptstraße eine Vollbremsung machte und den Wagen stoppte.
„Ist was?“ Wollte ich zurecht wissen.
„Wo sind deine Stöcke?“ Sie drehte sich um und ihr Blick wurde gehetzt.
„Du wolltest sie hinten hineinlegen.“ Erklärte ich ihre Absicht.
„Mhm“, sie wühlte auf der Rückbank. „Ich glaube, ich habe sie nicht eingeräumt.“
Ohne zu zögern, wendete sie den Wagen und fuhr zurück.
„Ich hoffe mal, deine Stöcke sind noch da.“ Brachte sie ihre Befürchtung zum Ausdruck.
„Warum denn nicht?“ Wer sollte meine Stöcke auch mitnehmen wollen?
So fuhren wir wieder zur Stätte unserer Einkäufe. Vorbei an Ampeln und Kreisverkehr. Dann durch die kleinen Straßen bis zum Marktplatz. Endlich hatten wir unseren vorherigen Parkplatz erreicht und was soll ich sagen? Im Rinnstein lagen meine zwei Gehhilfen und sagten nichts. Meine Mitbewohnerin ignorierte den samstäglichen Verkehr, stellte das Fahrzeug mitten auf der Straße ab, quasi an Ort und Stelle. Natürlich ließ sie den Motor laufen, als sie ausstieg. Sie ging um das Auto herum, schnappte sich die beiden Krücken und legte sie in aller Seelenruhe auf die Rückbank. Als sie wieder hinterm Steuer saß, hatte sich schon eine Schlange hinter uns gebildet. Mir war es auch, als wenn gar ein ungeduldiger Lenker die Hupe betätigte. Aber vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, denn unser Autoradio spielte die aktuellen Hits.
Nach getaner Rettung strebten wir endlich unserem Zuhause entgegen. Vorbei an Ampeln und besagtem Kreisverkehr. Schließlicht parkten wir und brachten unsere Schätze in die heimische Wohnung. Was hatten wir uns unser Frühstück verdient, das immerhin schon um 12:30 Uhr stattfand, man hätte es auch als frühes Mittagessen bezeichnen können.