In Zeiten von Corona und der damit verbundenen Einschränkung wegen der zu erwartenden Pandemie passieren seltsame Dinge. So ist der ÖPNV (öffentliche Personennahverkehr) immer wieder ein Füllhorn von banalen Absurditäten. Unsere Verkehrsgesellschaft hat auf die neumodischen elektronisch gesteuerten Anzeigetafeln aufgerüstet. So kann ich als wartender Fahrgast erkennen, wann denn die von mir gewünschte Bahn an meiner Station einfährt.
So kam ich am Gleis an und warf einen Blick auf die Tafel.
„U79 Ankunft in 2 Minuten
903 Ankunft in 3 Minuten“
Passt doch gut. Meine Bahn käme bald. Eben auf das Handy geschaut, ob es neue Nachrichten gab. Dann der erneute Blick auf die Tafel.
„U79 Ankunft in 3 Minuten
903 Ankunft in 4 Minuten“
Ich stutzte. Es war doch Zeit vergangen, warum braucht die Bahn nun länger? Aber egal. Es soll ja dafür da sein, dass eventuelle Verzögerungen zeitnah mitgeteilt werden.
„U79 Ankunft in 5 Minuten
903 Ankunft in 6 Minuten“
Was war das denn? Die Bahnen haben Negativzeit?
„903 Ankunft in 3 Minuten
U79 Ankunft in 4 Minuten“
Nun rieb ich mir die Augen. Hatten sich gerade die Bahnen überholt? Im Tunnel bei einspuriger Führung?
„903 Ankunft in 1 Minuten
903 Ankunft in 5 Minuten
U79 Ankunft in 6 Minuten“
Ups. Was passierte denn jetzt? War eine Straßenbahn im Nirwana verschwunden? Noch ehe ich mich um dieses Mysterium gedanklich kümmern konnte, erschien eine neue Nachricht auf der Anzeigentafel.
„U79 Wegen eines Weichenfehlers Ankunft in 20 Minuten“
Noch während die Worte langsam von der Anzeigentafel über meine Augen in mein Bewusstsein sickerten, fuhr rumpelnd die Straßenbahn der Linie U79 ein und die Türen öffneten sich. Bevor es sich die Straßenbahn oder auch die Vorsehung anders überlegen konnte, stieg ich schnell ein, um meinen Weg nach Hause fortzusetzen.