Sonne, Sand und Meer so ist der Urlaub in Bella Italia, wie ihn Caterina Valente besang und uns in die Ferne entführte. Italien ist aber aus noch viel mehr Gründen eine Reise wert vor allem aber wegen La Dolce Vita. Vormittags im Meer schwimmen und nachmittags Kultur oder gar flanieren durch italienische Gässchen. Dann wird aus baufällig schon mal romantisch urig und der ordinäre Wochenmarkt wird in unseren Augen zu einem folkloristischen Bauernmarkt.
Als wir wieder einen solchen italienischen Markt besuchten, entdeckte ich auch einen Stand mit luftig leichten Sommerkleidchen. Ein Modell gefiel mir über alle Maßen. Da es erfreulicherweise in unterschiedlichen Größen und Farben vorhanden war, war die Entscheidung für mich doch recht schwierig. Zum anderen sind die Italiener ja dafür bekannt, dass ihr Konfektionsgrößen nicht unbedingt mit denen in Deutschland konform gehen. Eine persönliche Anprobe war die einzig wahre Lösung sowohl des Größen- als auch des Farbenproblems.
Der Händler reichte mir ein Modell, das mir ein wenig zu knapp erschien.
„Diese Kleid è bellissimo.“ Sagte der Händler in breitem Italienisch und lächelte mich gewinnend an, als wenn sich durch genug Schmeichelei die Größe auf wundersame weise anpasste.
Ich schaute mich suchend nach einer Umkleidekabine um.
„Mi scusi signora. Nix spogliatoio“, er machte ein bedauerndes Gesicht und zuckte mit den Schultern.
„Dann muss ich eben ohne Umkleidekabine die Kleider anprobieren“, ich lächelte ihn an.
Als Mittelaltermarkt erfahrene Einkäuferin machte ich mir keinerlei Gedanken, wie ich nun die Anprobe vollbringen sollte, sondern griff mir souverän das erste Teil. Ein lauter italienischer Redeschwall kam aus seinem Mund und plötzlich waren wir von vielen Einheimischen umringt, die sich meinen Kleiderkauf verbunden mit einer Anprobe ohne Anprobe interessiert anschauen wollten. Hatte der Händler etwa gerade eine Ankündigung über den Markt gerufen, dass eine verrückte Deutsche ohne Umkleidekabine Kleidung wechseln wollte?
Ok, dann sollten sie ihre Show bekommen. Elegant schlupfte ich in das Kleid, öffnete die Schleifen der Träger meines Kleidchens und ließ es unter dem anderen zu Boden gleiten. Formvollendet drehte ich mich vor dem Spiegel und war mit dem Anblick zufrieden. Dann griff ich nach dem zweiten Modell, zog es über den Kopf, strich es glatt und entledigte mich auf nämliche Weise von dem nun unteren Kleidungsstück. Wiederum betrachtete ich mich im Spiegel und auch dieses Gewand stand mir gut.
„Ich behalte es gleich an“, ich lächelte breit und wir wurden schnell handelseinig.
Unter lautem Gezeter zerstreute sich die enttäuschte Menge wieder.