Unlängst bat ich meinen Nachbarn, mir beim Transport eines Sekretärs zu helfen. Nein, ein Taxi hätte er nicht nehmen können. Also der Sekretär nicht der Nachbar. Aber das ist gewiss eine andere Geschichte. Nun denn, wir machten quasi eine Kreuzfahrt, da wir die Autobahn nutzen. Mein Nachbar, seines Zeichens Brummi-Fahrer, deduzierte über die langsam voranschreitenden Bauarbeiten im Autobahnkreuz, als wir dann auf seinen LKW zu sprechen kamen, denn er wunderte sich, das mein Auto nicht über eine Rückfahrkamera verfügte.
Sein LKW habe nicht nur eine Kamera für die Sicht nach hinten, da er ja den Auflieger aus 18 Meter Entfernung millimetergenau ansteuern müsste, sondern auch jegliche Spiegel wären durch Kameras ersetzt.
„Ach“, meinte ich nur, „ist das nun praktischer?“
„Nein, nicht wirklich“, er verzog das Gesicht. „Im Spiegel sehe ich dreidimensional im Monitor nicht.“
„Das ist aber blöd“, stimmte ich zu.
„Selbst mein Cockpit ist digital. Ich kann Tachometer, Drehzahlmesser und so verteilen, wie ich will.“
„Oh, das kann ich auch.“
„Nein, nein. Dein Tacho ist noch analog.“ Korrigierte er mich.
„Oh.“
„Blöd ist vor allem, dass ich normalerweise zum Autofahren keine Brille benötige, nur zum lesen eben. Du weißt ja, das Alter.“
Ich nickte, da die Altersfehlsichtigkeit auch bei mir schon zugeschlagen hatte und ich diverse Brillen für die Nahsicht benötige. Gleitsichtbrille. Bildschirmarbeitsplatzbrille. Brillendingensbrille.
„Und nun?“, fragte ich.
„Na ja, ich habe ja im Cockpit immerhin neun Monitore und Displays.“ Er seufzte.
„Hey, da hast du ja quasi einen Bildschirmarbeitsplatz“, warf ich ein.
„Ja, schon. Aber ich sitze ja auf dem Bock, deshalb kein Bildschirmarbeitsplatz im herkömmlichen Sinne. Und durch die unterschiedlichen Entfernungen kann die normale Bildschirmarbeitsplatzbrille nicht angemessen angepasst werden. Da geht nur eine normale Gleitsichtbrille.“
„Oh, ich verstehe. Da ist die Arbeitsbrille quasi dein Privatvergnügen.“