Vor Jahren machte ich in der Türkei Urlaub, ich glaube, ich erwähnte es bereits. Wie in derartigen Urlauben üblich gibt es immer mal wieder einen dieser folkloristischen Abende, um den Gästen die heimische Kultur näher zu bringen. So wurde der Speisesaal nach dem Abendessen zur Bühne. Eine Tanzgruppe führte althergebrachte Tänze auf und animierte die Gäste, an den Tänzen teilzunehmen. Wir hatten schon eine Menge Spaß dabei, vor allem da die Tanzschritte recht einfach waren und die Musik unglaublich in die Füße ging.
Dann kam die Hauptattraktion, eine wahre Augenweide für die Herren. Eine Tänzerin, die nicht nur ihre Füße, sondern auch ihre Hüften tanzen ließ. Welch Liebreiz und Anmut. Wie bei einer solchen Veranstaltung üblich, holte besagte Tänzerin auch eine Dame aus dem Publikum auf die Bühne, um sie im Bauchtanz zu testen. Was soll ich sagen, auf wen die Wahl fiel, denn eigentlich ist es ja klar, sonst wäre es ja keine Geschichte an dieser Stelle wert. So fand ich mich neben der äußerst grazilen Tänzerin auf der Bühne wieder.
So begann sie mit der ersten Übung, das Kreisen des Beckens. Eine Bewegung, die ich mit Leichtigkeit vollführen konnte. Dann ließ sie die Hüften wippen und auch dies konnte ich vollbringen, somit erhielt ich meinen ersten Szenenapplaus. Danach bewegte sie ihre Hände und Armen in wellenförmiger Gestik. Was soll ich sagen, auch das vollbrachte ich unter dem Jubel meiner wachsenden Fangemeinde. Nun bewegte sie ihren Kopf nach rechts und links, wie wir es auch aus indischen Filmen kennen. Nun denn, auch dieses konnte ich imitieren und benötigte noch nicht einmal das Hilfsmittel der erhobenen Arme. Langsam merkte ich ihr den Frust an. Dann zog sie alle Register und stolzierte im Kamelgang über die Bühne. Ach herrje, dachte ich nur, das ist aber billig und wurde in meiner Tanzschule auch gelehrt und ich liebte ihn. Also folgte ich ihr in kamelartiger Bewegung nach. Der Applaus war unbeschreiblich, dass eine Deutsche das alles vollbringen konnte.
Nachdem sie mir alles Mögliche und Unmögliche vormachte und ich es ihr nach tun konnte, dachte ich, es wäre an mir, ihr etwas zu zeigen. Nun denn, erwähnte ich, dass die Tänzerin grazil war? Man hätte sie auch als dürr bezeichnen können. Obwohl sie eine Bauchtänzerin war, hatte sie keinen Bauch. Nicht mal einen Ansatz. Nichts. Warum ich das erwähne? Nun, ich selbst war damals zwar nicht dick, aber ich hatte weibliche Rundungen an den richtigen Stellen. So zeigte ich ihr die Welle mit dem Bauch, die durch versetztes Anspannen der unteren und oberen Bauchmuskulatur entsteht. Was soll ich sagen, sie konnte es nicht. An dieser Stelle war es wirklich hilfreich, etwas Bauch zu haben. Natürlich hatte ich die Lacher auf meiner Seite.
Ich glaube, es war das letzte Mal, dass sie eine deutsche Frau auf die Bühne geholt hat. Sie hätte sich an die ägyptische Tanzszene erinnern sollen, denn dort sind die besten Bauchtänzerinnen aus Deutschland.