Dr. Holtmann, oder auch Jenne, ist ja bereits aus diversen Erzählungen hinreichend bekannt und auch, dass er eine mitunter kuriose Sicht auf die Welt hat. Aber so sind sie eben meine Lieblingsvollakademiker.
So saßen wir mal wieder im beliebten und hinlänglich oft erwähnten Sommerwohnzimmer, obwohl es mitnichten Sommer war. Vielmehr war es mitten im Januar und ich sollte diesen Raum vielleicht eher Außenwohnzimmer nennen. Wo war ich? Ach ja, genüsslich nippten wir an unserem koffeinhaltigen Heißgetränk, als Jennes Augen starr wurde. Natürlich folgte ich seinem Blick, jedoch konnte ich nichts Außergewöhnliches oder gar Extraordinäres entdecken. Alsbald begann er wirr zu kickern, um dann lautstark zu lachen. Schon wollte ich an seinem Geisteszustand zweifeln und sah ihn fragend an.
„Da auf dem Balkon“, er wies vage in eine Richtung.
„Was soll da sein?“ Wollte ich von ihm wissen.
„Da steht ein Kamel“, belehrte er mich. „Das ist voll die Tierquälerei.“
So schaute ich dann etwas genauer hin, ob ich das arme Geschöpf ausmachen könnte. Doch alsdann musste ich auch lachen.
„Dein Kamel sind die Jutesäcke zum Überwintern der Pflanzen.“
Aber ich musste ihm schon recht geben. Mit mehr oder weniger viel Phantasie könnte man die geballte Menge an Juteabdeckungen auch als Kamel identifizieren. Somit war das Kamel auf dem Balkon scheinbar eine winterliche Variante vom beliebten Pferd auf dem Flur.