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Besucher der Highlands waren einst mit dem Anblick des Besucherzentrums des National Trust for Scotland an der Nordseite der A82 im unteren Glen Coe sehr vertraut. Es wurde in den 1970er Jahren an einem Ort in der Mitte dieses spektakulären Tals erbaut und war in den 1990er Jahren einfach zu klein geworden, um den ständig wachsenden Besucherstrom zu bewältigen.
Im Jahr 2002 wurde das alte Besucherzentrum abgerissen und damit begonnen, das Terrain der Natur zurückzugeben. Im Mai 2002 wurde das neue, 3 Millionen Pfund teure Besucherzentrum des National Trust for Scotland an einem unauffälligen Standort an der Südseite der Hauptstraße, weiter unten im Tal und näher am Dorf Glencoe, eröffnet. Seit jener Zeit bildet es den Mittelpunkt des umfangreichen Landbesitzes des National Trust im Glen Coe und gilt als eindrucksvoller Auftakt für Leute, die das Tal zum ersten Mal besuchen.
Die Gebäude sind wie ein Clachan, eine Siedlung, angelegt. Zusammen bilden sie eine spindelförmige H-Struktur, die auf Stelzen knapp über dem Boden inmitten eines Birkenwaldes errichtet wurde. Diese sorgen für eine minimale Grundfläche, die weder die Baumwurzeln noch das Grundwasser beeinträchtigt. Das umweltfreundliche Design des Besucherzentrums wird durch die Verwendung von gefiltertem Wasser aus einem nahe gelegenen Bach sowie der Abwasserbehandlung vor Ort vervollständigt.
Die Gebäude wurden größtenteils aus Holz errichtet. Das dafür verwendete Material stammt aus nachhaltigen Quellen in Schottland. Die Energieeffizienz ist sehr hoch. Die Wände sind mit Recyclingpapier gedämmt, die Fenster mit Schafwolle anstatt mit Schaumstoff ausgekleidet. Die Wärmeversorgung erfolgt mittels eines Heizkessels, der auch die Duschen auf dem Campingplatz mit Warmwasser versorgt und mit Holzhackschnitzeln aus der Region befeuert wird, wodurch das Besucherzentrum CO2-neutral betrieben wird.
Der Besucher betreten das Gebäude vom Parkplatz aus über einen Eingang in der Mitte der Westseite. Es bietet eine ganze Reihe von attraktiven Einrichtungen. Dazu gehören ein Cafe und ein Shop. Darüber hinaus kann man hier eine Ausstellung über das Glen Coe und die umliegenden Berge aufsuchen und der Glencoe Lookout Station eine Stippvisite abstatten, die Bilder mehrere Webkameras zeigt, die Teile der umliegenden Landschaft erfassen.
An der Ostseite des Glencoe Visitor Centre führt ein Weg zu einem 3D-Modell und zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen Panoramablick auf Glen Coe hat und seit einigen Jahren ein originalgetreu nachgebautes Turf House besichtigen kann.
Der Eintritt zum Besucherzentrum ist frei. Wer sich allerdings die Ausstellung des National Trust for Scotland mit dem Namen Living on the Edge anschauen möchte, muss bezahlen. Selbige ist gut durchdacht. Sie bietet interaktive Ausstellungen und Aktivitäten für Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Hier erfährt der Besucher alles, was er über das Glen Coe wissen sollte. Überdies kann er sich selbst an der Lösung von Erhaltungsfragen des Tals versuchen. Die Ausstellung beinhaltet Bereiche über die Ökologie und Geologie von Glen Coe sowie über das bergsteigerische Erbe des Gebietes. Gleichfalls ist die Geschichte von Glen Coe ein Bestandteil des großen Ganzen.
Das bekannteste Ereignis im Glen Coe, das Massaker von Glencoe, trug sich am Morgen des 13. Februar 1692 um fünf Uhr zu. Wer geschichtlich interessiert ist, kann sich zu dieser Thematik eine etwa 15-minütige Videopräsentation ansehen.
Zusammenfassend lässt sich diesbezüglich sagen, dass König William III. im August 1691 das Angebot unterbreitete, alle Hochlandclans zu begnadigen, die im Jakobitenaufstand von 1689 gegen ihn zu den Waffen gegriffen hatten - zu ihnen hatten auch die MacDonalds von Glencoe gehört. Die Begnadigung war an die Bedingung geknüpft, dass sie bis zum 1. Januar 1692 einen Treueeid leisteten.
Schlechtes Wetter und missliche Umstände verhinderten jedoch, dass der Clanchief der MacDonalds von Glencoe, die Frist einhalten konnte, woraufhin die Regierung beschloss, ein Exempel zu statuieren.
130 Soldaten der Regierungstruppen unter dem Kommando von Hauptmann Robert Campbell aus Glen Lyon quartierten sich am 1. Februar bei den MacDonalds ein. Am 12. Februar erhielten sie den Befehl, am darauffolgenden Morgen, dem 13. Februar, um fünf Uhr gegen ihre Gastgeber vorzugehen. 38 MacDonalds wurden getötet. Das Geräusch der Schüsse warnte die meisten, so dass sie in die winterlichen Berge flüchten konnten. Etwa vierzig weitere MacDonalds starben bei der Flucht oder später an deren Folgeerscheinungen.
Das Massaker von Glen Coe wurde in der Geschichte als etwas dargestellt, das den MacDonalds von den Campbells angetan wurde. Aufgrund der Clankonflikte hatten die Campbells allen Grund, die MacDonalds von Glen Coe nicht zu mögen, zudem waren unzählige Campbells sowohl in der Regierung wie auch im militärischen Establishment zu finden. Es ist richtig, dass 12 der 130 an dem Massaker beteiligten Soldaten Campbells waren, darunter ihr Hauptmann, doch es ist vollkommen verkehrt, das Ganze als eine weitere Episode von Viehdiebstählen und Kämpfen zwischen den Clans zu betrachten. Das Problem ist, dass die eingängige Auslegung von Campbell gegen MacDonald die damalige Regierung aus der Verantwortung entlässt, was womöglich beabsichtigt war, da sie Captain Campbell das Kommando übertrug und ihn ohne weiteres Eingreifen schalten und walten ließ. Das Massaker hatte weniger mit Clan-Rivalitäten zu tun als mit den anhaltenden Bemühungen der Regierung, die Highlands und deren lästige Bewohner zu unterdrücken. Die Befehle für besagtes Gemetzel wurden von Major Robert Duncanson in Fort William unterzeichnet, gleichwohl war die Operation vom Staatssekretär für Schottland, Sir John Dalrymple, und darüber hinaus von König William abgesegnet worden.
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