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Gibt es eine dramatischere, romantischere Burg in Schottland als Dunnottar Castle?
Dunnottar liegt auf einer markanten Landzunge, die auf drei Seiten von steilen Klippen umgeben ist. Sie ist nicht nur eine der schönsten mittelalterlichen Festungen Großbritanniens, sondern obendrein der Schauplatz einiger der faszinierendsten und dramatischsten Ereignisse der schottischen Geschichte.
Im Laufe der turbulenten Jahrhunderte wurde Dunnottar Castle niedergebrannt, wiederaufgebaut und erneut niedergebrannt. Die Burg wurde belagert, von Heiligen sowie Königinnen besucht und war Schauplatz dramatischer Fluchten. Sie war eine religiöse Gemeinschaft, eine Festung, ein furchtbares Gefängnis und der Schauplatz einer der berühmtesten Episoden in der schottischen Geschichte.
Es mag prähistorische Siedlungen in Dunnottar gegeben haben, doch die frühesten historischen Aufzeichnungen stammen erst aus dem 5. Jahrhundert, als der unermüdliche keltische Heilige Ninian eine Kirche auf dem Felsen von Dunnottar gründete - eine der frühesten christlichen Stätten im Land der Pikten.
Ninians Kirche war nur eine von vielen, die der erste schottische Heilige im Land errichtete, um das Christentum im Norden zu verbreiten. Ninians Kirche war ein einfacher Holzbau aus Flechtwerk und Lehm, mit Nebengebäuden aus Holz und Stroh.
Das frühe christliche Zentrum in Dunnottar wuchs und wurde in ein piktisches Fort und eine kleine Siedlung integriert. Im späten 9. Jahrhundert verteidigte König Donald II. die Festung erfolglos gegen eine Wikingerinvasion - er fand dabei den Tod.
Dunnottar wurde wieder aufgebaut, allerdings nicht aus Stein, sondern aus Erde und Holz. Im Jahr 1276 wurde auf dem Felsen eine neue Steinkirche im normannischen Stil eingeweiht, wahrscheinlich an der Stelle der Kapelle von Ninian.
Die Invasion der Wikinger war nur die erste gewalttätige Episode, die Dunnottar Castle heimsuchte. Als Edward I. um den schottischen Thron kämpfte, wurde die Anlage einmal mehr zum Spielball der Könige.
Englische Truppen besetzten Dunnottar. Nichtsdestotrotz gelang es einer schottischen Streitmacht unter William Wallace, die Burg zu erobern. Die Engländer flüchteten in die Kirche, worauf Wallace diese mit den darin befindlichen Soldaten niederbrannte und Dunnottar Castle zerstörte. Mehrere Fenster des von Wallace niedergebrannten Gotteshauses aus dem 13. Jahrhundert sind in der heutigen Kapellenruine noch erhalten.
Im Jahr 1336 kehrten die Engländer zurück. Nach dem Tod von Robert the Bruce erhob Edward Baliol mit Hilfe englischer Truppen Anspruch auf den Thron. Er besetzte die Burg und begann beinahe sofort, die Verteidigungsanlagen zu verstärken. Die Schotten eroberten Dunnottar zurück und brannten es wiederholt nieder!
Ende des 14. Jahrhunderts befand sich Dunnottar Castle im Besitz der Familie Keith, den Great Marischals (Marschalls) von Schottland.
Sir William Keith errichtete die ersten bedeutenden, steinernen Verteidigungsanlagen, darunter die Ringmauer, die einen Großteil der Klippen umgibt, und den steinernen Bergfried.
König James IV. besuchte Keith 1503 in Dunnottar, und seine Enkelin Maria Stuart kam zweimal hierher, so geschehen 1562 und 1564, als sie von ihrem Sohn, dem späteren James VI. begleitet wurde. James kehrte im Jahr 1580 zurück und verbrachte hier zehn Tage, um zu jagen und seinen Geheimen Rat zu leiten. Sein Gastgeber war Sir Wiliam Keith, der 4. Earl, der als William O' the Tower Bekanntheit erlangte, war er doch derjenige, der sein eigenes Tower House nur selten verließ.
Im Jahr 1595 wurde ein Mann namens John Crichton wegen Hexerei zum Tode verurteilt und in Dunnottar Castle verbrannt.
Der 7. Earl Marischal schloss sich 1639 der Sache der Covenanters (1) an und kämpfte in der Armee des Marquis of Montrose bei der Einnahme von Aberdeen.
Im Jahr 1645 tauchte der feurige Montrose an der Spitze einer royalistischen Armee ein weiteres Mal auf, nachdem er auf dramatische Weise die Seiten gewechselt hatte. Montrose versuchte zu verhandeln, doch der Earl weigerte sich, mit seinem ehemaligen Verbündeten zu reden, woraufhin Montrose die Burg niederbrannte und die komplette Region verwüstete.
Doch das dramatischste Ereignis in der Geschichte von Dunnottar sollte erst noch kommen.
Charles II. hielt sich zu Beginn seines Versuchs, dem Parlament den Thron zu entreißen, in Dunnottar Castle auf. Er wurde in Scone gekrönt, und zwar in einer Zeremonie, in der auch die Honours of Scotland, das schottische Pendant zu den englischen Kronjuwelen, verwendet wurden.
Die schottischen Kronjuwelen waren das mächtigste Symbol der schottischen Monarchie und bestanden aus einer Hofkrone, einem Zeremonienschwert und einem Zepter. Normalerweise wären sie ins Edinburgh Castle zurückgebracht worden, doch Oliver Cromwell hielt Edinburgh besetzt, und so schickte man sie zur Sicherheit nach Dunnottar Castle.
Cromwell war wild entschlossen, die schottischen Kronjuwelen zu zerstören, so wie er es mit den englischen getan hatte.
Der Earl Marischal wurde von Cromwell gefangen genommen, die Verteidigung von Dunnottar Castle Sir George Ogilvy of Barras anvertraut. Im September 1651 erschienen englische Truppen in Dunnottar und begannen mit einer langen Belagerung.
Die 69 Mann starke Garnison hielt den kompletten Winter über stand.
Im Mai 1652 war Dunnottar Castle der einzige Ort in Schottland, an dem noch die königliche Flagge wehte. Doch die Engländer schafften schwere Geschütze herbei und begannen, die Burg zu beschießen. Zehn Tage lang dröhnte das Kanonenfeuer, die Zahl der Verteidiger schrumpfte. Schlussendlich - nach einer Belagerung von insgesamt acht Monaten - war Ogilvy gezwungen, Dunnottar an Cromwells Männer zu übergeben.
Doch wo waren die schottischen Kronjuwelen abgeblieben?
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die schottischen Kronjuwelen
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(1) Als Covenanters bezeichnete man diejenigen schottischen Gruppierungen, die sich am 28. Februar 1638 in einem Treueeid auf den National Covenant verpflichteten, für ihre Kirche am Presbyterianismus festzuhalten.