So sehr sie auch suchten, Cromwells Männer konnten die Honours of Scotland nicht finden. Sie waren direkt vor der Nase der englischen Armee versteckt worden.
Es gibt verschiedene Versionen darüber, wie die Kronjuwelen gerettet wurden. Eine besagt, dass die Engländer Mrs. Grainger, der Frau des Pfarrers von Kinneff, ein paar Meilen die Küste hinunter, erlaubten, die Burg zu betreten. Sie trug die Juwelen, angeblich unter ihren Röcken versteckt, heraus. Eine andere Version behauptet, dass sie in einem Korb die Klippen hinunter zu Mrs. Graingers Dienstmädchen hinabgelassen wurden, die so tat, als ob sie am Ufer Seetang sammelte. Die Frau versteckte die Juwelen im Folgenden in einem Gatter, das mit Seetang bedeckt war, und trug sie vor den Augen der englischen Truppen hinaus. Sie wurden unter dem Boden von Graingers Bett versteckt und anschließend in aller Heimlichkeit in der Kirche von Kinneff in der Nähe des Altars vergraben. Alle paar Monate gruben der Pfarrer und seine Frau sie aus und reinigten sie.
Die Engländer waren verständlicherweise erzürnt und verwüsteten Dunnottar Castle. Die Kapelle wurde zerstört, die Ogilvys eingesperrt. Mrs. Ogilvy starb an den Folgen der Misshandlungen, doch Sir George überlebte. Er gab den Verbleib der schottischen Kronjuwelen niemals preis.
Dessen ungeachtet war das nicht das letzte Kapitel von Dunnottar. Obwohl der Bergfried in Trümmern lag und die große Halle zerstört war, blieb genug übrig, um die Burg weiterhin als Kaserne nutzen zu können. Im Jahr 1685 waren die religiösen Unruhen auf ihrem Höhepunkt, so dass die Behörden jede Spur von Presbyterianismus (1) unterdrückten. 167 Männer und Frauen, die sich weigerten, das neue Gebetbuch zu akzeptieren und die Oberhoheit des Königs in geistlichen Angelegenheiten anzuerkennen, wurden nach Dunnottar gebracht und in einem feuchten, dunklen Keller, der seither als Whig's Vault bekannt ist, eingekerkert.
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Whig's Vault
Dort verblieben sie fünf lange Wochen in schrecklich beengten Verhältnissen und ohne sanitäre Einrichtungen. Einige lenkten letztlich ein und leisteten den Treueeid. Andere versuchten zu fliehen. Fünfundzwanzig von ihnen gelang dies tatsächlich, davon wurden jedoch fünfzehn wieder eingefangen. Zwei von diesen kamen bei dem Versuch, die Insel zu verlassen, ums Leben. Die übrigen wurden nach Westindien deportiert. 70 Personen verstarben auf der Reise. Ein einfaches, steinernes Denkmal für die Covenanters ist auf dem Friedhof der Pfarrkirche von Dunnottar am Stadtrand von Stonehaven zu finden.
Besucher können heute in den Whig's Vault hinabsteigen und sich wundern, wie überhaupt einer der Covenanters die Gefangenschaft in einem derart dunklen, feuchten und engen Raum überleben konnte.
Im Jahr 1695 gelang es dem 9. Earl Marischal, Dunnottar Castle für die Keiths zurückzuerobern. Doch nach 44 Jahren als Kaserne war die Anlage nicht mehr als Familiensitz geeignet.
Der 10. Earl Marischal beging eine fatalen Fehler. Er schloss sich dem Jakobitenaufstand von 1715 an, der letztlich scheiterte. Der Earl nahm James VII. in seinem Haus im nahe gelegenen Feteresso Castle auf. Doch der Aufstand war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, so dass sowohl James als auch der Earl gezwungen waren, nach Frankreich zu fliehen.
George I. beschlagnahmte die Ländereien, darunter auch Dunnottar. Die Burg wurde an die York Building Company verkauft. Viele Jahre später erwarben die Keiths Dunnottar Castle zurück, aber erst ab dem Jahr 1925 wurden ernsthafte Anstrengungen unternommen, den jahrhundertelangen Verfall aufzuhalten.
Heute können Besucher eine Reihe von Gebäuden besichtigen, darunter die Überreste der Kapelle und des Grafensaals, die Ställe, die Schmiede, das Lagerhaus, die Kaserne, den frühen, steinernen Bergfried oder das Tower House.
Die Überbleibsel sind wirklich sehr umfangreich, wenn man bedenkt, wie viel die Burg durchgemacht hat. Fast alle Gebäude sind jedoch Ruinen und ohne Dach, mit Ausnahme des restaurierten Drawing Room.
Was Dunnottar Castle jedoch so sehenswert macht, ist die Lage. Es ist der stimmungsvollste und romantischste Ort, den man sich vorstellen kann. Es gibt Wanderwege entlang der Klippen in beide Richtungen, und wenn man einigermaßen beweglich ist, kann man auf beiden Seiten der Landzunge bis zum Ufer hinunterklettern und einen herrlichen Blick auf den Felsen genießen.
Dunnottar Castle ist von der A92 etwa drei Kilometer südlich von Stonehaven ausgeschildert. Dort gibt es einen Parkplatz und einen ca. 500 Meter langen Fußweg zur Spitze der Klippen. Von dort aus geht es über 200 Stufen hinunter zum Fuß des Felsens, dann wieder hinauf zum Eingang des Gatehouse. Auf halbem Weg nach unten gibt es Bänke zum Ausruhen.
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(1) Form der Kirchenverfassung, bei der die Kirche auf mehreren Ebenen durch Gremien von Ältesten und Pastoren geleitet wird