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Das sicher auf der Insel im Loch Leven gelegene Lochleven Castle spielte über dreihundert Jahre lang eine wichtige Rolle in der Geschichte Schottlands. Am besten in Erinnerung geblieben ist es als das Gefängnis, in dem Maria Stuart von Juni 1567 bis Mai 1568 gefangen gehalten wurde, und als der Ort, an dem sie gezwungen wurde, am 24. Juli 1567 zugunsten ihres kleinen Sohnes James VI., abzudanken.
Der heutige Besucher nähert sich dem Lochleven Castle auf die gleiche Weise wie William Wallace, Robert the Bruce oder die unzähligen schottischen Monarchen, die es besuchten - nämlich per Boot.
Vom Stadtzentrum von Kinross aus geleiten Schilder die Besucher an einer Wohnsiedlung vorbei, und hin zu einem Parkplatz auf der Westseite des Sees. Hier befindet sich die Anlegestelle für ein Boot von Historic Environment Scotland, das Interessierte zur Insel hinüberbringt.
Der Ticketschalter ist in einem Bistro in der Nähe der Anlegestelle zu finden. Da die Kapazität der Boote begrenzt ist, empfiehlt es sich, im Voraus zu buchen, vor allem zu den Stoßzeiten.
Die Überfahrt zur Insel dauert zehn Minuten. Auf dem Weg dorthin erhält man interessante Ausblicke auf eine Kirche und einen Friedhof auf der Nordseite des Sees sowie auf Kinross House.
Auf der Insel angekommen, findet der Besucher ein bemerkenswert vollständiges Beispiel einer Umfassungsburg mit einem ungewöhnlichen und wahrscheinlich sehr frühen Wohnturm an einer Ecke und den Überresten eines kleineren runden Turms an einer anderen, die durch die Lage auf einer Insel vor späterem Abbau bewahrt wurde,
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Der erste Eindruck, der sich einem offenbart, ist in zweierlei Hinsicht irreführend. In den Jahren um 1830 wurde der Wasserspiegel von Loch Leven um über einen Meter gesenkt und die Insel, auf der Lochleven Castle steht, vervierfachte sich. In ihrer Zeit als aktive, königliche Festung nahm die Burg praktisch die gesamte, damals viel kleinere Insel ein. Und obwohl sie gut erhalten ist, ist das, was man sieht, mit großer Wahrscheinlichkeit nur die Hälfte der Anlage, die ursprünglich hier gestanden hatte.
Die Abfolge der verschiedenen Vorhangmauern ist unklar, aber das, was noch vorhanden ist, bildete während eines Großteils der Zeit den Innenhof der ursprünglichen Festung.
Vom äußeren Hof, in dem sich Nebengebäude und Unterkünfte sowie die Gärten befanden, durch die Maria Stuart während der Zeit ihrer Gefangenschaft spazierte, ist weniger erhalten geblieben.
Der äußere Hof war ebenfalls von einer Vorhangmauer umgeben, die sich nördlich des heutigen Tores beinahe bis zum stillgelegten Besucherzentrum und den (immer noch genutzten) Besuchertoiletten erstreckte.
Das bedeutendste Bauwerk innerhalb der Mauern ist das Tower House, das ohne weiteres auf das frühe Jahr 1300 zurückgehen könnte und damit eines der ältesten in Schottland ist. Ungewöhnlich ist, dass der Zugang zum Turm im zweiten Stockwerk liegt und nicht wie üblich im ersten, ansonsten jedoch die übliche vertikale Anordnung von Räumen und Funktionen aufweist.
Im zweiten Stock befand sich die Halle des Lords, über der zwei Stockwerke mit - jetzt dach- und bodenlosen - Wohneinheiten lagen. Maria Stuart verbrachte die meiste Zeit ihrer Gefangenschaft im oberen Teil dieses Gebäudes.
Unterhalb der Halle erstreckten sich die Küchen im ersten Stock, zu denen man über eine Wendeltreppe von der Halle aus gelangte, während sich im Erdgeschoss, das ursprünglich nur über eine Luke und eine Leiter zugänglich war, die Lagerkeller befanden. Um 1800 wurde eine Tür von außen in den Keller geschlagen und eine Treppe vom Keller zur Küche errichtet, um den Zugang für die ersten Touristen zu erleichtern, die damals begannen, die Burg zu besuchen.
Auf der anderen Seite des Hofes befindet sich ein weiterer Turm, einer von zwei runden Türmen, die um 1500 zur Verbesserung der Verteidigungsanlagen errichtet wurden. Heute ist dieser nur noch eine Ruine. Dennoch ist es möglich, sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie wenig Platz den Bewohnern zur Verfügung stand.
An anderer Stelle im Innenhof sind Spuren weiterer Gebäude erkennbar. Dazu gehörten zusätzliche Unterkünfte, eine große Halle, die die frühere im Tower House ergänzen oder ersetzen sollte, sowie eine weitere Küche.
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Lochleven Castle stammt aus der Zeit um 1300, als es entweder von den englischen Truppen Edwards I. errichtet oder besetzt wurde. William Wallace eroberte es irgendwann im Schutze der Nacht zurück. Dabei war Wallace weniger galant als Mel Gibson in Braveheart. Er tötete die fünfunddreißig englischen Verteidiger und fünf Frauen dazu.
Vermutlich war diese Burg der Nachfolger einer Reihe von Festungen auf der Insel, die mindestens bis zu einer von König Dongart (ein piktischer König) um 490 n. Chr. errichteten Anlage zurückreichen.
In späteren Jahren wurde Loch Leven Castle von einer Reihe schottischer Monarchen besucht, darunter Robert the Bruce, David II. (dessen Truppen die Burg 1334 erfolgreich gegen einen englischen Angriff verteidigten), Robert II. (zunächst als Gefangener und dann als König) und natürlich von Maria Stuart.
Lochleven Castle wurde 1390 von Robert II. an die Familie Douglas übergeben. Nachdem sich der Schwerpunkt der Interessen der Douglas in den 1590er Jahren auf Aberdour Castle zu konzentrieren begann, nahm der Verfall seinen Anfang.
Im Jahr 1675 wurde die Burg an Sir William Bruce, den Erbauer des Holyrood Palace, verkauft, dem allerdings nur in dekorativer Hinsicht am Lochleven Castle gelegen war. Als er zwischen 1685 und 1693 am Westufer des Loch Leven Kinross House für sich erbauen ließ, wurde es so konzipiert, dass es direkt auf die romantische Ruine ausgerichtet war.
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