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In Zentralschottland liegt die hübsche Gemeinde Dollar inmitten der malerischen Ochil Hills. Hinter dem Dorf gibt es eine geheime Spalte in der Natur - eine Schlucht, die in die Berge hinaufführt.
Die Wanderung selbst ist nicht übermäßig anstrengend, aber man muss vorsichtig sein, wenn man die steilen Schluchten betrachtet. Gut ausgebaute Wege helfen dem Wanderer. Winzige Brücken führen über kaskadenartige Wasserfälle, die mit moosbewachsenen Felsen und umgestürzten Bäumen übersät sind.
Auf dem weiteren Weg sind Schilder für den Burn of Sorrow und den Burn of Care erkennbar. Man könnte meinen, dass sich hier schreckliche Ereignisse zugetragen haben. Eine Legende behauptet, dass vor langer Zeit eine Frau in der Nähe gefangen gehalten wurde. Wer sie wohl war?
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In der Ferne erblickt man graue, abweisende Mauern. Die zunächst als Castle Gloom (oder Glume) bekannte Burg sieht unheimlich aus. Ihr Name könnte vom gälischen Wort glom für Abgrund stammen.
Der Steinturm, der im 15. Jahrhundert in die Höhe wuchs, ist ein deutliches Zeichen für Macht und Reichtum. Erbaut für John Stewart, Lord von Lorn, wurde er später von Sir Colin Campbell, dem ersten Earl von Argyll, erworben, der in die Familie eingeheiratet hatte. Das umbenannte Castle Campbell diente der Familie ab etwa 1465 beinahe zweihundert Jahre lang als Hochburg im Tiefland. Die imposanten Ruinen werden heute von Historic Scotland verwaltet, während das Tal unter die Schirmherrschaft des National Trust for Scotland fällt.
Dollar liegt in Clackmannanshire, der kleinsten Grafschaft Schottlands.
Eine Legende erzählt von Mannan oder Manau, einem keltischen Meeresgott. Die Pikten glaubten, dass ein Felsbrocken (oder Clack) an der nahe gelegenen Küste die Wohnstätte des Wassergeistes sei.
Eine andere Legende legt einen alternativen Ursprung für den ungewöhnlichen Namen der Grafschaft nahe.
Als Robert the Bruce mit seinen Männern ausritt, ließ er seinen Handschuh auf einem Felsen zurück und sagte zu Sir James Douglas, er solle zum Clack zurückgehen, um seinen Mannan (gälisch für Handschuh) zu holen.
Der gute Sir James erwiderte: Sire, wenn Ihr Euch nur umschaut, bin ich gleich wieder da.
Manche glauben, dass die Grafschaft so ihren Namen und ihr Motto erhalten hat: Look about ye.
Es gibt sogar eine Straße oberhalb der Burg, Look Aboot Ye Brae, sowie den Stein des Königs. Vielleicht war Robert auf dem Weg zum Clackmannan Tower, der unter den kahlen, runden Hügeln liegt, wo eine spätere Linie der Familie Bruce ihre Blütezeit erlebte. Ein Besuch ist auf jeden Fall lohnenswert.
Während der Reformation in den 1550er Jahren hielt der Religionsreformer John Knox eine Predigt, die von den calvinistisch gesinnten Campbells voll unterstützt wurde. Und Maria Stuart nahm im Jahr 1563 an einer Hochzeit teil - eine weitere in der Stuart/Campbell-Dynastie. Wahrscheinlich drückte man ein Auge zu, wenn es um die streng katholischen Überzeugungen der Königin ging.
Die späteren Grafen von Argyll, die in den Kampf gegen die Royalisten verwickelt waren, waren Unterstützer und Anführer der Covenanter-Bewegung, als die schottischen Kirchgänger eine unerwünschte Einmischung in ihre lang gehegten, religiösen Praktiken ablehnten. Viele von ihnen waren bereit, für ihren Glauben zu sterben und taten dies auch.
Hundert Jahre später, im Jahr 1645, wurden die Ländereien um Castle Campbell von Sir James Graham, dem Marquis von Montrose und seinen Männern, den Macleans - langjährigen Gegnern der Campbells - verwüstet. Kombiniert man die Rivalität zwischen den Clans mit religiösen Differenzen, war ein Flächenbrand vorprogrammiert.
Beinahe ein Jahrzehnt später, während des turbulenten Bürgerkriegs, plünderten die Schotten - verärgert über die Hinrichtung von Charles I. - die Burg als Vergeltung für Argylls Unterstützung für Cromwell.
Als Charles II. den Thron bestieg, wurde der 8. Graf, Archibald Campbell, wegen Hochverrats in Edinburgh geköpft. Archies Verwandtschaft beschloss, das Gebäude sich selbst zu überlassen und zog in ein schickes Stadthaus in der Nähe von Stirling Castle, das heute als Argyll's Lodging bekannt ist.
Nach dem Jakobitenaufstand von 1715 diente die Burg wohl zum letzten Mal einem politischen Zweck.
Im Laufe der Jahrhunderte müssen die Wälder rund um Dollar vom Rattern und Klirren der Heere widerhallt haben, doch in späteren, friedlicheren Zeiten hörte man die Ponys über die felsigen Pfade traben, die die in den Häusern des Dorfes gewebten Stoffe trugen. Die berühmte weiche Wolle und die Geschicklichkeit der Weber ließen den Wollhandel florieren. Die Einheimischen müssen darüber erleichtert gewesen sein, ihr Leben weiterführen zu können.
In der Gegend gibt es so viel zu sehen und zu unternehmen. An einem klaren Tag hat man das Gefühl, bis nach Edinburgh und darüber hinaus sehen zu können.
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