Zitternd vor Aufregung hielt Käthe den Brief von der Schule in der Hand. Sie war unfähig, ihn zu öffnen. Kim würde erst morgen zu Besuch kommen. Nervös lief sie in der Küche hin und her. Olga kam herein und bemerkte ihre Unruhe. „Käthe, was ist denn passiert?“ Sie hob ihr den Brief unter die Nase. „Ich traue mich nicht.“ „Möchtest du, dass ich ihn für dich öffne?“ Nickend setzte sich Käthe auf den Stuhl, hob sich die Hände vor die Augen. Vorsichtig öffnete das ukrainische Mädchen den Brief.
Dann las sie laut vor. „...Ihnen mitteilen, dass wir Sie sehr gerne zum 1. Mai in unserer Klasse 12 a in der Musikschule aufnehmen aufnehmen und begrüßen möchten.“ Die Mädchen fielen sich in die Arme und tanzten dabei durch die Küche. „Juchuu, mein sehnlichster Wunsch ist in Erfüllung gegangen.“ „Ich freue mich so für dich,“ aber gleichzeitig liefen auch schon die Tränen bei Olga, „Nur schade, dass du jetzt von hier wegziehen wirst.“
„Aber Olga, ich besuche dich immer wieder hier und du bist sowieso bei uns immer herzlich willkommen. Du bist doch meine Freundin!“
***
„Wir wünschen Ihnen einen angenehmen und wundervollen Aufenthalt in unserer Spa und Wellness Suite. Sie haben einen rundum Zimmerservice gebucht. Hier ist der Pager, eine Art Fernbedienung, sollten Sie irgendeinen Wunsch haben, so drücken Sie hier den roten Knopf. Bitte füllen Sie Ihren Wunschzettel für das Frühstück aus. Notieren Sie die Uhrzeit, wann wir Ihnen das Frühstück bringen dürfen. Ihr Chauffeur steht Ihnen ebenfalls ab sofort zur Verfügung. Bitte benutzen Sie hierfür den blauen Knopf.“
„Vielen lieben Dank!“ Moni strahlte übergücklich.
„Soll ich Ihnen gleich ein Bad draußen vorbereiten?“ „Aber gerne, wir wünschen uns einen sinnlichen Badeduft!“ Moni kicherte, der Page nickte wohlwollend.
Sprachlos saß Uwe auf dem komfortablen Kingsize Bett. „Ich fass es nicht. Das ist ja einfach unglaublich schön hier! Wie hast du dieses Juwel gefunden? Du bist eine Hammerfrau!“
„Gefällt es dir, ja? Du wolltest Wellness, jetzt hast du Wellness.“ Lachend hüpfte sie zu ihm aufs Bett und küsste ihn mit all ihrer Leidenschaft. Uwe musste sich bremsen, dass er nicht gleich über seinen Engel herfiel. Stattdessen brummte er laut.
„Komm mein Schatz, wir schauen uns alles an.“ Moni zog ihn mit sich. Gerne ließ er sich von ihrer lebenslustigen Fröhlichkeit anstecken. Das Hotel verfügte über einen eigenen Seezugang. Ein Weg führte durch einen hübsch angelegten Garten bis hinunter ans Ufer zu dem Anlegesteg. Sie entdeckten das Restaurant Gourmet Senso Lake Garda, den beheizten Infinity-Pool, das Bistro und die wunderschöne Außenterrasse. Moni fühlte sich wie eine Prinzessin. Fröhlich legte Uwe seinen Arm um sie, „Ich liebe dich mein Engel!“ „Und ich liebe dich, mein Schatz.“ Sie küssten sich mitten auf dem Weg. Schnell liefen die beiden zurück in die Suite.
So verbrachten sie einen wunderbaren ersten Abend. Zuerst lagen sie eine Ewigkeit in der Massagewanne und schlürften den prickelnden Champagner. Moni achtete stets darauf, dass Uwe nur wenig im Glas hatte. „Ich habe ja schon Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen!“ Lachend ging sie ins Zimmer. „Ich warte schon auf dich, wo bleibst du denn?“
Später, nach vielen kuscheligen Attacken der Zärtlichkeit, meldete sich Uwes Magen. „Was essen wir heute zu Abend?“ „Draußen wartet unser Chauffeur, er wird sicherlich eine gute Idee haben!“
Morgens, wenn Uwe telefonisch mit der Klinik und seinen E-Mails beschäftigt war, ging Moni in dem großen Infinity-Pool schwimmen. Sie liebte es, sich im Wasser schwebend und leicht zu bewegen, es war für sie die pure Freiheit. Noch dazu mit so einem gigantischen Ausblick auf den See. Amüsant beobachtete sie nebenbei die Reichen, schönen und ganz schön reichen.
Jedes Mal, wenn Moni aus dem Wasser stieg und davon marschierte, spürte sie die Blicke der anderen. Klar, die vielen langen Narben, die fehlenden Zehen, das war schon ein Hingucker. Am Liebsten hätte sie laut geschrien. Doch das gehörte sich ja nicht.
Nach dem Schwimmen frühstückten sie auf dem Balkon, überlegten sich gemeinsam den Tagesablauf. Moni hatte einige Anwendungen und Massagen gebucht, daher stand täglich Wellness auf dem Programm. Hand in Hand bummelten sie durch die schönen Städtchen mit ihren Geschäften. Uwe zeigte sich sehr großzügig. Er überhäufte seinen Liebling mit Geschenken, Schmuck und Parfum. Für Monis Enkel sowie für Linus und Lara kaufte er aktuelle Sommerspielsachen. „Schatz, wo sollen wir bloß die ganzen Sachen verstauen?“ Sie kicherten.
Dann kauften sie sündhaft teure Sonnenbrillen, schickten verrückte Selfies an die Familie und verhielten sich wie verliebte Teenager. Tief in ihrem Innern war Moni wirklich glücklich. Dachte sie zumindest in dieser Zeit.
Neben ausgedehnten Spaziergängen am See, unternahmen sie Ausflüge mit dem Chauffeur und waren rundum glücklich und zufrieden. Immer wieder erzählten sie sich aus ihrer Vergangenheit kleine Geschichten. Moni achtete stets darauf, keine Männer zu erwähnen. Uwe dagegen versuchte den Reichtum, den Luxus und seine verschiedenen Begabungen auszulassen. Nach und nach würden sie alles, was wichtig war, voneinander wissen.
Auch schmiedeten sie Pläne für die nächste Zeit. Da Moni unbedingt ihr eigenes Geld verdienen wollte, hatte Uwe ihr vorgeschlagen, in die verschiedenen Abteilungen der Klinikverwaltung zu schnuppern. Eventuell würde sie dort einen Job finden, der ihr Spaß bereiten würde. „Coole Idee, mein Schatz. So zwei Tage in der Woche?“ Moni freute sich ehrlich darauf. Vor allem aber freute sie sich auf das Leben in Montan.
Am letzten Abend saßen sie sonnengebräunt, todschick und gut erholt mit ihren Cocktailgläsern unten am Steg. Sie hatten einen wunderbaren Nachmittag erlebt, denn Moni hatte E-Mountainbikes organisiert. Damit fuhren sie lachend und kreischend durch die herrliche Landschaft. Uwe hatte mächtig Spaß mit dem Turbo-Gang. Sie beschlossen, sich für Innsbruck welche zu kaufen.
Doch nun saß der Arzt nachdenklich am Steg, schaute hinaus auf den See. Moni meinte eine Träne bei ihm gesehen zu haben. "Schatz, was ist denn?“ Er schüttelte leicht den Kopf, „Es ist nichts. Ich... ich war noch nie so glücklich. Das hier, das waren mit die schönsten Tage, die ich je erlebt habe. Mit dir an meiner Seite, ist das Leben einfach nur herrlich.“ Das war so rührend, dass Moni ebenfalls feuchte Augen bekam. Verliebt strahlten sie sich an. Er nahm Monis Hände und küsste sie zärtlich, „Mein Engel! Bitte, heirate mich.“
Daraufhin gab ihm Moni einen leidenschaftlichen Kuss, streichelte seinen Nacken und flüsterte: „Schatz, gib mir noch ein klein wenig Zeit, ja?“ Da hörten sie auch schon den Motor knattern.
Für den letzten Abend hatte sich Uwe etwas Besonderes einfallen lassen. Ein italienisches White-Dinner auf einer großen Yacht. Aufgeregt zupfte Moni ihren Rock zurecht, schon stand der Kapitän bereit, den Gästen an Bord zu helfen.