Moni sah lächelnd aus dem Fenster. Was war das für ein niedlicher Anblick. Lara und Linus standen Hand in Hand neben dem parkenden Auto. Auf ihrem Rücken trugen sie stolz die neuen Rucksäcke, zusätzlich hielten sie verkrampft einen kleinen Trolley an ihrer jeweiligen freien Hand. Tina hatte Laras Haare zu einem raffinierten Zopf geflochten. Auf Linus Kopf saß schräg eine viel zu große Baseball-Mütze. Beide hatten sie die gleichen kurzen Jeans-Latzhosen und lustige Ringelshirts an. Ihre kleinen Füße steckten in modernen, schwarzen Chucks. Da hatte der Onkel Uwe wohl wieder die Spendierhosen angehabt.
Tina verabschiedete ihre Kinder liebevoll und küsste sie auf die Stirn. „Seid schön artig, ja? Mama wünscht euch ganz viel Spaß. Grüßt mir das Meer und den Strand. Hab euch ganz dolle lieb!“ Linus nickte ernst, dabei wusste er noch nicht, was all diese Worte bedeuteten. Lara antwortete frech: „Mama, hab keine Angst, ich bin schon groß. Hab dich auch lieb!“
Da kam der ebenfalls aufgeregte Onkel aus der Tür. Also wurde es auch für Moni Zeit loszufahren. In ihrer Tasche hatte sie frische Kleidung und einige persönliche Dinge für Rita dabei. Ein anstrengender Montag stand Moni bevor. Von der gewünschten und dringend benötigten Erholung keine Spur.
Pünktlich fuhr Moni direkt in die Tiefgarage der Klinik. Sie schlenderte gemütlich zur Wohnung, wo sie sich mit der neuen Putzperle traf. Es war Uwes sehnlichster Wunsch, dem sie nun endlich nachgegeben hatte. Er würde ebenfalls gleich zu diesem Termin dazu kommen. Moni zeigte der guten Frau die Räumlichkeiten und erklärte ihr freundlich, was man von ihr erwartete. Einmal in der Woche sollten die Fenster und die Böden geputzt werden, zusätzlich die komplette Küche und das Badezimmer. Moni öffnete die Terrassentür, deutete auf die Blumen und Pflanzen. Da kam auch schon der Herr des Hauses. Uwe begrüßte Moni mit einem langen Kuss auf den Mund, gerade so, als hätten sie sich ewig nicht gesehen.
„Habt ihr alles soweit geklärt?“ Die Frau nickte schüchtern, stellte sich als Suse Schmitt vor und fragte nach der Bezahlung. „Wir werden Sie selbstverständlich offiziell anmelden. Wir bezahlen Ihnen einen Stundenlohn von 18,50 Euro, dafür erwartete ich absolute Sauberkeit. Ich bin wirklich sehr pingelig!“ Moni lächelte und bestätigte ihn. Frau Schmitt sagte sofort zu. Uwe marschierte wieder davon, gab seiner Herzdame einen Klaps auf den Po. „Bis gleich, wir sehen uns nochmal, ja?“
Moni hielt den vorbereiteten Vertrag in ihren Händen, ließ Frau Schmitt unterschreiben und gab ihr eine Kopie. Glücklich und freudestrahlend zog die neue Putzperle von dannen. Moni goss die Pflanzen, kümmerte sich um empfindliche Lebensmittel im Kühlschrank, nahm den Müll mit nach draußen und schloss wieder ab.
Stolz lief der Chefarzt mit Linus auf dem Arm und Lara an der Hand in seine Klinik und steuerte den Kiosk an. Hier gab es für die Kleinen ein Überraschungsei. Weiter ging es zur Station K1. Alle Mitarbeiter, denen sie unterwegs begegneten, lächelten ihnen freundlich zu, grüßten teilweise überschwänglich.
Maria strahlte ihren Chef an. „Uwe, wie süß sie sind. Linus sieht dir so ähnlich, das ist wahnsinnig schön. Ich freue mich für euch und wünsche einen ganz wunderbaren Urlaub.“ „Danke Maria, kannst du den Racker ein paar Spritzen, Pflaster und Verbände holen?“ Dann nahm er die Kleinen und schob sie in Ritas Zimmer.
Max und seine Mutter waren schon bei ihr. Rita weinte Freudentränen und schloss die Zwerge in ihre Arme.
„Ich muss noch was erledigen, bis gleich!“ Eilig lief Uwe in den Verwaltungstrakt. Die weiblichen Angestellten musterten ihren Chef verstohlen. Er sah heute extrem umwerfend aus. Uwe hatte seine neuen italienischen Trendschuhe angezogen. Zu seiner Designer Jeanshose von Gucci trug er ein extravagantes passendes Kurzarmhemd. Er spürte die Blicke der Frauen auf sich. Da er sich damit überhaupt nicht auskannte, grüßte er nur beiläufig und vermied den direkten Blickkontakt. Da hatte Moni wohl recht gehabt.
Er nahm einen Stapel Papierkram und Briefe, legte sie auf den Arbeitsplatz von Moni. Auf einen Zettel schrieb er mit großen roten Buchstaben: Bitte, kannst du das für mich erledigen, Kuss dein Uwe. Er malte ein schiefes Herz dahinter.
Die Tür ging auf und die Kinder sprangen fröhlich herein. „Onkel Uwe, Onkel Uwe, wir müssen los. Unser Flieger fliegt gleich los.“ Er schenkte den Kleinen ein liebevolles Lächeln und nahm sie an die Hand. Freundlich verabschiedete er sich in den Urlaub.
Moni wartete mit Max am Auto, um sich endgültig zu verabschieden. Uwes Gefühle fuhren inzwischen Achterbahn. Er liebte die Kinder und freute sich so sehr auf die kommende Zeit auf Mallorca. Aber sie würden ohne seine Moni fliegen, dieser Gedanke versetzte ihm immer wieder einen Stich ins Herz.
Er schloss sie fest und gleichzeitig zärtlich in seine Arme. „Mein Engel, ich kann es nicht glauben, dass ich dich zurück lassen muss. Bleibst du mir treu?“ Er streichelte ihre Haare, ihre Wangen, fuhr mit seinem Finger über ihren Mund. Dann küssten sie sich leidenschaftlich. Max drückte auf die Hupe, jetzt erst ließ er von ihr ab. „Uwe mein Schatz, natürlich bleibe ich treu. Bitte genieß diese Tage mit den Kleinen und auch mit deinem Freund Thommy. Unternehmt was Schönes! Ich bin in Gedanken bei dir und freue mich für euch.“ Moni strahlte ihn an.
Uwes Augen füllten sich mit Tränen, er biss sich auf die Lippen. „Mein Engel, ich liebe dich so sehr, ich vermisse dich jetzt schon!“ Sie zeigte ihm das Handy, „ Schick mir Fotos und hey wir können jederzeit telefonieren! Ach ja, noch eine letzte Bitte, trink nicht so viel!“ Dann schob sie ihn auf die Rückbank zu Linus und Lara und winkte ihm lange hinterher. „Puh, war das anstrengend!“
Mit den Sachen für Rita lief sie müde zur Station K1, wo Georg bereits den Posten des Chefarztes übernommen hatte. Er stand nämlich wild gestikulierend mit Victor vor dem Schwesternzimmer.
Moni beeilte sich, damit sie es rechtzeitig zu Käthe schaffte. Ihre Tochter hatte sie gebeten, mit ihr die Einkäufe zu erledigen, da sie einige schwere Lebensmittel und Getränkekisten benötigten. Bruno freute sich auf sein Frauchen. Kims Mutter war dankbar über eine kleine Abwechslung. Nachdem die Arbeit erledigt war, servierte Käthe einen leckeren Apfel-Streuselkuchen mit einem Klacks Sahne. Daraufhin wurde Moni so müde, sie schlief direkt auf dem gemütlichen Liegestuhl draußen unterm Nussbaum ein.
Durch das ständige Brummen und Piepen wurde Moni schließlich aufgeweckt. Die ersten Bilder von Uwe trudelten ein. Fotos von den Kindern vor dem Flugzeug, im Flugzeug und beim Einsteigen. Sie schickte eine einfache Nachricht zurück, nur ein Bildchen mit Daumen nach oben wählte sie aus.
Käthe bekam einen Lachanfall, „Mama! Du müsstest deinen Gesichtsausdruck sehen.“ Moni stand auf, schnitt einige Grimassen, nahm grinsend ihre Tochter in den Arm und verabschiedete sich. „Süße, ich hau ab!“