Moni genoss die kurze Zeit mit ihren Enkelkindern. Die Kleinen brachten sie auf andere Gedanken und endlich auch wieder zum Lachen. Sie wirkten wie ein positives Kraftfeld auf ihre Omi. Sie hüpften vor Freude durchs Krankenzimmer und trällerten ein Liedchen, „Scheint die liebe Sonne voller Wonne, scheint ins weite Land hinein..."
Uwe hatte den Kleinen wie immer Überraschungseier gekauft. Zusammen mit leeren Spritzen, Pflaster und Mullbinden lagen sie eingebettet in einer Nierenschale. „Wo ist der Opi-Arzt?“ Moni lächelte, „Na kommt, wir suchen ihn.“ Er stand im Schwesternzimmer, vertieft stierte er auf den Bildschirm des Tablets in seiner Hand. Die Zwerge rannten los und Uwe hatte alle Mühe, beide gleichzeitig in den Arm zu nehmen. „Hallo ihr Süßen, na wie geht es euch?“ Liebevoll lächelnd streichelte er über ihre Lockenköpfchen. „Danke, danke“, sie drückten ihm nasse Küsse mitten ins Gesicht. Seine Augen leuchteten, selbst das geschwollene, lila Auge schien zu glänzen. Man sah ihm die Liebe zu Kindern sofort an. „Müsst ihr schon wieder Abschied nehmen?“ Moni nickte, „Sehen wir zwei uns nachher?“ Entrüstet starrte Uwe sie an, warum nur stellte sie so eine Frage? „Aber natürlich, mein Engel!“
Moni ging mit nach draußen, um Lina und die Kinder am Auto zu verabschieden. „Bis bald Muader, werd schnell widder gsund, gell. Denk dro, mir hen de ganz arg lieb!“ „Ich hab euch auch sehr lieb.“ Frech grinsend flüsterte Lina ihrer Mutter ins Ohr: „Du musch amol dusche, du schdingsch!“
Gemächlich schleppte sich Moni zurück auf Station, sie hatte nur noch einen Gedanken. Da sie Uwe nirgends sah, sprach sie einen der jungen Assistenzärzte an. „Ich möchte so schnell wie möglich entlassen werden! Können Sie das bitte ihrem Chef ausrichten?“
Keine zehn Minuten später stand Uwe im Zimmer. Moni saß auf dem Bett, die Taschen in der Hand. „Bitte, bring mich in die Wohnung. Ich möchte nicht hier im Krankenhaus bleiben! Käthe kommt später vorbei, sie bringt was zu Essen und Bruno. Sie fährt anschließend mit dem letzten Bus nach Montan.“ Uwe kam nickend näher. „Klar, wenn das dein Wunsch ist.“ Erstaunt rümpfte sie die Nase. „Sag mal, stinkst du nach Alkohol?“ Uwe fuhr sich nervös durch die Haare, vorsichtshalber gab er keine Antwort.
Aus dem Schlafzimmer holten sie Decken und Kissen und bauten ein gemütliches Lager auf der Couch. Uwe brachte Kaffee, Wasser und Tee. Die Leckereien, welche Tina mitgebracht hatte, stellte Moni auf den kleinen Tisch.
„Hast du Zeit für mich? Ich glaube ich sollte endlich duschen oder baden.“ „Ja mein Engel, ich helfe dir gerne.“ Mit dem Telefon in der Hand ließ er Wasser in die große Wellnesswanne ein. Moni zog sich im Schlafzimmer aus, stopfte ihre Unterwäsche direkt in den Mülleimer und lauschte seinen Worten. „Kim, bitte sag ihm, dass ich spätestens in einer Stunde zurück bin. Hab hier noch was Wichtiges zu erledigen.“
Er drehte sich um, da stand sie nackt und in voller Schönheit vor ihm. Dieser Anblick nahm ihm den Atem. Seine Knie wurden weich, er bekam feuchte Hände, es war für ihn, als sähe er sie zum ersten Mal so. „Mein Gott, du bist so wunderschön!“ „Und ich stinke“, Moni lächelte verschmitzt. Sie stieg vorsichtig in die Wanne, „Kommst du mit rein?“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
Sie seiften sich gegenseitig den Rücken ein, kitzelten sich zwischen den Zehen und bliesen sich übermütig den Schaum ins Gesicht. Dabei kicherten sie wie Teenager. „Mhm, du, ich hab da eine Stelle, die ist noch ganz schmutzig.“ Ihre Stimme klang verheißungsvoll.
„Ach ja? Wo denn?“, krächzte Uwe. Moni hob ihren Arm, „Hier unter der Achsel,“ sie prustete los, doch plötzlich lagen sie sich in den Armen und küssten sich leidenschaftlich. Moni zupfte frech an seinen Brusthaaren, streichelte ihn am Bauchnabel, drückte dabei ihre Brüste unabsichtlich vor sein Gesicht. Uwe stöhnte erregt auf, er spürte sein Herz wild hämmern. „Oh, mein Engel,“ dann suchten seine gierigen Hände nicht nur die Seife.
Pfeifend spülte er mit klarem Wasser nach. Moni genoss diese Aktion mit geschlossenen Augen, denn sie liebte es, wenn Uwe ihr die Haare wusch. Es dauerte heute länger, er musste zweimal eine Kurpackung in die wilden, teilweise verknotete Locken einmassieren. Endlich kam er mit dem Lockenkamm durch die Mähne. Es ziepte hier und riss dort, Moni zuckte, denn es tat richtig weh. „So ein Mist, aber ich bin selber schuld. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen?“ „Gleich vorbei, mein Engel.“ Ein paar Minuten lang föhnte er ihre Haare, allerdings wurde es Zeit sich zu verabschieden.
„Mein Liebling, ich freu mich auf später!“ Sie küssten sich zärtlich. „Uwe-Schatz, bitte hör auf!“ „Was meinst du?“ „Lass das mit dem Alkohol sein, bitte!“ Er biss sich auf die Lippen und nickte.
***
Olga schrieb zusammen mit Stefan, Karl und Franz den Wochenplan. Ihre Augen waren vom vielen Weinen aufgequollen. Sie hatte Angst um Rita und um Moni. Sie hatte beide unheimlich lieb, der Gedanke, eine von ihnen zu verlieren, war unerträglich. Beschützend legte Stefan den Arm um seine Freundin. „Wir schaffen das. Käthe kommt noch heute Abend, sie hilft dir in der Küche. Tina und Max sind ja auch noch da. Und wir haben Aaron, der auf uns aufpasst.“ Sofort bellte der Hund, als er seinen Namen hörte. Er lag auf dem Boden und beobachtete alle mit wachsamen Blick.
Franz nahm zwei Bierflaschen aus dem Korb und verabschiedete sich in den Stall. Karl begleitete ihn schweigend, denn auch er machte sich große Sorgen um die Frauen. Wann würde er die sympathische Moni wiedersehen? Es verging kein Tag, an dem er nicht an sie dachte. Sie hatte diese magische, erotische Ausstrahlung, die ihn auf wunderbare Ideen brachte. In seinen Träumen malte er sich aus, wie schön es mit ihr wäre. Schon spürte er den Pulsschlag in seinen Schläfen, fasste sich an seinen Hals, der sich trocken anfühlte beim Schlucken.
***
Lächelnd stand Käthe mit einem bunten Wiesenstrauß vor der Tür. Ihre Mama war wieder eingeschlafen und hatte erst nach dem dritten Mal die Glocke gehört. Bruno hüpfte vor Freude an Moni hoch, er war ganz aus dem Häuschen. Er stellte seine Vorderpfoten auf ihre Schulter und fuhr mit seiner Zunge einmal über ihr Gesicht. „Igitt, Bruno! Hör auf, ist ja schon gut.“
Sie streichelte ihn ausgiebig, sprach liebevoll auf ihn ein und gab ihm einen besonders großen Knochen.
Käthe öffnete die Terrassentür, so dass er diesen draußen abnagen konnte, ohne den Boden in der Wohnung einzusauen. Uwe hasste das Geschlabber. Fürs Erste war der liebe Hund beschäftigt. „Käthe, du siehst glücklich aus!“ „Ja, das bin ich, allerdings mache ich mir Sorgen um dich und Rita. Schau mal, hab euch einen Nudelauflauf mit Gemüse mitgebracht und hier sind die zwei Flaschen Apfelsaft, wie bestellt.“ „Danke meine Süße.“
„Mama, mal ehrlich. Wie geht es dir wirklich?“ Sofort füllten sich Monis Augen mit Tränen. „Ach Käthe, ich bin so traurig, kann es einfach nicht fassen. Ich vermisse Herbert sehr, wenn ich nur daran denke, dass er tot ist... es tut so weh. Ich hab das wohl alles verdrängt.“
„Ich denke, auch du solltest zu Hannes, also Dr. Marowski!“
„Ja, da hast du wohl recht.“
„Egal was wird, ich hab dich lieb, Mami! Und ich bin immer für dich da.“ Moni konnte sich glücklich schätzen, hatte sie doch zwei wundervolle Töchter.