Nach der Landung schaltete Uwe den Flugmodus am Handy aus und erhielt im selben Moment eine Nachricht von Moni: Mein lieber Schatz, es tut mir leid, dass ich dich aus Zeitmangel nicht abholen kann. Ich freue mich sehr auf dich. In liebevoller Erwartung, deine Moni. Tausend Küsse.
Natürlich war er enttäuscht, aber gleichzeitig verstand er es. Die einfache Fahrt von Innsbruck nach München betrug ohne Stau zwei Stunden. Es war ok. Er wartete auf sein Gepäck und wählte ihre Nummer. „Mein Engel, ich bin soeben gut gelandet! Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen.“
Während der kompletten Fahrt telefonierte Uwe mit seinem Vater Georg. Es gab keinerlei Probleme in der Klinik und Rita war auf einem sehr guten Weg der Erholung. Ein Kollege aus Salzburg hatte sich gemeldet. Er würde gerne zusammen mit Dr. Uwe Ortner eine Wachoperation durchführen. Bei seinem Patienten, einem angesehenen, erfolgreichen Politiker, wurde ein Tumorbefall im Hirnareal des Sprachzentrums festgestellt. Bei so einer Wach-OP handelt sich um eine schmerzfreie und sichere Operation. Durch viele Voruntersuchungen, Tests und Schulungen wird der Patient auf so einen Eingriff gut vorbereitet. Ärzte und Psychologen entscheiden gemeinsam, ob ein Patient dafür geeignet ist oder nicht. Für Uwe eine angenehme Abwechslung in seinem Klinikalltag, gleichzeitig eine spielerische Herausforderung, auf die er sich schon freute. Er atmete tief durch, ging in Gedanken diese Art von Operation durch.
Er sah aus dem Fenster, Herr Rudel steuerte den Wagen langsam durch Montan. Uwe vergaß die Operation, seine Vorfreude wuchs und eine innerliche Unruhe breitete sich aus. Er konnte es kaum erwarten, seine Moni in die Arme zu schließen.
Diese war schon längere Zeit im Bad beschäftigt, um sich für ihren Schatz hübsch zu machen. Jetzt stand Moni parfümiert vor dem Spiegel und betrachtete sich skeptisch von allen Seiten. Das neue smaragdgrüne Nachthemd aus echter Seide war eng geschnitten und ging nur knapp über den Po. War sie nicht schon zu alt für so ein Teil? Schließlich wurde sie nächstes Jahr fünfzig Jahre alt. Fünfzig! Was für eine furchtbare Zahl.
Barfuß lief sie an den liebevoll gedeckten Tisch und zündete die Kerzen an. Im Kühlschrank stand eine große Schüssel Nudelsalat, genau so wie Uwe ihn am Liebsten mochte. Tina hatte extra frisches Baguette vorbei gebracht, welches schon klein geschnitten im Brotkorb wartete. Moni stellte Sekt- und Rotweingläser bereit, Uwe sollte das Getränk selbst entscheiden. Die Mitte des Tisches zierte eine Karaffe Wasser mit Minze und Zitrone. Sie legte die Kuschelrock-CD ein und rannte aufgeregt zwischen Tür und Fenster hin und her. Endlich sah sie die Scheinwerfer von Uwes Auto.
Hastig schlüpfte Moni in die neuen Sandaletten und legte den wertvollen Schmuck an. Sie hörte Männerstimmen, danach Schritte auf der Treppe. Lächelnd öffnete sie ihm die Tür. Sie strahlten sich an.
„Mein Engel, ich kann kaum atmen vor Glück, komm schnell zu mir!“ Lange lagen sie sich in den Armen und hielten sich fest. Uwe trat einen Schritt zurück und betrachtete seine Herzdame. „Mein Gott bist du schön,“ Moni zog ihn mit sich auf die Couch, dann küsste sie ihn leidenschaftlich.
Die leichte Sonnenbräune stand ihm ausgezeichnet, er wirkte erholt und entspannt. „Konntest du die Zeit mit den Kindern genießen?“ Er nickte und nestelte an der glänzenden Kette herum, fuhr mit seinen Fingern lustvoll in ihren Ausschnitt. „Was hast du denn Schönes angezogen? Ich kann ja gar nicht mehr klar denken.“ Moni kicherte, fühlte das angenehme, warme Kribbeln, welches sich unter seinen Händen in ihrem kompletten Körper ausbreitete. Sachte streichelte er ihre Schenkel, seine Finger schoben langsam ihr Kleid nach oben. Leise stöhnten sie beide gleichzeitig auf. „Ich hab dich so vermisst!“
„Hast du Hunger mein Uwe-Schatz?“
„Mhm, komm her, ich fress dich.“ Doch ans Essen dachte jetzt niemand.
Moni lachte, setze sich frech auf ihn und knöpfte langsam sein Hemd auf, um seine behaarte Brust zu liebkosen. Schnell waren die beiden in ihrem einfühlsamen und hingebungsvollem Liebesspiel gefangen.
„Jetzt habe ich einen Bärenhunger,“ Uwe lachte, küsste seine Herzdame frech auf den Bauch und stand auf. Sie beobachtete ihn, wie er nackt zum Tisch stolzierte und sich interessiert umsah. „Gibts nur Brot und Wasser?“
Moni sprang kichernd auf und servierte den kühl gestellten Salat. „Möchtest du Sekt oder Wein dazu?“
„Genau in der Reihenfolge,“ Uwe strahlte seine Herzdame an. „Nudelsalat? Du bist so ein Schatz! Dankeschön.“ Sie aßen in aller Gemütlichkeit und erzählten von den Erlebnissen der letzten Tage. Moni lauschte seinen lustigen Strandgeschichten und erkannte den besonderen Glanz in seinen Augen, wenn er von den Kindern, vor allem von Linus sprach.
Inzwischen saßen sie in ihren flauschigen Bademäntel draußen auf der Terrasse und hielten die exklusiven Rotweingläser in den Händen. Uwe trat von hinten an Moni, massierte ihren Nacken, bückte sich, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Mein Engel, konntest du auch deine Zeit nutzen? Wie mir scheint, hattest du volles Programm.“
Uwe freute sich so sehr, von Monis Reiterlebnissen mit Rondo zu hören. „Wir zwei sind jetzt ein Paar,“ grinste sie frech.
„Das ist unglaublich toll! Aber hattest auch Zeit für dich, zum Nachdenken?“
Sie nickte, suchte nach der besten Formulierung, um ihm ihren Entschluss zu sagen. Doch er kam ihr zuvor. „Kommst du morgen mit mir nach Innsbruck?“ Moni sah ihm lange in die Augen. „Aber nur, wenn du wie versprochen mit mir am Samstag in meine Heimat fährst.“
Auf der langen Fahrt war bestimmt genügend Zeit für ein ausführliches Gespräch, dachte Moni.
„Ja, mein Engel, wenn das dein Wunsch ist. Lassen wir uns fahren?“
„Gerne, wenn Herr Rudel Zeit hat?“
„Mein Engel, es ist sein Job, ich bezahle ihn gut dafür.“
Moni schenkte ihm ein gütiges Lächeln, „Ach Uwe Schatz, du bist einfach süß.
Tom hat für uns eine passende Wohnung gefunden, mit großem Garten für Bruno.“
Uwe zeigte auf sein Handy, „Ich weiß, Tom hat mir bereits Infos und Bilder der Immobilie geschickt.“
Der Freitag verlief genau so, wie sich Uwe einen guten, gelungenen Tag vorstellte. Sie fuhren beizeiten los und waren um acht Uhr an der Klinik. Uwe marschierte direkt zu seiner Station während Moni mit Bruno durch den Park spazierte. Danach empfang sie die Putzfrau in der Wohnung, gab ihr einige Anweisungen und ließ Bruno in den Garten. Hier gab Moni ihm einen leckeren Knochen. Dann verabschiedete sie sich.
Zuerst besuchte sie den Pfarrer, er hatte glücklicherweise noch kurzfristig einen Gesprächstermin frei. Mit ihm besprach sie ihr Vorhaben.
„Ja Moni, das ist eine gute Idee, sei offen und ehrlich. Spreche deine Wünsche und die Begründung dazu, laut aus. In einer Beziehung ist es das Wichtigste. Auch wenn die Wahrheit manchmal schmerzt, so ist dies immer der bessere Weg.“
„Er wird sehr traurig sein, wenn ich ihm erkläre, dass ich einige Zeit wieder in meiner Heimat wohnen und leben möchte.“
Der Pfarrer nickte, „Natürlich wird er das. Wenn Uwe möchte, dann bin ich gerne auch für ihn da.“ Er nahm ihre Hand, drückte sie fest. „Ich wünsche euch alles erdenklich Gute! Bitte denkt daran, falls ihr irgendwann heiraten solltet, möchte ich euch gerne trauen.“
Moni lächelte freundlich und zwinkerte, „Na klar!“
Sie erledigte ein wenig Büroarbeit, öffnete brav Uwes persönliche Post. Schon wieder war ein Liebesbrief dabei. Sie steckte ihn in die Handtasche. Da kam der Chefarzt ins Zimmer.
„Mein Engel, hast du heute Mittag Zeit für Schönheitspflege? Ich habe uns Termine bei Irina gebucht.“ Lachend fuhr er sich durchs Gesicht und über seine Haare. „Schau nur, wie ich verwahrlost aussehe.“