Moni erlebte einen perfekten Tag. Nach dem Ausschlafen und einem kurzen Telefonat mit ihrem Schatz, unternahm sie einen ausgedehnten Spaziergang mit Bruno und Aaron durch den Wald. Sie ließ ihren Gedanken freien Lauf, achtete nur auf ihre Schritte und den weichen Waldboden. Immer wieder blieb sie stehen und blickte sich um. Lauschte dem Ächzen und Knacken der Bäume und atmete dabei ganz bewusst die wunderbar reine Luft tief ein. Was für ein Kraftort ein Wald doch war.
Anschließend begab sie sich in die Küche, band die Küchenschürze um und zwinkerte fröhlich der schon wartenden Olga zu. „Na dann, los gehts!“ Zusammen kochten sie die schwäbische Spezialität Sauerkraut mit Kassler und Bubespitzle (Schupfnudeln). Um dreizehn Uhr saßen sie alle wie geplant am Mittagstisch. Tina mit Max mit Karl, Franz, Elsbeth, Olga mit Stefan und natürlich Moni. „Du hattest recht, wir sind ja nur acht Personen,“ kicherte Olga und drückte Stefans Hand. Schüchtern lächelten sich die beiden zu. Alle hatten eine Kleinigkeit zu erzählen und nach einer guten Stunde ging jeder wieder an seine Arbeit.
„Karl, heute würde ich mir gerne mehr Zeit für Rondo nehmen und schon um fünf kommen. Kannst du mir bitte das Pferd vorbereiten?“ Moni lächelte den Stallburschen freundlich an.
Der verneigte sich spielerisch. „Aber sicher, meine holde Herrin!“ Sie winkten sich lachend zum Abschied zu.
Schnell rannte sie hoch in die Wohnung und setzte sich an den PC. Ihr Handy brummte ununterbrochen. Uwe schickte Fotos, welche Moni neugierig betrachtete. Eines zeigte ihn eingebuddelt im Sand, auf dem anderen war Uwe von oben bis unten dick mit weißer Sonnencreme beschmiert. Dann folgten sehr süße Fotos von den Kleinen. Aber auch ängstliche Kinder in einem kleinen Schlauchbötchen, gezogen von ihrem stolzen Onkel. Linus mit einem überdimensionalen Eis in der Hand, Lara in einem neuen Bikini mit Sonnenbrille und Sonnenhut. Moni freute sich für ihren Schatz, hoffentlich konnte er diese kostbare Zeit genießen.
Endlich stand die Verbindung für die Videoübertragung und der Dreierkonferenz stand nichts im Wege. Die Freundinnen plauderten fröhlich und gaben ihre Ideen für das Strickcafé zum Besten. Uta und Sandra wollten die Bäckerinnen sein, Claudi und Uta setzten ihre Kreuze bei den Servicekräften. Sogar Roli stellte sich zur Verfügung, er würde an den Wochenenden den Spüldienst übernehmen.
Tom war das berühmte Mädchen für alles. Conny wählte sich selber als Fachberaterin für Tücher und Schals. Andy war Spezialistin in Pullis und Jacken. Moni hatte die Idee für verschiedene Workshops, zum Beispiel Wolle färben und Socken stricken. Zudem freuten sich natürlich alle darauf, gemeinsam die neuen Modelle und aktuelle Wolle auszusuchen und zu bestellen. Sie würden erste Kontakte mit den Herstellern und Lieferanten knüpfen. Zusammen mit Uwe würde Tom der Finanzexperte sein. Moni und Käthe würden das Logo entwerfen sowie die Gestaltung des Briefpapier übernehmen. Gleichzeitig entstanden erste Ideen für verschiedene Werbekampagnen.
Gegen Ende der Besprechung dachten sie über Öffnungszeiten und Preise nach, ruck zuck war auch schon die eingeplante Zeit zu Ende.
„Spätestens am Samstag Mittag bin ich bei euch, hat Tom schon eine passende Ferienwohnung für uns gefunden?“
„Ich glaube ja. Wenn mich nicht alles täuscht, hat er mit Uwe schon Kontakt aufgenommen.
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Die Überraschung war Thommy gelungen. Er hatte zwei richtig coole Quads gemietet. Die Freunde fuhren damit hoch in den Norden der Insel und düsten mit jeder Menge Spaß die Serpentinen hinunter. An einer kleinen Bucht machten sie eine Pause und stürzten sich nackig in die Brandung, tranken Bier aus der Dose und plauderten über ihre gemeinsam verbrachte Jugend. Uwe schickte wieder einige grandiose Landschaftsfotos an Moni.
Er hatte im Gegenzug für abends Plätze in einem noblen Fischrestaurant gebucht und alle zum Abendessen eingeladen. „Schade, aber wir müssen jetzt zurück.“ Uwe dankte seinem Freund für den schönen Nachmittag und diese tolle Idee.
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Spaßeshalber warf Moni die langen Zügel auf den Boden, beobachtete Rondo und redete ernst auf ihren Hund ein. „Bruno! Schnapp dir die Leine! Na los!“ Zaghaft nahm dieser tatsächlich die Zügel in sein Maul und schaute sein Frauchen neugierig an. „Ja, bravo! Ja so ein guter Hund!“ Moni belohnte ihn mit Leckerlis. Rondo beobachtete die beiden ganz genau. Da er ein sehr braver Hengst war, würde er so oder so nicht abhauen. Aber das wusste sie ja nicht. So spazierten sie weiter auf dem Feldweg. Bruno führte Rondo an der Leine. Da sah so knuffig aus, schnell knipste Moni ein paar Fotos und schickte sie ihrem Uwe mit dem Text: viele Grüße von deiner kleinen Familie.
Sofort klingelte ihr Handy. „Mein Engel, was hast du nur für wunderbare Ideen. Ich liebe dich so!“ Sie küssten sich durchs Telefon. Lächelnd marschierte Moni weiter.
Auf der abgelegenen Weide neben Elsbeths Haus legte sie sich auf die mitgebrachte Decke und schloss die Augen. Bruno nagte an einem Belohnungsknochen, nebenher aber bewachte er Rondo, der glücklich das leckere Gras genoss. Montan war wirklich ein wunderschön gelegenes Bergdorf, genauso wie sie sich das immer vorgestellt hatte. Zusammen mit ihrem verstorbenen Mann plante sie schon lange, eine Ferienwohnung in den Bergen kaufen. Jetzt war sie hier, aber alleine. Der Gedanke an ihren Herbert schmerzte so sehr. War sie schuld an dem Unfall?
Sie vermisste ihn, denn er saß noch tief in ihrem Herzen. Inzwischen plagte sie auch das Heimweh. Hier in den Bergen zu ein, das war doch nur Urlaub, oder? Morgen hatte sie den Termin für ein Gespräch mit dem Spital-Pfarrer. Sie freute sich darauf, ihm ihr Herz auszuschütten.
Moni bemerkte die dunklen Wolken am Horizont. Vorsichtshalber machten sie sich auf den Rückweg. Stolz nahm Bruno wieder die Zügel zwischen seine Zähne. Rondo schritt anständig hinter ihm her. Moni redete liebevoll mit dem Pferd, streichelte ihn am Hals. Rondo stupste sie immer wieder an. Moni hob ihre Hand vor sein Maul, er schnupperte und wieherte. Unterwegs traf sie Tina und Max, sie waren auf dem Weg nach Innsbruck. Lachend öffnete Uwes Schwester das Fenster des Autos. „Wir nutzen die Zeit ohne die Kleinen. Wir fahren jetzt ins Kino,“ freute sie sich.
Karl wartete bereits an der Koppel, in der Hand hielt er zwei Flaschen Bier. „Guten Abend Moni, wie ich sehe, hast du alles im Griff!" Er lachte laut.
„Hallo Karl, kannst du mir bitte Rondos Decke bringen?“ Grinsend gab er ihr eine Flasche und lief in den Stall. „Gerne, trinkst du mit mir ein Feierabend Bier?“ Moni nickte lächelnd. Sie prosteten sich zu. Rondo stand vor Moni und stupste wieder an.
„Siehst du, wie er dich mag? Na komm Moni, setz dich drauf!“
„Das schaff ich doch nicht, er ist ja so hoch.“ Karl holte eine Klapptrittleiter, stellte sie neben Rondo. „Bitteschön, meine Herrin!“ Moni kicherte.
Tatsächlich setzte sie sich aufs Pferd. Rondo hob wiehernd den Kopf und tänzelte ein wenig. „Uaah“, Moni kicherte noch lauter. „Das ist ja witzig. Man kommt sich hier oben sehr erhaben vor. Machst du bitte ein Foto von uns?“
„Ja klar, kommt mit auf die kleine Koppel.“ Rondo marschierte dem Stallburschen hinterher. Moni hielt sich vorsichtig an der Mähne fest. „Moni, meine Gute. Was denkst du, wofür die Zügel sind?“ „Ich sag doch, dass ich nicht reiten kann.“ Beide brüllten vor Lachen, da drückte Karl ab und Uwe erhielt genau dieses Foto: Moni mit weit aufgesperrtem Mund sitzt strahlend ohne Sattel auf Rondo, hält sich mit beiden Händen an der Mähne fest. Im Hintergrund geht die Sonne unter.