Wie besprochen kamen Uta und Conny nach dem Mittagessen noch einmal bei Moni vorbei. „Hey meine Liebe, hast du heute was gegessen?“ Uta streichelte ihre Schwester. Moni nickte lächelnd, „Ja, stell dir vor, Victors Frau hat für uns alle traditionelle Pelmeni gekocht und einen großen Topf vorbei gebracht. Ich habe zwei Teller davon gegessen.“
Conny überredete sie zu einem kleinen Spaziergang im Park. „Na los, kommt mit! Frische Luft wird dir gut tun. Wir setzen uns draußen auf eine Bank und rufen Andy per Videochat an, dann kannst du dich gleich für die Wolle bedanken. Leider müssen wir bald wieder zurück fahren.“
Moni hatte viel Spaß an dem Videogespräch mit ihrer Strickfreundin Andy. Im Hintergrund wuselten Utas Hunde, es schien ihnen dort sehr gut zu gehen. „Moni, ich habe eine Überraschung! Es ist soweit! Ich habe meinen Mann endlich überredet. Er hilft uns bei der Suche nach einer guten Immobile für unser Strickcafe. Du weißt ja, er hat gute Freunde in der Branche.“ „Klasse. Da sind ja gute Neuigkeiten. Sobald es mir wieder besser geht, komme ich in die Heimat. Klara wartet auch schon auf mich.“
Ein baldiges Wiedersehen lag also in naher Zukunft, daher fiel der Abschied nicht schwer. „Uta, dich holen wir auch noch ins Boot.“ „Aber ich kann doch gar nicht stricken.“ „Nein, aber Kuchen backen und Kaffee zubereiten, oder?“ Sie lachten laut und Moni spürte, wie langsam das Leben in ihren Körper zurückkam. Es für ein tolles Gefühl, Freundinnen zu haben.
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Uwe und Thommy besuchten Rondo und Karl. Das Pferd stand gesattelt bereit und freute sich wie immer, als er Uwe erblickte. Er scharrte mit den Hufen, hob energisch den Kopf.
„Willst du auch eine Runde reiten?“ Doch stattdessen verabschiedete sich Thommy. „Resi und die Kinder warten schon auf mich. Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem hübschen Rondo. Er macht einen prima Eindruck!“
Uwe zwinkerte seinem Freund zu. „Danke, du weißt, was du zu tun hast, ja? Sonst muss ich nach Toblach kommen und dir eine scheuern!“ „Nach Toblach kommen, das solltest du auf jeden Fall bald wieder. Am besten mit Moni!“ Die Männer umarmten sich freundschaftlich. „Ach so, wie kommst du zurück?“ „Ich fahr mit dem Taxi nach Innsbruck, oder Tina fährt mich. Mach dir keine Sorgen.“
Dann meldete sich Maria auf Uwes privater Nummer. Er wurde sofort nervös. „Was ist passiert?“ „Hallo Chef, nein nein, es ist nichts passiert. Hier auf Station ist alles in Ordnung. Ich wollte nur fragen bis wann du wieder zurück bist.“ Für einen kurzen Moment hielt Uwe die Luft an. Dann antwortete er mit seiner sanften Stimme freundlich wie immer. „Du rufst mich deshalb an, Maria? Ich habe Nacht- und Wochenenddienst.“ „Uwe, kann ich später mit dir reden? Gehst du mit mir einen Kaffee trinken? Ich warte auf dich.“ Verwundert antwortete er: „Ja, von mir aus!“ Er legte auf und starrte auf sein Telefon.
Nach einer gemütlichen Stunde mit Rondo übergab er sein Pferd dankend an Karl. Langsam schmerzte sein Auge. Tina stand mit den lächelnden Kindern an der Koppel. Überschwänglich begrüßten die Kleinen ihren Onkel. Wegen der Augenklappe machten sie einige Späße. „Onkel Uwe, bist du ein böser Pirat?“ „Aber Lara, wenn, dann bin ich doch ein braver Pirat, oder?“ Linus umklammerte Uwes Beine. „Mein, Onkel, meiner.“ Mit dem kleinen Linus auf der Schulter und Lara an der Hand ging er mit Tina ins Haus. Sie sprachen kurz über Rita und Moni, dann brachte Tina ihrem Bruder eine Schüssel mit Eintopf. „Komm iss, du siehst so aus, als hättest ein gutes Essen nötig.“ Dankend löffelte er schnell seinen Teller leer. Jetzt gab es kein Zurück mehr, die Kleinen nahmen ihn in Beschlag. Sie hatten neue Kinderbücher erhalten. Sie blätterten diese nur durch, denn das Lesen gestaltete sich schwierig mit dem verletzten Auge. Er dachte daran, wie er damit den Stationsalltag bewältigen sollte.
Er kitzelte die Kleinen durch und sie kuschelten noch ein paar Minuten.
„Na komm, ich fahr dich zurück. Du hast bestimmt einiges zu erzählen!“ Tina zeigte ihm eine Tasche, „Für Moni habe ich ebenfalls einige Leckereien eingepackt!“ Uwe gab seiner Schwester einen dicken Schmatzer auf die Stirn. „Wenn ich dich nicht hätte.“ Gemeinsam brachten sie die Kinder zu Max, er war im Ziegengehege beschäftigt.
Während der Fahrt nach Innsbruck sprachen beide offen über den bevorstehenden Mallorca-Urlaub. „Uwe hör zu, denk an die Kinder. Du kannst sie jetzt nicht enttäuschen. Sie freuen sich wahnsinnig auf ihren ersten Flug und auf das Meer!“ Uwe nickte betroffen, „Ja, ich weiß. Aber ohne Moni möchte ich nicht fliegen. Ich wollte ihr dort einen Heiratsantrag machen. Morgen rede ich in aller Ruhe mit ihr. Vielleicht geht es ihr ja bald besser.“ Tina runzelte die Stirn.
„Ach, hältst du kurz an einer Tankstelle?“ Skeptisch schaute Tina ihren Bruder an. „Muss noch ein Geschenk für einen Kollegen besorgen.“
Uwe wurde bereits von Schwester Maria erwartet. „Treffen wir uns in zehn Minuten unten in der Kantine?“ Nickend lief er direkt in sein Arztzimmer. Tina besuchte Moni. Sie übergab ihr die gefüllte Tasche mit Ziegenkäse, selbstgebackenem Brot, frischen Saft und Joghurt. „Damit du schnell wieder zu Kräften kommst. Du weißt ich hab dich sehr lieb!“ Die Freundinnen nahmen sich herzlich in den Arm, Moni fing an zu weinen. „Danke, Tina, vielen Dank!“ Doch sie war inzwischen so müde, dass ihr die Augen zu fielen.
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Lina half Käthe in der Küche bei dem Geschirr. Kim war mit den Kindern bei ihrer Mutter im Zimmer. Diese freute sich so sehr über die Kleinen und erzählte lustige Geschichten. Bruno saß schwanzwedelnd im Flur und passte auf alle auf.
„Käthe, wann kommsch du endlich amol zu uns nach Minche? I will dr a de Simon vorschtelle.“
„Keine Ahnung, weißt du Lina, ich werde in der nächsten Zeit wieder öfters in Montan sein. Sie brauchen mich dort. Für Kim fängt bald das Studium an. Wir müssen es leider verschieben. Aber ich habe für morgen eine Idee. Wir besuchen die Sprungschanze Bergisel? Dir und den Kindern wird es bestimmt gefallen. Dann können wir, bevor du fährst, nochmal unsere Mama besuchen.“ Lina schaltete das Fernsehgerät an und legte sich faul auf die Couch. „Kann i mei Sendung eischalde?“ Käthe nickte und lief auf die Terrasse. Dort zündete sie sich eine Zigarette an und wählte Olgas Nummer. Sie meldete sich weinerlich und war so dankbar, als Käthe ganz selbstverständlich ihre Hilfe anbot. Die Mädchen schmiedeten Pläne für die nächsten Tage.