Schnaufend nahm er sich die Teetasse zur Hand und genoss den warmen Schwall, der ihm ins Gesicht blies. Draußen tobte ein kalter Wind und die einzelnen Schneeflocken wehten umher. Es wirkte zauberhaft, wäre seine Laune nicht so im Eimer.
Drei. Heute waren es drei.
Er nahm seinen Kugelschreiber heraus und fing an, das weise Blattpapier zu bemalen. Die Wörter kamen vereinzelt aus dem Verstand und er fixierte sich nicht nur auf das Schreiben, sondern auch der Beschreibung dessen, was er in der Hand hielt. Er schuate auf den Teller und das ebenso dampfende Essen vor sich, dann die Gabel mit dem Essen darauf.
Zärtlich gebraten und halbgar, beschrieb er das Fleisch und kritzelte die Buchstaben auf das Blatt.
Zart, ein weiteres Wort, als er mit dem Kauen anfing. Die Augenbrauen hoben sich.
Der nächste Löffel mit Soße landete im Mund. Aromatisch. Er schleckte sich über die Lippen.
Heute hatte er bereits drei Restaurants besucht, doch alle waren derart miserabel gewesen, dass er ihnen eine schlechte Bewertung gegeben hatte.
Doch dieses Essen schien nicht nur gut angerichtet, sondern auch noch gut zu schmecken. Es waren nicht wie in den anderen irgendwelche 08/15 Gerichte, wie Schnitzel mit Pommes oder Zwiebelrostbraten.
Er befand sich in der Altstadt Heidelbergs, saß in einer versteckten Nische von einem eher unbekannten Restaurant. Anders als die vorherigen, welche mit ihrem Erfolg prahlten, sah dieses Lokal eher uhrig aus und glich mehr einer Bar.
Und das äußere Erscheinungsbild erst. Hätte man ihm nicht gesagt, dass es hier etwas zu essen gab, wäre er niemals hier hereingekommen.
Als der Kellner an seinem Tisch ankam und ihn fragte, ob alle okay sei, schaute der Kritiker auf. Er nahm etwas aus seiner Brieftasche, zeigte seinen Ausweis.
Der Kellner erstarrte, als er das ernste Gesicht auf dem Lichtbild mit der Person vor sich verglich. Er verstand, rannte in die Küche und schob den Koch alias den Lokalbesitzer fast schon widerwillig zum Tisch des Kritikers.
Er war bekannt, ein strenger Kritiker zu sein. Und er stellte selten eine Empfehlung für ein Lokal aus. Der Koch sah ihn stumm an. Wartete auf eine Antwort.
Der Kritiker sah auf, tupfte mit der Serviette den Mund sauber, sah nun in die nervösen Augen des Kochs.
Er stand auf, stellte sich vor den Koch, drückte ihm das Papier in die Hand und verschwand in die kalte Nacht.
Der Koch sah auf das Dokument und lächelte.
Eine klare Empfehlung des strengsten Kritikers der Gegend.